Studieren gehen, aber keine Zukunftspläne haben?

vom 30.01.2019, 08:18 Uhr

Eine Bekannte von mir ist im Ausland geboren und aufgewachsen und hat dort auch studiert und gearbeitet. Sie hat sich aber dazu entschlossen, eine neue Richtung einzuschlagen und hat sich daher für den Master an einer Uni in der Nähe beworben und ist auch angenommen worden. Sie studiert hier nun schon seit einem Semester.

Jedenfalls habe ich sie dann auch gefragt, wohin es denn beruflich gehen soll und bin davon ausgegangen, dass sie das mit Anfang, fast Mitte 30 schon wissen wird. Ihre Fächerkombination ist eben sehr interessant und ungewöhnlich. Daraufhin meinte sie aber nur, sie hätte sich noch gar keine Gedanken gemacht und wisse nicht, was sie später damit anfangen möchte. Das finde ich für das Alter und mit entsprechend Lebenserfahrung schon ungewöhnlich.

Sonst treffe ich diese Einstellung immer bei "Frischlingen", die gerade das Abitur in der Tasche haben oder frisch mit dem Studium angefangen haben. Wie seht ihr das? Findet ihr es ungewöhnlich, wenn man zwar studieren geht, aber so gar keine Ahnung hat, was man später (damit) machen möchte?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe nicht studiert, da brauche ich mit fast Mitte 40 auch nicht mehr mit anfangen. Was ich aber damals gemacht habe, ist der Techniker. Elektrotechniker um genau zu sein. Auch ich wusste während meiner Weiterbildung noch nicht genau, in welche Richtung ich damit gehen wollte. Selbst wenn die Ausbildung recht allgemein gehalten ist, spezialisiert man sich dann doch in eine bestimmte Richtung.

Ein Freund von mir hat Jura studiert und auch da gibt es Richtung für die man sich dann spezialisieren muss, das liegt aber dann wohl auch daran, weil man selbst für ein Gebiet wie Strafrecht oder Familienrecht, nicht alles wissen kann.

Vielleicht ist es ja bei deiner Bekannte ähnlich. Sie meint vielleicht nicht unbedingt, dass sie gar keine Vorstellung davon hat wo es hin geht, sondern eher noch nicht weiß, welches Spezialgebiet ihr am ehesten liegt. Ich denke nicht dass man einfach nur studieren geht, weil man nicht was, was man eigentlich machen will. Gut BWL ist vielleicht eine Ausnahme. :D

Ich denke dass sie während des Studiums einfach nur herausfinden muss, welches Spezialgebiet für sie am interessantesten ist, oder mit welchem Gebiet sie sich am leichtesten tut oder wo auch immer ihr Fokus hinfallen wird.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ungewöhnlich ist es wohl schon, aber ich kann mir auch vorstellen, dass es zumindest zum Teil eine Reaktion auf die generellen Unwägbarkeiten des Alltags und der Zukunft darstellt. Manche Berufsbiografien sind eben geradliniger als andere, und je nach Studiengang kann man entweder davon ausgehen, dass man garantiert irgendwo unterkommen wird, da hoch gefragte Fachkraft oder wenn man etwas Blumiges studiert (wie ich damals), dass man schauen muss, wo man bleibt und vom Glück und Zufall abhängig ist.

Von daher finde ich es auch bei "älteren Semestern" eigentlich nachvollziehbar, wenn man die Dinge einfach auf sich zukommen lässt. Oft genug kann man ja planen, so viel man will, und dann landet man doch in irgendeinem Praktikum, macht sich gut, wird übernommen und arbeitet auf einmal in einer Branche, an die man nie gedacht hätte. Und die finanzielle Absicherung scheint ja vorhanden zu sein. Wer an der Armutsgrenze dahineiert und/oder eine Familie zu ernähren hat, schreibt sich nicht einfach so zum Spaß und aus Interesse für einen Studiengang ein.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich hatte während meines Studiums bis zum Schluss keine konkreteren Karrierepläne. Ich habe studiert, weil mich die Studieninhalte interessiert haben. Allerdings waren das Fächer, bei denen klar war, dass man vielerlei Möglichkeiten hat und die händeringend gesucht waren.

Ich finde, dass man sich seinen Weg bis zum Ende des Studiums offen lassen und die Zeit nutzen kann, in alle möglichen Tätigkeiten hineinzuschnuppern. So habe ich sowohl während der Semesterferien als Werkstudent in großen Unternehmen gearbeitet, als auch während der Vorlesungszeiten völlig andere Jobs gemacht, um mir mein Bafög aufzustocken. Nach meinem Diplom habe ich zuerst einmal drei Monat gejobbt und dann eine Weltreise geplant, die wir allerdings nach sechs Wochen wegen Krankheit meines damaligen Freunds abbrechen mussten.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Na ja, eventuell weiß sie noch nicht ganz in welchem Feld Sie sich spezialisieren möchte. Es gibt durchaus Studiengänge die sind sehr Allgemein gehalten und man muss sich irgendwie am Ende des Studiums spezialisieren. Aber eigentlich macht man auch während des Studiums Praktika´s um einfach zu sehen, was einem so liegt und was einem so gefällt. Vor allem aber auch um mal in das Berufsleben reinzuschnuppern und Erfahrung zu sammeln. Wenn sie diese natürlich nicht gemacht hat, wird der Einstieg ins Berufsleben für sie natürlich nicht einfach sein.

» escopablo » Beiträge: 79 » Talkpoints: 16,68 »


Ich finde so etwas ehrlich gesagt gar nicht so schlimm. Sie schafft sich eine Grundlage und kann dann sehen, was sie interessant findet und was nicht. Sie kann dann doch immer noch entscheiden, was sie mal machen will. Selber habe ich Leute kennengelernt, die mit 40 noch ihr Abitur nachgeholt haben, um dann noch zu studieren um sich komplett zu verändern. Das ist alles drin und man hat doch heutzutage eh selten die Möglichkeit sein komplettes Arbeitsleben in einem Betrieb zu bleiben.

Man muss sich auch nicht ab einem bestimmten Alter festlegen. Hauptsache ist doch man macht etwas aus seinem Leben, bildet sich weiter und das macht sie doch, also ist alles gut. Grob wird sie auch wissen was sie mag und was nicht, aber so ganz detailliert am besten noch für die nächsten 30 Jahre geplant, so muss das Leben doch nicht immer sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich konnte nach dem ersten Studium aus gesundheitlicher Sicht nicht in einem Bereich arbeiten, der mit ansatzweise zusagte. Also habe ich etwas anderes studiert und das war sozusagen eierlegende Wollmilchsau mit Mathe. Da war ich dann auch "alt" und hatte keine Pläne. Warum auch? Ich hatte unzählige Möglichkeiten und wollte eigentlich nur viel Schmerzensgeld für die Arbeit, damit ich wenigstens meine Freizeit wunschgemäß gestalten konnte. Die Richtung war mir egal, nichts davon hat mich wirklich interessiert.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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