Inwiefern beeinflusst euer Job eure Identität?

vom 15.07.2018, 14:29 Uhr

Jeder Mensch muss früher oder später einem Job nachgehen, sofern er nicht aus diversen Gründen arbeitsunfähig ist. Aber inwiefern beeinflusst euer Job eure Identität? Empfindet ihr euren Beruf als identitätsstiftend? Wie viel Raum nimmt euer Job in eurem Leben ein? Bestimmt er einen Großteil eurer Gespräche im Alltag?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mein Job beeinflusst mein Leben sehr stark. Das Problem ist allerdings auch, dass vieles aus meinem Job oder eher womit ich im Job zu tun habe, meiner Kindheit und Jugend entspricht. Dadurch weiß ich auch genug über diese Milieus, die Menschen und deren Denkweise. Es ist ein wenig anders, als das „Normale“ in der Welt.

Es beeinflusst mich in dem Sinne, dass ich eine gewisse Menschenkenntnis erlangt habe, die meinen ohnehin starken Charakter nochmals bekräftigt. Ich erkenne schlechte Menschen sehr schnell. Geh mal mit mir einen Tag spazieren! Ich sage dir, welche Personen Stressmacher in Bahnen & Co sind, gleich möglicherweise zu Stress neigen und mehr.

Mich kann gleichermaßen aber auch durch Kindheit und mittlerweile Beruf nicht schocken. Ich habe einen Mörder in der Familie, ich habe Menschen in der Familie, die wegen Zuhälterei, Menschenhandel, Körperverletzungen, Betrug und vieles mehr verurteilt wurden. Da schockt mich wirklich nichts mehr. Zudem habe ich mit etlichen Menschen unterschiedlicher Couleur zu tun, kenne Fremdgeher, Schläger, Rocker usw.

All das hat mich dazu gemacht, wer ich bin. Ich muss für vieles aus der Kindheit, logischerweise und Jugend nicht dankbar sein. Doch es hat mir viel Erfahrung und Menschenkenntnis mit auf dem Weg gegeben. Auch habe ich meinen Charakter entsprechend gefestigt und dadurch ist mir viel Leid im Leben erspart geblieben. Es hat aber auch Freunden sowie Freundinnen sowie Bekannte geholfen.

Sei es bei banalen Themen oder wichtigen, wo der Partner sich entschuldigt, weil er seine Frau schlägt. Wie fühlt man sich als gegenüber, wenn ich die Worte in etwa zu 100 Prozent aufsagen kann, die derjenige als Entschuldigung genutzt hat? Es dann wenige Wochen später zum selbigen Vorfall kommt und ich wieder sagen kann, was für ein Geheule kommt. Dasselbe mit Fremdgehern usw. Das hat vielen meiner Bekannten eine weitere „Chance“ erspart und sie haben daraus ebenso schnell gelernt.

Ich denke, dass meine Kindheit sowie Jugend und mein jetziger Beruf in gewisser Weise Fluch sowie Segen gleichermaßen sind. Es beeinflusst mich, kann man nicht leugnen, aber gleichermaßen auch positiv. Es ist aber eben auch ein Milieu und Arbeitsumfeld, welches weit von der Norm der Gesellschaft entfernt ist.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich betrachte meinen Beruf auch als Teil meiner Identität, gerade weil er einen Namen hat und sich viele Leute etwas darunter vorstellen. Meistens das Falsche, weswegen ich mitleidige Blicke und herablassende Kommentare ernte, aber was willst du machen?

Hierzulande und heutzutage wird die wahrnehmbare Identität eines Menschen meiner Meinung nach aus einer Handvoll Kerndaten zusammengesetzt, zu denen auch der Beruf oder generell die Rolle in der Gesellschaft gehört, sprich also auch das Rentenalter oder das "erfolgreiche Familienunternehmen :wink: ". Zumindest in der bürgerlichen Gesellschaft haben die meisten Menschen irgendeine "Beschäftigung", auch wenn sich die Zeiten allmählich ändern und sich nicht mehr jeder über seinen Job definiert.

Dazu kommen noch weitere Eckdaten wie das Geschlecht (heute auch nicht mehr so einfach), der Familienstand, die ethnische Herkunft, Fortpflanzung ja/nein und zumindest grob das jeweilige Alter. So wird man von außen eingeordnet, was auch wiederum Einfluss auf das Selbstbild hat. Müsste ich mich selber spontan beschreiben, würde ich auch mit Alter, Herkunft, Familienstand, Job anfangen und nicht gerade mit Lieblingsfarbe, Lebensziel, besonderem Talent und augenblicklicher Stimmung.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mein Job bestimmt meine Identität eigentlich recht wenig, abgesehen davon, dass seine Ausübung zeitlich gesehen viel Platz in meinem Leben einnimmt. Aber sobald ich das Büro verlassen habe, fühle ich mich dem Beruf nicht allzu sehr verpflichtet oder angehörig. Ich unterhalte mich in meiner Freizeit auch kaum über meinen Beruf, wenn ich nicht explizit danach gefragt werde. Das liegt auch daran, dass es einige Vorurteile über den Beruf gibt, die in Richtung Stubenhocker und Technik-Nerd gehen, die ich eigentlich gar nicht erfülle. Genaugenommen stehe ich neuen technischen Entwicklungen im Bereich IT eher distanziert gegenüber und bin keiner, der sich immer gleich die neuesten Erfindungen ins Haus holt.

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» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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