Hungerstreik - Wer kennt es aus eigenem Erleben?

vom 14.05.2012, 22:06 Uhr

In den Medien hört man immer mal wieder, dass Verbrecher oder Leute, die irgendwas durchsetzen wollen in den Hungerstreik treten. Sie weigern sich Essen aufzunehmen und teilweise auch zu trinken. Es ist dann wohl so eine Art emotionale Erpressung. Die Leute sind gewillt, dass diese Person sich damit nicht schadet und gibt den Willen.

Auch habe ich schon mal gehört, dass Kinder in den Hungerstreik treten. Die machen das aber völlig unterbewusst. Sie essen nichts mehr, wenn sie etwas erlebt haben oder auch etwas erreichen wollen. Den Kindern ist dann erst mal nur mit künstlicher Ernährung zu helfen.

In meinem Umfeld oder von mir selber, aus eigenem Erleben, kenne ich es nicht. Aber mich würde mal interessieren, ob hier einer es aus eigenem Erleben kennt oder Leute kennt, die schon mal einen Hungerstreik gemacht haben. Haben sie damit etwas durchsetzen wollen? Haben sie es geschafft?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich selbst kenne das Verhalten von mir selbst zwar noch aus meiner Kindheit, dass ich, wenn ich "bockig" war und nicht so wollte wie meine Eltern, ich versucht habe meinen Willen durchzusetzen, indem ich die Nahrungsaufnahme verweigert habe, aber einen richtigen Hungerstreik oder so etwas in dieser Art habe ich selbst jetzt noch nicht in Kauf genommen. Ich habe mal aber ein mehrere Monate andauerndes Praktikum in einem Alten- und Pflegeheim gemacht, wo ich eine ähnliche Erfahrung gemacht habe.

Dort wurde in meiner zweiten Woche als Praktikant eine ältere Dame eingeliefert, die wohl nicht ganz freiwillig dort war, aber von ihren Kindern in diese Pflegeheim "eingewiesen" worden war, da sie für sich allein nicht mehr sorgen konnte und geistig auch nicht mehr so wirklich auf der Höhe war und oft Dinge vergaß. Ausschlaggebend für ihre "Einweisung" war wohl, dass sie vergaß den Herd abzustellen und das Haus der Familie fast abgebrannt wäre. Jetzt wollte diese ältere Dame aber überhaupt nicht in diese Pflegeeinrichtung und hat sich auch geweigert, dort irgendetwas zu essen.

Das einzige was man immer wieder von ihr hörte, war, dass sie wieder nach Hause gehen werde. Sie hat die Nahrungsaufnahme strikt verweigert und dies fast zwei Wochen lang, bis sie schließlich so abgemagert war, dass sie über einen Schlauch ernährt werden musste. Irgendwann hatte sie sich dann auch damit abgefunden, trotzdem hatte sie nach ihrem "Hungerstreik" aber nie wieder ihr eigentliches Normalgewicht und inzwischen weiß ich auch, dass diese Frau schon verstorben ist, was aber glaube ich nicht damit zusammen hing.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wer Hunger hat, und diesen unterdrücken kann ist entweder krank, oder hat einen sehr starken Willen. Ich selbst war bisher nie im Hungerstreik um etwas durchzusetzen. Allerdings kenne ich eine Zeit meiner Arbeitslosigkeit, in der ich damals von meiner ehemaligen Partnerin dermaßen abgezogen worden bin, das ich nahezu einen ganzen Monat darauf angewiesen war mir irgendwie etwas zu essen zu besorgen. Das ging nur schlecht weil genau dort wo ich gewohnt habe, eben einfach garnichts war bis auf ein paar Häuser.

Ich war natürlich zu stolz um nach Essen betteln zu gehen, wer macht das schon freiwillig, solange es überhaupt noch anders geht. Ich habe es zumindest geschafft ein bisschen was an Land zu bringen, und musste so einen kompletten Monat von Kartoffeln, Bratkartoffeln und Pfannkuchen (Mehl+Zucker+Wasser) leben. Natürlich war das nicht lecker, und ich musste auch mit dem bisschen was ich hatte schwer haushalten, aber ich habe es geschafft.

Hunger war in dieser Zeit natürlich etwas das mich die ganze Zeit begleitet hat. Aus dieser recht unfreiwilligen Erfahrung kann ich sagen das es schwer ist Hunger auf Dauer zu unterdrücken. Es ist ein Gefühl das gerade auf lange Sicht schnell zum alleinigen Alltag wird. Jeder Gedanke dreht sich nur ums Essen, und es wird immer schlimmer. Man versucht die verrücktesten Sachen, und wird annähernd Wahnsinnig. Ich jedenfalls will eine solche Zeit nicht noch einmal erleben.

Aus diesem Grund kann ich zumindest eines sagen, ein Hungerstreik wird mit Sicherheit ein besonders schwerer Schritt. Mit der Zeit wird es immer schwerer, und vor allem wächst einem die ganze Situation über den Kopf. Respekt vor jedem der einen "echten" Hungerstreik hin bekommt, denn dieser beginnt nach meiner Definition erst nach 2 Wochen, denn dann setzt der Hunger erst richtig ein.

» Frank The Tank » Beiträge: 350 » Talkpoints: 44,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bilde mir ein viel zu vernünftig zu sein und aus diesem Grund nie einen Hungerstreik geführt zu haben. Damit schadet man sich im Endeffekt nur selbst. Ich finde, dass es bessere Mittel und Wege gibt, andere Menschen zu überzeugen und bestimmte Ziele durchzusetzen. Ich habe jedenfalls meine Ziele auch ohne Hungerstreik problemlos erreichen können und sehe daher gar nicht ein, diese Methode jemals auszuprobieren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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