Seine Lehrer am Schuljahresende bewerten?

vom 23.05.2013, 19:01 Uhr

Wir hatten in der letzten Woche das letzte Mal regulären Unterricht. Von einigen Lehrern bekamen wir deshalb Bewertungsbögen ausgeteilt, die wir ausfüllen sollten. Darauf sollten wir ankreuzen, ob der Lehrer aus unserer Sicht beispielsweise fair benotet hat, seinen Unterricht strukturiert und abwechslungsreich gestaltet hat und ob man das Gefühl hat, etwas dazugelernt zu haben.

Die Lehrer, die wir bewerten sollten, sind alle noch recht jung und unterrichten noch nicht allzu lange an der Schule, weshalb ich nicht genau weiß, ob sie sich aus freien Stücken dazu entschlossen haben, solche Bewertungsbögen auszuteilen oder ob es ihnen von oben so empfohlen wurde. Jedenfalls sagten uns die Lehrer, dass sie sich dadurch erhoffen, zu sehen, wo sie stehen und was sie in Zukunft noch verbessern können.

Ich finde die Idee, seine Lehrer am Schuljahresende zu bewerten, an sich ganz gut, weil man im Leben ja bekanntlich nie auslernt und es am Unterricht jedes Lehrers etwas gibt, was man noch verbessern kann. Auf diese Weise sehen die Lehrer, was ihre Schüler stört und was sie noch besser machen können. Normalerweise sollten für alle Lehrer solche Bewertungen abgegeben werden, immerhin benoten die Lehrer das ganze Jahr über die Leistungen der Schüler und da können die Schüler am Ende doch auch mal die Leistung der Lehrer über das Jahr hinweg beurteilen.

Wie seht ihr das? Haltet ihr so ein Feedback vonseiten der Schüler sinnvoll? Kennt ihr das mit den Lehrerbewertungen auch? Dürft ihr eure Lehrer am Schuljahresende auch immer bewerten oder ist das an eurer Schule nicht so üblich? Würdet ihr euch so etwas auch an eurer Schule wünschen?

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» Pointer » Beiträge: 1772 » Talkpoints: 20,77 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ohne Feedback von den Schülern bleibt dem Lehrer nur die Selbsteinschätzung. Es ist ja sonst nie jemand anwesend. Bei ganz gravierenden Fällen merkt der Lehrer dann erst, dass was falsch läuft, wenn sich die Eltern reihenweise beim Direktor beschweren. Das ist doch nicht sinnvoll. Von daher finde ich es sehr gut, wenn die Schüler auch mal die Lehrer bewerten. Noch besser wäre es, wenn es auch im Jahr und danach eine Diskussion darüber stattfindet.

Von meiner Schulzeit her kenne ich das nicht. Das stand absolut nicht zur Debatte. Ich denke, dass dem Lehrer nicht uneingeschränkt Respekt gezollt wird, ist erst seit einiger Zeit so. Früher wurden die irgendwie wie unantastbar behandelt. Aber in meiner Uni haben sie dann damit irgendwann angefangen, dass man die Kurse bewertet. Das war vielleicht so 2006 oder 2007 als das eingeführt wurde.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


An meiner Hochschule wurden am Ende des ersten Semesters auch solche Bewertungsbögen für jeden Dozenten verteilt. Diese wurden vom Studiengangleiter erstellt. In den Fragebögen war zu beurteilen, ob die Vorlesungen interessant und verständlich waren. Zusätzlich war die wichtigste Frage, ob wir die Vorlesungen anderen Studenten empfehlen würden. Diese Bewertung finde ich super! Viele Dozenten haben eine sehr gute Bewertung bekommen, da sie die Vorlesungen interessant gestalten und aktuelle Beispiele aus ihrem Berufsalltag mit einbringen.

Andere hingegen haben definitiv nicht die richtige Berufsauswahl getroffen und quälen die Studenten mit langweiligen, alten Themen. Diese Bewertung kann den Dozenten sehr helfen! Sie dienen entweder als Bestätigung der eigenen Arbeit oder als Anregung für Verbesserungen. Ich selbst würde als Dozentin einen solchen Feedbackbogen sehr ernst nehmen und daraus für die Zukunft lernen. Natürlich fallen dort Antworten extrem über- oder untertrieben aus, aber auch daraus können die Dozenten lernen. Meiner Meinung nach sollten solche Fragebögen öfter eingesetzt werden.

» Jaacc » Beiträge: 66 » Talkpoints: 34,20 »



Ich finde auch, dass es sehr hilfreich für alle Seiten ist, wenn Lehrer_innen sich am Schuljahresende von ihren Schüler_innen bewerten lassen. Übrigens gilt das für alle Lehrkräfte, nicht nur für die jungen. Feedback von der "Zielgruppe" ist meiner Meinung nach der beste Anstoß zur Veränderung.

Aus meiner eigenen Schulzeit kenne ich die Feedbackbögen nur sehr vereinzelt von einigen jungen Lehrkräften. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Methode an der Uni erst in jüngerer Zeit vermittelt wurde. Andererseits könnte ich mir auch vorstellen, dass die erfahreneren Lehrer_innen vielleicht davon ausgingen, kein Feedback mehr zu benötigen, weil sie denken, sich nach jahrelangem Unterrichten selbst ganz gut einschätzen zu können.

Dabei kann man sich doch das ganze (Berufs-)leben lang immer weiter verbessern. Außerdem ändern sich die Anforderungen ja auch im Lehrerberuf im Laufe der Zeit. Jede Klasse ist anders, bringt andere Voraussetzungen und Erfahrungen mit in den Unterricht, bevorzugt andere Methoden und Arbeitsweisen. Es gibt Änderungen im Lehrplan oder in der Schulstruktur, usw. All dem müssen sich Lehrkräfte anpassen, um ihren Unterricht möglichst effektiv zu gestalten.

Es könnte auch sein, dass einige Lehrer_innen befürchten, unsicher zu wirken, wenn sie das Feedback der Schüler_innen einfordern. Ich bin allerdings ganz im Gegenteil der Ansicht, dass anonymes Feedback am Ende des Schuljahres oder des Halbjahres die Schüler_innen motivieren kann. Ich fühle mich ernst genommen, wenn mein Feedback gefragt ist und dadurch steigt die Lehrkraft in meinem Ansehen. Auch wenn ich nicht zufrieden mit dem Unterricht bin, kann ich eher damit zurechtkommen, wenn ich weiß, dass ich meine Meinung dazu äußern darf und dass sich dadurch vielleicht etwas ändert.

Ich habe selbst im Rahmen meines Engagements in der Jugendarbeit Seminare geleitet. Dabei war das Feedback seitens der anderen Teammitglieder aber auch der Teilnehmenden ein fester Bestandteil. Ich hatte das Gefühl, dass es unser Vertrauen untereinander gestärkt und insgesamt für eine gute Gruppenatmosphäre gesorgt hat. Natürlich haben wir dadurch auch enorm viel an uns selbst gearbeitet.

In der Schule, wo es ja leider meistens so ist, dass nicht alle freiwillig und mit dem gleichen Interesse teilnehmen, müsste man vielleicht besonders viel Wert auf die Art der Befragung legen. Je nach Klasse könnte ich mir auch vorstellen, dass offenes, ehrliches Feedback gegeben werden kann, aber das erfordert viel Vertrauen. Außerdem lässt sich die Hierarchie in der Schule auch nicht wegdenken. Lehrkräfte sitzen schließlich immer noch am längeren Hebel, dadurch dass sie Noten geben und Strafen verteilen können.

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» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne das Prinzip der Feedback-Bögen auch. Bei uns an der Schule ist es Pflicht, dass die Lehrer es die Schüler einmal im Halbjahr ausfüllen lassen. Das finde ich auch weitaus sinnvoller als am Ende des Schuljahres, denn dann hat der Lehrer im zweiten Halbjahr des Schuljahres auch noch die Chance, das zu ändern, was kritisiert wurde. Am Ende des Schuljahres bewerten die Schüler vielleicht auch nicht so ernsthaft, weil sie sowieso nur noch ihre Zeit bis zu den Sommerferien absitzen und keine wirkliche Motivation mehr haben.

Ich denke, ob es letztendlich was nützt, kommt aber auch ganz auf den Lehrer an. Wir haben beispielsweise einen Lehrer, der teilt die Feedback-Bögen nicht einmal aus, weil es sowieso sein letztes Jahr ist und er dann in Rente geht. Er sieht es nicht ein, Zeit in seinem kostbaren Physik-Unterricht für so etwas zu verschwenden, obwohl es, wie oben geschrieben, nach der schulinternen Regel eigentlich Pflicht ist.

Bei einem anderen Lehrer aber ich ziemlich viele Kritikpunkte angesprochen. Es gibt auf unseren Feedback-Bögen extra ein leeres Feld, in das man schreiben kann, was vorher noch nicht in Form von Ankreuz-Fragen beantwortet wurde. Ich habe ihm sehr viel hingeschrieben und auch darauf geachtet, dass ich ihn nicht nur kritisiere, sondern auch Verbesserungsvorschläge gebe. Er hat sein Verhalten im Unterricht dann tatsächlich geändert, leider aber nur für ein bis zwei Wochen, dann hatte er wohl wieder vergessen, was auf dem Feedback-Bogen alles stand. Aber immerhin hat er es sich kurz danach zu Herzen genommen, was zeigt, dass die Bögen bei manchen Lehrern vielleicht doch eine kleine Wirkung erzielen. Ich finde es eigentlich eine ganz gute Idee, aber es setzt eben voraus, dass die Schüler ehrlich antworten und der Lehrer sich ernsthaft mit der Kritik auseinandersetzt.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kenne das aus der Uni so, da sind Evaluationsbögen mehr oder weniger Standard nach jeder Veranstaltung. Aus der Schule kenne ich das so gut wie gar nicht, an meinen Schulen war so etwas nie verpflichtend. Ich finde es aber gut, wenn Lehrer so etwas einführen und sich das Feedback dann zu Herzen nehmen würden. Das kann doch nur zu Verbesserungen führen meiner Ansicht nach. Ich würde mir wünschen, dass das verpflichtend für alle Schulen wird.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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