Welche Vorteile haben Arbeiterkinder im Studium?

vom 22.07.2018, 07:12 Uhr

Es wird schon länger davon berichtet, dass so genannte Arbeiterkinder es viel schwerer im Studium haben sollen. Soweit ich weiß gibt es an manchen Unis sogar Angebote für Arbeiterkinder, um ihnen die Eingewöhnung zu erleichtern. Einzelne Experten sind jedoch der Ansicht, dass Arbeiterkinder gar nicht mit der Uni fremdeln, sondern sogar Vorteile haben könnten. Wie die Vorteile aussehen könnten wurde jedoch nicht gesagt. Welche Vorteile könnten eurer Ansicht nach Arbeiterkinder an der Uni haben? Oder meint ihr, dass die Nachteile überwiegen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich komme aus einer reinen Arbeiterfamilie, beziehungsweise meine Mutter war und ist Hausfrau und Mutter. Meine beste Freundin kommt dagegen aus einer Akademikerfamilie. Wir studieren aktuell beide im vierten Semester und auch wenn wir nicht an der gleichen Universität studieren, tauschen wir uns oft darüber aus.

Im Vergleich zu ihr tue ich mich sehr viel schwerer mit dem Studium. Auch haben meine Eltern weniger Verständnis für mein Studium. Sie unterstützen mich zwar so gut es geht, aber sie verstehen nicht wirklich, was ich dort mache und dass es nicht wirklich vergleichbar mit der Schule ist.

Meine Freundin dagegen studiert zusätzlich noch das gleiche wie ihre Eltern, und kann sie deshalb jederzeit um Hilfe bitten, wenn sie etwas braucht oder irgendetwas nicht verstanden hat. Ihre Eltern haben viele Bücher, die nützlich für sie sind, und verstehen es total, wenn sie total im Prüfungsstress ist.

Ich wüsste nicht, welchen Vorteil Arbeiterkinder im Studium haben könnten und fände es wirklich interessant, was diese Experten wohl mit den Vorteilen meinen könnten.

» Twilight-Girlie » Beiträge: 418 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Arbeiterkinder einen Vorteil im Studium haben. Erstmal fängt es ja schon damit an, dass Arbeiterkinder seltenst von den Eltern finanziell unterstützt werden können und diese dann, ob es mit dem Studium vereinbar ist oder nicht, arbeiten gehen müssen. Die Zeit fehlt zum lernen und sich auf das Studium zu konzentrieren.

Dann geht es weiter mit der Unterstützung beim Lernen. Ein Medizinstudent, wo der Vater oder die Mutter bereits Ärzte sind oder ein Jurastudent, wo die Eltern Rechtsanwälte sind hat es da einfacher als ein Student, wo der Vater am Fließband arbeitet und die Mutter Friseurin ist. Das ist aber schon im Gymnasium so, dass durch mehr finanzielle Mittel auch bei den Akademikern mal schnell eine Nachhilfe bezahlt werden kann.

Ich sehe eigentlich wirklich keine Vorteile für ein Arbeiterkind im Studium. Es würde mich echt mal interessieren, was diese Experten wirklich dazu sagen und woher die Experten kommen, was sie beruflich machen und was diese studiert haben und vor allem, was die Eltern beruflich machen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich glaube auch, dass die Nachteile überwiegen, aber das macht die wenigen Vorteile von Nicht-Akademiker-Sprösslingen ja nicht ungeschehen. Beispielsweise kann ich mir vorstellen, dass Studierende, die nicht den vorgezeichneten Weg ihrer Eltern gehen, sich sorgfältiger überlegen, was sie tun und auch mehr Biss und Durchsetzungsvermögen mitbringen, wenn mal doch nicht alles so rund läuft. Sprich, man überlegt sich zweimal, ob man hinschmeißt und den Bachelor erst im dritten Anlauf beim vierten Studiengang hinbekommt, wenn man das Studium selber finanzieren muss und studiert, weil man möchte, und nicht, weil es erwartet wird.

Im Endeffekt nützen einem Ehrgeiz, gute Noten und Resilienz natürlich auch nicht viel, wenn man den Praktikumsplatz oder den Einstiegsjob dennoch an diejenigen abtreten muss, die Beziehungen haben. Aber aus eigener Erfahrung habe ich eher den Eindruck, dass sich spätestens in der Berufslaufbahn einige Vorteile von Akademikerkindern auch wieder ausgleichen, wenn etwa die ersten Erfahrungen mit einer 40-Stunden-Woche ins Haus stehen oder der Chef den Papa nicht kennt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das ist sicher individuell zu betrachten, aber bei manchen könnte es sein, dass sie motivierter sind als Studierende für die ein Studium völlig selbstverständlich ist. Das wäre dann ein Vorteil. Finanziell ist es meistens vermutlich eher nachteilig, zumindest wenn man Studienkredit oder ähnliches benötigt, das man nachher zurückzahlen muss. Das werden von den Akademikerkindern eher wenige beanspruchen. Grundsätzlich gilt aber ja, die Prüfungen muss jede(r) schreiben und da müssen sich alle anstrengen, egal ob Akademikereltern oder nicht.

» herbstfan » Beiträge: 24 » Talkpoints: 6,27 »


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