Sind Menschen mit psychischen Erkrankungen oft kreativer?

vom 04.02.2019, 09:35 Uhr

In einem Buch schreibt eine Autorin, dass sie die Erfahrung gemacht hätte, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen meist kreativer seien als andere und gerne verschiedene Handarbeiten und auch andere Projekte und Hobbys in dem Bereich nachgehen. Leider begründet sie ihre Aussage nicht. Allerdings ist es ja so, dass in vielen Therapien auch bestimmte kreative Arbeiten vorkommen und eine Rolle spielen. Wie bei der Ergotherapie zum Beispiel.

Meint ihr auch, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen oft kreativer sind als andere? Habt ihr da selbst Erfahrungen und Beobachtungen gemacht? Gibt es dafür durchaus Belege? Wie erklärt ihr euch, dass dem so ist? Meint ihr, dass es durchaus an der Therapieform liegt oder sich die Betroffenen irgendwie ablenken und beschäftigen möchten? Oder liegt es daran, dass viele in kreativen Hobbys auch Ruhe und Entspannung finden?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich sehe da keinen Zusammenhang. Wo definitiv ein Zusammenhang existiert ist zwischen psychischen Erkrankungen und den Hang zu irgendwelchen Süchten wie Alkoholsucht, Drogenkonsum oder dergleichen, um die negativen Gedanken und Gefühle nicht mehr ertragen zu müssen. Wenn psychisch kranke Menschen automatisch kreativer wären als normale Menschen müssten ja zwangsläufig alle Künstler, Modedesigner, Sänger etc. psychisch gestört sein. Ich sehe da keinen Zusammenhang.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Handarbeiten als Beispiel hat für mich noch nichts mit Kreativität zu tun. Es gibt genügend schöne Hobbys in dem Bereich, die ich auch gerne ausübe, und die stur auf dem Nacharbeiten von Mustern oder Vorlagen basieren. Malen nach Zahlen ist ja auch nicht kreativ in dem Sinne.

Aber ganz davon abgesehen bin ich auch immer äußerst skeptisch, wenn man Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen automatisch besondere Begabungen und Fähigkeiten unterstellt. Für mich klingt es einerseits nach positiver Diskriminierung, die ja auch niemandem etwas bringt, schon gar nicht den stinknormalen Betroffenen, die "nur" depressiv oder was auch immer sind, aber nicht besonders gut handarbeiten oder malen können.

Andererseits finde ich, dass so diverse Einschränkungen und Defizite klein geredet und beschönigt werden, anstelle dass man sich eingesteht, dass manche Leute in der Gesellschaft mehr Hilfe brauchen als andere. Ich sehe hier beispielsweise Parallelen zu dem Vorurteil, dass Menschen mit Down-Syndrom alle durch die Bank liebenswerte Sonnenscheinchen sein sollen oder körperlich behinderte Leute ihr Schicksal immer tapfer und mit einem Lächeln meistern.

Auf diese Art kann man sich als Nicht-Betroffener leichter abwenden und denken: So schlimm ist das schon nicht, immerhin haben die Leute auch Vorteile von ihren Problemen. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass viele Betroffene gerne weniger kreativ, aber dafür auch weniger selbstmordgefährdet wären.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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