Schuldgefühle bekommen, wenn Partner depressiv?

vom 28.11.2018, 08:58 Uhr

Gestern ist der zweite "Deutschland-Barometer Depression" veröffentlicht worden. Demnach sollen 73 Prozent der Lebenspartner von depressiv Erkrankten Schuldgefühle wegen der Erkrankung des Partners haben. Könnt ihr solche Schuldgefühle nachvollziehen? Würde es euch möglicherweise genauso gehen? Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht machen können? Habt ihr Erklärungen für die möglichen Ursachen? Was könnte man da unternehmen?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube, wenn man in einer Beziehung ist, dann möchte man dass der Partner auch zufrieden und glücklich ist und wenn man das nicht erreichen kann, dann stimmt das sicherlich traurig und dann bekommt man vielleicht auch aus Unwissenheit ein schlechtes Gewissen, weil man sich die Schuld gibt nicht alles gegeben zu haben, damit der Partner glücklich ist. Man selber gibt sich ja auch nicht komplett auf, ist vielleicht auch glücklich, lacht und das kann auch zu Schuldgefühlen führen, wenn man weiß dem Partner geht es nicht gut.

Man braucht kein Schuldgefühl haben, das ist einem Außenstehenden auch klar, aber wenn man in der Situation gefangen ist, dann sieht man das nicht. Mein Onkel war auch stark depressiv, meine Tante hatte immer wieder Schuldgefühle, weil sie der Meinung war nicht alles zu geben, sie hatte auch Schuldgefühle, weil sie dann ab und zu mal etwas gemacht hat und wusste er sitzt zu Hause auf dem Sofa und kann nicht mehr. So etwas ist sicherlich ganz normal, weil man einfach nicht mehr logisch darüber nachdenkt, sondern in der Situation gefangen ist.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich glaube, dass gerade eine Depression bei den Angehörigen so etwas auslösen kann, wie eine Co-Abhängigkeit bei Alkoholikern. Man ist natürlich in die Erkrankung des Partners involviert und tut, was man eben macht, wenn jemand krank ist - man möchte halt helfen. Wenn jemand erkältet ist, kocht man Tee, geht in die Apotheke und bringt meinetwegen die Heizdecke. Das will man bei einem depressiven Partner halt auch - nur wird man dabei schnell an seine Grenzen stoßen, weil man nicht wirklich helfen kann. Man scheitert also zwangsläufig und da bleiben Schuldgefühle dann nicht aus.

Benutzeravatar

» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich war noch nie in einer solchen Situation, kann aber schon nachvollziehen, dass viele sich schuldig fühlen, wenn der Partner depressiv ist. Dafür kann es ja viele Gründe geben. Man kann sich beispielsweise Vorwürfe machen, dass man das nicht selbst erkannt hat und der Partner einem erst selbst von der Depression erzählen musste. Vielleicht hat man dann das Gefühl, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein und zu wenig Zeit mit dem Partner verbracht zu haben, so dass das einem entgangen ist.

Wenn die Depression erst während der Beziehung entstanden ist, bekommen Partner vielleicht auch das Gefühl, dass sie irgendwie daran schuld wären, dass es dem anderen so schlecht geht. Gerade dann, wenn es bei vergangenen Beziehungen noch nie so war, bekommt man vielleicht das Gefühl, nicht gut genug für den Partner zu sein.

Letztendlich ist das aber alles natürlich Quatsch. Man sollte nie Schuldgefühle wegen so etwas bekommen, auch wenn die Beziehung allgemein nicht gut läuft. Dafür kann ja schließlich niemand etwas und so etwas kann man auch nicht steuern. Ob jemand eine Depression bekommt, hängt ja letztendlich von vielen verschiedenen Faktoren ab und nicht nur von einem.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^