Verspürt ihr mitunter so etwas wie Existenzangst?

vom 26.11.2018, 14:32 Uhr

Laut verschiedenen Studien sollen jede/r dritte Deutsche dauerhaft oder temporär unter Existenzangst leiden. Nun gibt es ja bei Existenzängsten verschiedene Ausprägungen und so leiden manche unter der Angst aus gesundheitlichen Gründen einen sozialen Abstieg zu erleiden, arbeitslos und womöglich obdachlos zu werden oder auch in Altersarmut zu verfallen. Hattet ihr schon mal Existenzangst oder habt sie immer noch und habt ihr euch da schon Maßnahmen, so nach dem Motto: „Was wäre wenn …“ überlegt?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn man mal von wenig Geld gelebt hat, weiß man sicherlich wie das ist und so fängt jeder eigentlich mit einer gewissen Existenzangst an. Wenn man studiert oder eine Ausbildung macht hat man einfach sehr wenig Geld und das Gefühl kennt dann sicherlich jeder. Wir hatten solche Phasen durchaus auch schon als Paar, wobei das schon lange her ist und wir dennoch nicht wirklich davon bedroht waren auf der Straße zu sitzen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Wenn man studiert oder eine Ausbildung macht hat man einfach sehr wenig Geld und das Gefühl kennt dann sicherlich jeder.

Und was hat das mit Existenzangst zu tun? Ich habe als Student auch von wenig Geld gelebt, aber dass wusste ich und so habe ich dann eben auch meinen Lebensstandard gehalten. Ich hatte da aber nie Angst, dass ich nichts mehr zu essen kriege oder aus meiner Wohnung rausgeschmissen werde. Und ich denke, dass es vielen Studenten so geht. Da weiß man ja wofür man das ganze macht und das man nach dem Studium eher einen Job findet als ohne Studium.

Man mag das also wenig Geld haben und vielleicht auch einen niedrigen Lebensstandard. Aber in der Regel hat man ja gerade als Student aber auch bei einer guten Ausbildung ein Ziel vor Augen und vor allem einen Aufstieg. Das ist ja das genaue Gegenteil von Existenzangst.

Ich persönlich hatte noch nie Existenzangst. Klar hab ich auch manchmal das Gefühl, dass es irgendwie hinten und vorne nicht reichen könnte. Aber ich weiß eben auch, dass ich zur Not einfach nur meinen Lebensstandard etwas senken muss und dann läuft das wieder. Und für Krankheiten, Berufsunfähigkeit oder auch den Tod haben wir gut vorgesorgt. Und vor Arbeitslosigkeit brauche ich mir dank guter Ausbildung keine Sorgen machen. Aber das geht sicherlich nicht jedem so und gerade auch die Absicherungen kosten natürlich einiges an Geld, was wahrscheinlich nicht jeder in der Form bereit ist zu zahlen. Dafür kann ich dann aber eben auch trotz eigentlich sehr gutem Einkommen vielleicht nicht ganz so oft in den Urlaub fahren wie andere, die eigentlich deutlicher weniger verdienen müssten.

Meiner Frau dürfte es ähnlich gehen. Wir denken zwar auch manchmal zurück an die Zeiten, wo wir noch studiert haben und schon das erste Kind da war. Aber wir haben da absolut keine negativen Gedanken daran und waren an manchen Stellen vielleicht sogar noch etwas glücklicher als heute, weil wir uns um alles weniger Sorgen gemacht haben. Und das obwohl es da wirklich keine finanziellen Reserven gab und wir wirklich haushalten mussten mit unserem Geld.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Wenn man mal von wenig Geld gelebt hat, weiß man sicherlich wie das ist und so fängt jeder eigentlich mit einer gewissen Existenzangst an. Wenn man studiert oder eine Ausbildung macht hat man einfach sehr wenig Geld und das Gefühl kennt dann sicherlich jeder. Wir hatten solche Phasen durchaus auch schon als Paar, wobei das schon lange her ist und wir dennoch nicht wirklich davon bedroht waren auf der Straße zu sitzen.

Was hat wenig Geld während Studium oder Ausbildung jetzt mit Existenzangst zu tun? Ich hatte während des Studiums fast immer den Fall, dass ich am Anfang eines Semesters schon am Anfang des Monats pleite war, weil ich den Semesterbeitrag, Literatur, Arbeitsmaterialien und so weiter zusätzlich zu meinen normalen Ausgaben bezahlen musste.

Laut deiner Logik hätte das zu extremer Existenzangst führen müssen. Hat es aber nicht. Warum? Weil ich genau wusste, dass im nächsten Monat wieder Geld rein kommt und ich weniger Ausgaben haben werde. Das ist das Gegenteil von Existenzangst. Existenzangst bedeutet ja, dass man eben nicht mehr weiß, wie man sein Leben finanziert bekommt und nicht, dass man mal einen finanziellen Engpass hat, der wieder vorbei geht.

Was auch gegen die Existenzangst als Student oder Auszubildender spricht ist, dass man weiß für was man gerade diese Zeit mit wenig Geld durchmacht und, dass man danach eine gute Perspektive mit deutlich mehr Geld haben wird.

Und was die Frage betrifft - ich habe Menschen in meinem Leben, auf die ich mich verlassen kann wenn ich mal Hilfe brauche. Deshalb hatte ich auch noch nie Existenzangst.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



"Wenig Geld haben" hat für mich auch nicht viel mit Existenzangst zu tun, wenn etwa im Studium oder in der Ausbildung ein Ende in Sicht ist bzw. man weiß, dass man im Zweifelsfall Hilfe bekommt, um zumindest nicht völlig abzurutschen. Umgekehrt kann ich mir durchaus vorstellen, dass verhältnismäßig schwerreiche Leute genauso Existenzängste haben können, etwa, wenn die Gesundheit bröckelt und man als Selbstständige/r ganz allein für seinen Lebensunterhalt verantwortlich ist. Oder wenn der Alkoholkonsum allmählich bedenklich wird oder irgendein Skandal ans Licht zu kommen droht, kann es auch unabhängig vom Gehaltszettel eng werden.

Ich selber war auch schon öfter finanziell nicht besonders gut gestellt, aber ich wusste immer, für Essen und Miete langt es, alleine deswegen, weil meine Familie glücklicherweise im Zweifelsfall willens und in der Lage gewesen wäre, mir aus der Patsche zu helfen. Wäre das nicht möglich gewesen, etwa weil meine Eltern selber arm wären, hätte ich schon eher Grund für Existenzängste gehabt. Aber ein relativ bescheidenes Leben ohne große Sprünge in Sachen Konsum zu führen hat in meinen Augen sogar etwas Beruhigendes.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich habe durchaus schon mal Existenzangst gehabt und erinnere mich auch nicht gerne daran. Ich denke auch, dass verschiedene Gründe dahinterstecken können und es nicht immer zwingend das Finanzielle ist. Bei einer schlimmen Krankheit ist ja ebenfalls die eigene Existenz bedroht oder vielleicht auch nach einem Unfall. Ich kann mir daher schon vorstellen, dass es durchaus einige Menschen gibt, die das schon erlebt oder gefühlt haben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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