Wärt ihr für eine Abschaffung der Schulnoten?

vom 01.02.2019, 19:51 Uhr

In Hessen geht man wohl zukünftig den Weg, dass man den Schulen die Abschaffung der Schulnoten freistellt und diese durch Wortzeugnisse oder Bewertungskommentare ersetzt. Ich persönlich finde diesen Vorstoß ja etwa komisch und schon sehr gewöhnungsbedürftig. Wärt ihr denn für eine generelle Abschaffung oder Beibehaltung der Schulnoten? Was würde denn eurer Meinung nach dafür und was dagegen sprechen?

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» friedchen » Beiträge: 1312 » Talkpoints: 940,01 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als Schülerin hätte ich das wahrscheinlich toll gefunden, aber jetzt als Erwachsene frage ich mich schon, was das soll. Man packt die Schüler praktisch in Watte indem man ihnen die knallharte Bewertung ihrer Leistungen vorenthält und macht es ihnen dann nur schwerer später mit diesen Bewertungen klar zu kommen. Denn irgendwann werden sie damit klar kommen müssen, spätestens wenn sie studieren oder eine Ausbildung machen.

Was ich allerdings nicht schlecht fände wäre die Möglichkeit zusätzlich zur Note einen Kommentar zu hinterlassen. Manchmal sind die schriftlichen und die mündlichen Leistungen ja unterschiedlich, das kann man in einer einzigen Note für das Fach schlecht ausdrücken. Oder ich hatte mal eine mittelmäßige Sportnote, weil ich nur bei einer benoteten Übung mitmachen konnte und dann verletzt ausgefallen bin. Das war aber blöderweise eine Mannschaftssportart und die liegen mir nicht. Das könnte man auch vermerken, dass das nur die Note von einer einzigen Übung ist und damit nicht wirklich repräsentativ.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Das finde ich völlig unnötig und unpraktikabel. Wie will man denn mit Wortlauten Leistungen vergleichen. Ich will nicht wissen ob sich der Schüler in Mathe bemüht hat und fleißig dem Unterricht gefolgt ist. Ich will wissen ob der rechnen kann. Und das sieht man am schnellsten und einfachsten mit einer Schulnote. Die wird ja nicht nach Lust und Laune vergeben. Da gibt es sicher immer noch eine Streubreite, aber wenn man nicht rechnen kann, dann bekommt man keine gute Note. Das kann man schon recht schnell ableiten und Noten sind eben immer noch am vergleichbarsten.

Außerdem setzen Wortlaute ja auch voraus, dass derjenige, der sie liest, auch mit den Formulierungen etwas anfangen kann. Man muss sich doch nur mal Arbeitszeugnisse anschauen. Die dürfen ja gar keine schlechte Formulierungen enthalten und dementsprechend klingt da auch erst einmal jedes irgendwie gut. Bis man versteht, dass es doch nicht so gut ist, wenn da steht man hat zur Zufriedenheit gearbeitet.

Auch habe ich ja einige Lehrer in meiner Familie und im Bekanntenkreis und die müssen zusätzlich zu den Noten auch immer mal wieder solche Beurteilungen mit dazu schreiben. Und wenn ich mir anschaue, wie die erstellt werden und mit welcher Mühe und Ehrlichkeit, dann sagen die eigentlich gar nichts aus.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich glaube als Schüler hat man in so einem Fall wenig Anreiz sich überhaupt anzustrengen. Das Zeugnis wird dann ja eventuell eh nach Sympathie als wirklich nach dem erstellt, wie sich der Schüler so gegeben hat. Vor allem frage ich mich aber auch, was man dann macht, wenn man sich in einem anderen Bundesland bewerben möchte.

Immerhin sind die Personaler ja auch Zeugnisse mit Noten gewöhnt und keine Bewertungen, wie bei einem Arbeitszeugnis. Wird es dann für das Zeugnis auch eine Art Geheimsprache geben oder darf dies dann auch mal schlecht ausfallen vom Ton her? Für mich ist das eine Entscheidung, die viel zu kurzfristig gedacht wurde und die sicherlich auch zugrunde hat, dass es den Lehrermangel gibt. Für eine ordentliche Bewertung braucht man mehrere Noten, wenn aber selten jemand da ist, kann man ja schlecht jede Stunde eine Klassenarbeit schreiben, daher kann ich mir vorstellen, dass man dem so ein bisschen aus dem Weg gehen möchte. Am eigentlichen Problem ändert das aber auch nichts.

Für den Schüler selber ist das aber auch ein undurchsichtiges System. Man weiß ja gar nicht wo man steht. Wenn man Punkte bekommt oder Noten, dann weiß man in welchen Fächern man nochmal etwas lernen muss und in welchen Fächern man gut ist. Die eigene Selbsteinschätzung muss aber erst gelernt werden und sicherlich liegt man da ohne Noten öfter mal daneben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Schulnoten in Hessen werden ja nicht abgeschafft. Man ist sich dort darüber einig, dass dann ab Klasse 9 wieder Schulnoten gelten sollen wegen der Vergleichbarkeit und weil die Noten dann für die Ausbildungsplatzsuche oder die weitere schulische Laufbahn (Abitur oder Studium) relevant sein könnten.

Ich denke aber dennoch, dass es ziemlich problematisch ist, wenn man Kinder in der Hinsicht verwöhnt. Wenn man erst ab Klasse 9 von ihnen verlangt, sich mit Noten auseinanderzusetzen wird es schwer für die Kinder, sich dann umzugewöhnen und damit umgehen zu lernen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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