Sollten Schüler demonstrieren dürfen?

vom 22.01.2019, 08:05 Uhr

Soweit ich gelesen habe, sollen Schüler bundesweit für das Klima gestreikt haben. Das hat natürlich zu Diskussionen geführt inwiefern Schüler überhaupt streiken dürfen sollten. Wie seht ihr das? Findet ihr, dass Schüler während der Unterrichtszeit streiken dürfen sollten? Oder geht das eurer Ansicht nach gar nicht? Würdet ihr das vielleicht sogar vom Alter der Schüler abhängig machen wegen der allgemeinen Schulpflicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Warum sollten Schüler nicht demonstrieren dürfen? Auch Schüler haben das Recht auf freie Meinungsäußerung. Sicherlich gibt es die Schulpflicht und idealerweise demonstriert man, wenn man frei hat. Aber das ist eben nicht immer so machbar.

Außerdem können Schüler sich freistellen lassen. Wie oft hatte ich freitags oder samstags frei, weil eine Sportveranstaltung anstand? Niemand kann mir erzählen, dass ein Reitturnier einen höheren Stellenwert hat als politisches Engagement. Politische Bildung hat doch im Lehrauftrag keinen geringeren Stellenwert als körperliche Ertüchtigung oder Leistungssport.

Wir haben damals geschlossen mit allen weiterführenden Schulen und Berufsschulen der Stadt demonstriert. Was war das für ein Drama! Zuerst Verbot der Direktor die Teilnahme und beförderte den Schulsprecher des anderen Gymnasiums unsanft die Treppe herunter, dann ließ er alle Ausgänge verschließen.

Der größte Teil des Lehrkörpers stellte sich gegen den Chef und stellte die Teilnahme aus Gewissensgründen frei. Den anderen gingen die Schüler einfach stiften. So gingen 1.000 Schüler durch die Erdgeschossfenster zur Demo. Und ich sehe da kein Problem. Wenn Sport ein zwingender Grund für eine Freistellung ist, dann ist es politisches Engagement, insbesondere in eigener Sache, wohl ebenso zwingend.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde die Debatte an sich schon absurd. Einerseits soll man heute junge Menschen nicht mehr zu willigen Befehlsempfängern erziehen, sondern zu mündigen Bürgerinnen, die sich engagieren, ihre eigene Meinung bilden, auch politisch interessiert sind und nicht nur am Dschungelcamp, und die auch Courage und Verstand genug haben, um sich gegen Miss-Stände zu wehren und zu widersetzen.

Aber das alles dann bitte außerhalb der vorgeschriebenen Unterrichtszeiten. Schließlich gibt es Regeln, an die man sich halten muss, und die Doppelstunde Sport oder Biologie steht im Lehrplan und muss exakt da und dort abgehalten werden, sonst könnte ja jeder kommen! Seid engagiert, denkt mit und wehrt euch, aber bitte nur so, wie es euch die Erwachsenen erlauben und gutheißen! Merkt da niemand den Widerspruch?

Ich habe zu meinen Schulzeiten auch erlebt, wie viele Stunden wegen Personalmangels ausgefallen sind, und auch die berühmten "Extrawürste" wegen Geräteturnen, Ballett und ähnlichem Schwachsinn. Viele Schüler hatten gerade jetzt um die Zeit fast vier Wochen Weihnachtsferien wegen Schnee, und da kann man den Stoff ja auch problemlos nachholen. Aber zwei Stunden Protestieren, und die Leute sind quasi kriminell und sterben dumm?

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich meine, für gewisse Dinge der Schulpolitik wurden wir sogar von den Lehrern angehalten zu demonstrieren. Ich kann mich zumindest an eine Aktion vorm Landeshaus in der Landeshauptstadt erinnern. Worum es ging, weiß ich nicht mehr genau. Es war irgendetwas, was an sich die Lehrer betraf, meine ich. Ein anderes Mal hat unsere Klasse großes Aufsehen erregt und ist sogar auf die Titelseite der lokalen Zeitung gekommen.

Da haben wir dafür demonstriert, dass die Lehrerin, die bei uns als Schwangerschaftsvertretung gewesen ist, bleiben darf und nicht einfach wieder in die Arbeitslosigkeit entlassen wird, als die ursprüngliche Lehrerin wieder arbeiten konnte. Die Vertretungslehrerin war recht gut und beliebt gewesen und unserer Meinung nach war es einfach ungerecht, dass sie nun so einfach wieder entlassen wurde mitten im Schuljahr, obwohl auch an unserer Schule Lehrermangel herrschte.

Die erste Aktion fand meiner Erinnerung nach außerhalb der Schulzeit statt. Beim zweiten Mal haben wir während unserer Schulzeit gestreikt für die Demonstration, allerdings innerhalb der Schule. Ich finde, Schüler haben insofern dasselbe Recht wie erwachsene Personen. Das große Problem, das ich allerdings bei der Teilnahme an einer solchen Demonstration sehe, ist, wer die Aufsicht über die ja wohl meist minderjährigen Schüler hat.

Und ich denke, hieran wird es so gut wie immer scheitern - entweder, weil keine Aufsichtspersonen vorhanden sind oder die Eltern es nicht genehmigen. Man denke etwa an die Bürokratie, die nötig ist, wenn es um einen Schulausflug geht! Theoretisch muss ja auch geregelt sein, was ist, wenn etwas passieren sollte. Es geht ja nicht, dass etwa eine Horde 11Jähriger ohne jede Aufsicht irgendwo in einer Stadt demonstriert. Einige gehen dabei vielleicht "verloren", steigen in den falschen Bus, beschädigen etwas etc.

Ich finde, hierfür sollte eine Lösung gefunden werden, denn es gibt genügend Themen, die auch Minderjährige angehen. Da sollte man ihnen eine Teilnahme ermöglichen, gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass die Demo nicht nur genutzt wird, um der Schule fern zu bleiben. Ich finde, Demonstrationen sind nicht weniger wichtig als Sportveranstaltungen etc., wofür es auch Freistellungen von der Schule gibt.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Natürlich sollten Schüler demonstrieren dürfen und ihre Bürgerrechte wahrnehmen. Ich fände es von den Lehrkörpern auch fast schon heuchlerisch, mündige Bürger heranziehen zu wollen, die den Schülern dann eine Demonstration verbieten, weil sie vielleicht die letzten beiden Stunden verpassen. Ironisch wäre es ja noch, wenn diese letzen Stunden Sozialkunde wären, wo sie über ihr Demonstrationsrecht aufgeklärt würden.

Man kann die jetzige Generation gar nicht genug zur Politisierung ermutigen, denn subjektiv habe ich schon das Gefühl, dass der Wille zu einer politischen oder sonstigen relevanten Meinung bei immer mehr Menschen verloren geht. Wäre ich Lehrerin, würde ich so ein Ansinnen auf alle Fälle unterstützen, auch wenn sich dann vielleicht die Rektoren querstellten. So eine Geschichte wie von Cooper kenne ich auch, bei uns war es damals die bundesweite Demonstration gegen den ersten Golfkrieg. Das hat uns Kinder und Jugendliche schon sehr beschäftigt und auch viele Ängste ausgelöst.

Unsere Lehrer wussten für einen begrenzten Zeitraum nicht so richtig, ob sie uns gehen lassen dürfen, aber am Ende löste sich die Situation wie beschrieben auf. Doof fand ich nur die Leute, die dann lieber in die Spielhalle oder zum Billard gefahren sind und nicht mit zur Demo kamen, aber das war die Minderheit. Manche Demonstration zu anderen Themen fanden direkt nach dem Unterricht statt, aber auch die wurden von vielen trotzdem wahrgenommen.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde schon, dass auch Schüler demonstrieren dürfen und wenn sie es nicht für das Klimathema während der Schulzeit tun würden, wer würde sie denn dann mit Aufmerksamkeit beschallen? Dann sind es nur Schüler die demonstrieren, aber dort stehen Schüler und Schülerinnen, die auch Strafen wie Nachsitzen in Erwägung ziehen oder Bußgelder, wenn wir ehrlich sind. Denn es gibt ja eine Schulpflicht und diese Demos werden wohl als „Blau machen“ wohl eher bezeichnet.

Lehrer würden sich aber mal keinen Zacken aus der Krone brechen, gerade auch Naturwissenschaftslehrer & Co, einfach daran teilzunehmen und mit zu machen. Ihre Schüler in einer guten Sache den Rücken zu stärken, das würde ich mega finden, auch wenn es normalerweise nicht belohnt werden soll. Doch da kommen die Kleinsten zu Wort, werden von Lehrern mit Fachwissen wie Naturwissenschaft, Physiklehrer, Biolehrerin & Co unterstützt. Das würde ich mega finden.

Wäre ich eine Lehrerin, würde ich das im Naturwissenschaftenunterricht, Biologie oder sowas total mit einfließen lassen. Ich würde das gut finden, wenn man auch darauf mal etwas eingeht. Dort geht es auch primär um die Zukunft all jener, die nach uns kommen und wenn nicht die Jüngsten mit blau machen und demonstrieren auf sich aufmerksam machen, wie dann?

Einfach eine Demo + Plakat am Mittag? Wäre nicht so erfolgreich gewesen, wie die kleine Schwedin es vorgemacht hat und viele deutsche Kinder es nachmachen. Ich finde es jedenfalls toll, wie sie versuchen, so die Leute auf ihre Seite zu ziehen und das Hauptaugenmerk da hinlenken, wo es hingehört.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Schüler könnten meinetwegen mal mit einer Demo für irgendetwas demonstrieren, aber nicht jeden Freitag streiken. Diesem Treiben würde ich schon einen Riegel vorschieben, denn die meisten machen sich doch einen Gaudi daraus und wissen gar nicht, um was es überhaupt geht. Aber letztendlich ist die Politik doch selbst schuld, weil sie mit ihrer Weltuntergangshysterie, solche Aktionen noch schürt.

Und wenn ich solch ein Schüleraktivist wäre, dann würde ich das sogar noch auf die Spitze treiben und für Donnerstags Streiks für eine atomwaffenfreie Welt und für Mittwochs Streiks für eine Welt ohne Hass und Hetze ausrufen. Für Dienstags und Montags ließe sich bestimmt auch noch etwas erfinden und das pikante daran wäre ja, dass die Politik nur schwerlich dagegen einschreiten kann, und aus der Nummer nicht mehr herauskommt.

» Herr Krawuttke » Beiträge: 424 » Talkpoints: 29,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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