Psychische Krankheiten zuerst mit Kräutern behandeln?

vom 08.02.2019, 09:22 Uhr

Man hört ja immer wieder, dass psychische Krankheiten immer mehr zunehmen und heute wirklich oft Psychopharmaka verschrieben werden. Nun bin ich auf ein Buch gestoßen, in dem jemand erklärt, dass auch Kräuter und Heilpflanzen bei psychischen Erkrankungen und auch Schlafstörungen helfen können. Johanniskraut soll ein natürlicher Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sein. Aber ist in seinen Neben- und Wechselwirkungen nicht zu unterschätzen.

Ich selbst habe schon Schlafprobleme mit Lavendel behandelt und auch einen Nerven- und Schlaftee ausprobiert. Je nachdem wie schlimm oder ausgeprägt die Probleme sind, kann das schon helfen, aber eben nicht immer.

Was haltet ihr davon bei psychischen Krankheiten zuerst Kräuter auszuprobieren? Meint ihr, dass bei einer Depression auch Johanniskraut helfen kann? Würdet ihr es sogar bevorzugen zuerst etwas Pflanzliches einzunehmen und nicht gleich zur Chemie zu greifen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich dachte am Anfang auch, dass Melisse und Johanniskraut bei meiner Depression helfen würden. Also habe ich mir jeden Abend einen Tee zubereitet oder die Kräuter inhaliert. Der Grad der Entspannung war vorhanden, aber nicht besonders langanhaltend. Außerdem kam mir irgendwann der Tee aus den Ohren, ich konnte ihn irgendwann nicht mehr anrühren.

Ich nehme keine Psychopharmaka, sondern arbeite mittlerweile mit anderen Methoden gegen die PTBS und die Depression. Das wären Entspannungsübungen, Meditationen, Stressreduzierung und ich nehme mir am Abend gerne mal eine Stunde Zeit für mich. Außerdem versuche ich Situationen weniger Wert zuzuweisen und weniger zu bewerten. Das heilt die Depression zwar nicht, macht das Leben aber wieder etwas besser.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12530 » Talkpoints: 71,65 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich glaube das kommt auch darauf an wie schlimm man etwas hat. Wenn man nur eine Verstimmung hat, wie sie ja durchaus vorkommen kann oder man einfach viel Stress hat, dann kann man sicherlich Kräuter nehmen, aber sonst würde ich zusehen, dass ich einen Termin bekomme und Hilfe abseits von Kräutern bekomme, denn so richtig intensiv werden die Kräuter nichts bringen. Bei manchen Problemen braucht man einfach mehr.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das Problem sind nicht nur Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen. Viele dieser Kräuterprodukte zählen überhaupt nicht zu den Medikamenten sondern werden als Nahrungsergänzungsmittel deklariert. Das heißt sie werden nicht so streng kontrolliert, es kann zu größeren Schwankungen bei den Wirkstoffmengen kommen und so weiter.

Wenn es sich nur um Tee handelt, der gegen die Erkältung helfen soll, ist das nicht weiter tragisch - es sei denn es werden mal wieder Rückstände von Pestiziden gefunden - aber wenn man ein richtiges Medikament ersetzen will sollte man sich schon auf die Inhaltsstoffe verlassen können.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Generell ist die Behandlung psychischer Krankheiten ja viel schwieriger als ein echtes körperliches Leiden. Seelische Störungen lassen sich ja für Außenstehende oft kaum nachvollziehen und mitunter machen diese Erkrankungen ja auch manchmal logisch betrachtet gar keinen Sinn.

In erster Linie muss das ja der betroffene irgendwie selber erkennen und sich eher selber behandeln. Natürlich kann man dabei helfen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass da auch Kräuter helfen können, wenn das dazu führt, dass man sich viel mehr mit seiner Erkrankungen befasst. Und sicherlich kann dann auch der Gedanke, dass da etwas helfen soll wirklich helfen.

Aber auch Psychopharmaka haben ihren Stellenwert und sind manchmal wohl kaum verzichtbar. Ob aber die Psychiater auch immer so ganz genau wissen, wie ihre Medikamente wirken und was dann im Körper passiert und ob das gerade wirklich das Problem ist, weiß ich aber nicht so richtig.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wenn ich so etwas schon lese, dann habe ich eher den Verdacht, dass da jemand gar nicht zum Arzt gehen möchte, weil da jemand die Diagnose "psychische Erkrankung" fürchtet und das Stigma bzw. Unverständnis der Mitmenschen. Da ist es natürlich einfacher, wenn man sich einredet, dass es gar nicht so schlimm ist und dass man mit ein paar Kräutern schon mehr oder weniger "geheilt" sein wird.

Wie schon richtig angemerkt worden ist, ist nicht immer derselbe Wirkstoff enthalten und die Produkte werden kaum kontrolliert, die man in der Drogerie kaufen kann. Daher rate ich eher davon ab und empfehle den Gang zu einem ärztlichen Fachmann. Wenn man sich bei dem einen Arzt nicht wohlfühlt und ihm mehr oder weniger direkt angebotsinduzierte Nachfrage unterstellt, dann muss man eben zu einem anderen Arzt gehen, zu dem man mehr Vertrauen hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Warum nicht? Noch dosierte Extrakte aus Johanniskraut, die es ja durchaus mit standardisierten Inhaltsstoffen gibt, wirken ebenso gut wie verschiedene bekannte Psychopharmaka und haben weniger Nebenwirkungen. Bei leichten und mittelschweren Depressionen ist das durchaus einen Versuch wert. Bei schweren Depressionen funktioniert es aber nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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