Studium abbrechen weil Eltern nicht zahlen wollen?

vom 30.12.2014, 20:09 Uhr

Meine Freundin hat im Oktober ein Studium angefangen und da sie erst 28 Jahre alt ist, auch Bafög beantragt. Vorher hat sie ihr Abitur nachgeholt und elternunabhängiges Bafög bezogen. Diesmal wollte das Bafög Amt aber alle Unterlagen ihrer Eltern. Diese wurden eingereicht und sie bekam einen Bescheid, der aussagte, dass sie 650€ Unterhalt von ihrem Vater verlangen sollte.

Zur Situation. Sie lebt seit 10 Jahren nicht mehr bei den Eltern und hat 2 Kinder, die 7 und 5 Jahre alt sind. Ihr Freund lebt auch bei ihnen, ist aber arbeitslos.

Die Eltern haben nun von ihr verlangt, das Studium abzubrechen und 2 Jahre zu warten, bis sie 30 ist und elternunabhängiges Bafög beziehen kann. Der Vater hat sie total angemeckert und direkt aufgezählt, was er sich dann nicht mehr leisten kann und das die Mutter ihr Auto verkaufen muss und sie nicht mehr in den Urlaub können. Sie hat sich darauf hin von der Uni abgemeldet. Sie bezieht jetzt wieder Hartz 4 und hat nichts, da sie auch keine Ausbildung gemacht hat.

Wie würdet ihr euch in der Situation verhalten. Würdet ihr das Studium abbrechen, um die Beziehung zu euren Eltern nicht zu gefährden oder wäre es euch egal, auch wenn das bedeuten würde, dass die Eltern den Kontakt abbrechen würden? Wie würdet ihr euch als Eltern verhalten, wenn eure Tochter mit 28 Jahren noch studieren würde? Sicher sind 650 € nicht wenig, aber wäre es euch die Ausbildung eurer Tochter wert?

Ich kann nicht nachvollziehen, dass sie die Uni abgebrochen hat, da sie schließlich auch zum Wohle ihrer Kinder handeln muss und die Familie wird so nie aus Hartz 4 raus kommen.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde es schwierig hier zu urteilen. Einerseits kann ich die Eltern verstehen, die gerne auch etwas von ihrem eigenen Leben noch hätten und 650 Euro sind ja schon eine Menge Geld, also für mich jedenfalls. Außerdem wissen wir nicht, wie es wirklich um die Finanzen der Eltern steht. Jedoch finde ich es nicht richtig, dann aufzuzählen, was man sich dann nicht mehr leisten kann. Die Eltern hätten erst einmal überschlagen sollen, was denn noch möglich ist, vielleicht auch ohne dass die Mutter ihr Auto verkaufen müsste, was ja auch ein Stück Unabhängigkeit ist.

Ich bin bald 30 Jahre alt und hole das Abitur nach. Falls ich danach studieren möchte, hat meine Mutter schon gesagt, dass sie mich unterstützt und dass ich machen soll, was mir am Herzen liegt. Das werde ich dann tun, aber ich möchte meiner Mutter nicht vollständig auf der Tasche liegen, deswegen spare ich unter anderem jetzt schon etwas auf Dauer. Ich denke, dass ich es meinen Kindern auch ermöglichen würde, wenn ich die Mittel hätte.

Gibt es nicht noch andere Förderungen oder Möglichkeiten für deine Freundin? Kann sie vielleicht trotzdem wenige Stunden am Tag arbeiten? Ich finde es teilweise nämlich echt ungerecht, dass man abbrechen muss, weil die Eltern es nicht finanzieren können oder wollen. Ich durfte diese Erfahrung schließlich auch machen und ich bin froh, dass meine Mutter nun aufgewacht ist und bemerkt hat, dass sie ja noch eine Tochter hat, die noch Einiges vorhat. Wenn ich die Möglichkeit hätte zu studieren, ich würde alles dafür tun, auch um meinen Kindern die Möglichkeit zu bieten.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde auch den Titel etwas sehr hart ...weil Eltern nicht zahlen wollen. Es ist eine schwierige Situation, zumal sie noch zwei Kinder hat. Theoretisch könnte der Freund den Haushalt und die Kinder versorgen und deine Freundin könnte neben der Uni arbeiten.

Ich kann auch die Eltern verstehen, dass sie auch mal an sich denken wollen, vor allem da deine Freundin auch eine Familie hat und das Studienalter doch reichlich überschritten ist. Das heiß aber nicht, dass sie einfach darauf verzichten sollte. Bestimmt sind die Eltern bereit, ebenfalls der Tochter einen Zuschuss zum Leben zu geben. Aber 650 Euro, mit dem man nicht gerechnet hat, ist auch viel Geld für die Eltern. Irgendwie ist das eine verfahrene Situation.

Es ist natürlich sehr schade, wenn deine Freundin schon das Abitur nachgeholt hat und auch zeigte, dass sie es schafft, nun die Uni aufzugeben. Der Freund ist doch auch daran interessiert, dass seine Freundin später einen vernünftigen Abschluss hat. Dann wird es ihnen finanziell ja auch besser gehen. Welche andere Möglichkeit es noch gibt, an Schudienkredite zu kommen, weiß ich nicht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke es ist schwer zu sagen, wie man sich verhalten würde, da man einfach zu wenig von der Situation weiß. Warum will sie erst mit 28 Studieren Anfangen, warum hat sie mit 28 Jahren noch keine Ausbildung gemacht. All diese Sachen sind durchaus wichtig bei der Beurteilung.

Wenn sie noch keine Ausbildung hat, weil sie sich einfach nicht gekümmert hat und bisher einfach nur rum gegammelt ist, dann wäre ich als Eltern auch nicht bereit meiner 28 Jährigen Tochter noch Unterhalt zu zahlen. Irgendwann sind meiner Meinung nach die Eltern schlichtweg nicht mehr dafür verantwortlich für den Unterhalt der Kinder aufzukommen, sondern die Kinder sollen doch selber schauen wie sie dies finanzieren. Und wenn ein Kind nicht bereit ist Zeit und Kostensparend sein Leben zu Planen finde ich es durchaus gerechtfertigt, wenn die Eltern nicht bereit sind ihrer Tochter die 28 ist noch Geld zu geben.

Immerhin gibt es durchaus auch andere Möglichkeiten seinen Unterhalt zu verdienen. Erster Schritt wäre es dafür zu sorgen, dass der Mann eine Arbeit findet. Ich bin ehrlich ich denke in so einer Konstellation wäre ich mir nicht sicher ob ich meinem Kind das Studium dann noch freiwillig bezahlen würde und extrem zurück stecken. Ich bin mir um ehrlich zu sein allerdings auch nicht sicher, ob die Eltern wirklich noch unterhaltspflichtig sind. Nur weil das Bafög Amt ja sagt, heißt es noch lange nicht, dass ein Richter auch so entscheidet. Also ich kenne auch einen Fall, in dem die Eltern im Endeffekt nicht zahlen mussten obwohl das Kind keinen vollen Bafög Satz bekommen hat.

Wie ich an der Stelle deiner Freundin reagieren würde ist auch schwer zu sagen. Denn die Frage ist, wie das Verhältnis Allgemein zu den Eltern ist. Ist das Verhältnis sowieso angeschlagen und ich will es unbedingt studieren und fühle mich auch nicht dafür verantwortlich, dass ich mit 28 Jahren noch nichts erreicht habe Berufs beziehungsweise ausbildungstechnisch würde ich es vielleicht schon machen. Aber mir persönlich will es nicht in den Kopf wie jemand mit 28 noch keine Ausbildung haben kann.

Wie gesagt, ich finde die Konstellation sehr fragwürdig und kann ohne weitere Informationen auch einfach nicht sagen wie ich reagieren würde. Auch wenn ich es für richtig halte, dass Eltern die erste Ausbildung der Kinder finanzieren müssen und solange für sie aufkommen müssen, finde ich persönlich muss auch das Kind dementsprechend agieren. Warum sollen die Eltern für ein 28 Jähriges Kind noch zurück stecken, welches mit 28 Jahren nicht einmal eine Ausbildung hat. Mag sein, dass ich ihr da sehr unrecht tu, aber nach deiner Beschreibung finde ich es nicht gut wenn ihre Eltern wegen ihr so extrem zurück stecken müssen.

Wenn sie dieses Studium wirklich machen möchte gibt es auch Möglichkeiten dies selbst zu finanzieren. Sie kann nebenbei problemlos jobben, gerade weil ihr Freund nicht arbeitet. Auch ihr Freund könnte Geld hinzuverdienen. Auch kann man mit 28 Jahren noch Studienkredit beantragen. Möglichkeiten gibt es genug, man muss es nur auch wollen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sie hat für alles länger gebraucht. Sie hat nach der 10. Klasse ihr Fachabi gemacht und ist dann schwanger geworden. Dann kam das zweite Kind und anschließend hat sie 3 Jahre ihr Abi nachgemacht. Damit ist sie erst dieses Jahr fertig geworden und wollte dann eben studieren.

Ob sie noch zusätzlich zum Studium arbeiten kann, weiß ich nicht. Der Mann ist nicht unbedingt der Zuverlässigste. Er ist auch ein bisschen überfordert mit den beiden Kindern. Besser wäre es, wenn er arbeiten gehen würde, aber wie gesagt, er ist nicht der Zuverlässigste.

Das Problem liegt darin, dass die Familie Hartz 4 bekommt und sie nicht, da sie einen Bafög Anspruch hat. Das heißt sie kann nur mit dem Bafög studieren, da für sie weder der Regelsatz noch ihr Mietanteil gezahlt wird.

Ich kann die Eltern auch verstehen, sie sind Rentner und haben hart gearbeitet. Auf der anderen Seite wird es für die Freundin höchste Zeit, was aus ihrem Leben zu machen.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde in dem Alter haben die Eltern auch verdient für sich selber aufzukommen und nicht noch die Kinder mitfinanzieren zu müssen. Ich meine schlau wäre es ja sicherlich, wenn sie nun eine Ausbildung machen würde. Dann würde Geld reinkommen und sie könnte es sich vielleicht auch irgendwie anrechnen lassen beim Studium, wenn sie etwas Passendes findet. Auf jeden Fall würde ich nicht meine Eltern blechen lassen, wenn ich weiß, dass sie dann wegen mir ihr Auto aufgeben müssen und so weiter.

Außerdem kann eine Ausbildung ja nicht schaden und man sollte der Partner auch bestrebt sein eine Arbeit zu finden und wenn es erstmal etwas über eine Leiharbeitsfirma oder was auch immer ist, aber die Kinder sehen das ja und bekommen das dann vorgelebt, was nicht gut ist. Da sollte man sich schon mehr bemühen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^