Dürfen Professoren Studenten ohne weiteres kündigen?

vom 05.04.2015, 19:15 Uhr

Ich las vor kurzem in einem Artikel von einem Zwischenfall an einer deutschen Universität. Dort hatte eine Professorin ihren etwa 100 Studenten kurz vor Beginn des Semesters gekündigt und diese vom Studium ausgeschlossen. Etwa vier Tage vor Semesterbeginn wurde den Studenten mitgeteilt, das diese ihr Studium nicht fortsetzen könnten, da zu wenig Personal für die Lehre vorhanden seien. Klick.

Ich stelle mir das schon schockierend für die Studenten vor. Denn mitten im Studium einfach abbrechen zu müssen, weil die Uni ihrem Lehrauftrag nicht nachkommen kann, stelle ich mir schon bescheuert vor. Wie soll man da bitte vernünftig planen können? Außerdem ist die Universität ja auch gesetzlich dazu verpflichtet, dem Lehrauftrag nachzukommen und den Studenten eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Diesem können sie aber durch Lehrkräftemangel nicht nachkommen.

Was meint ihr dazu? Kann eine Klage vor Gericht wirklich dafür sorgen, dass die Kapazitäten, die für eine vernünftige Lehre notwendig sind, spontan doch auftauchen? Ich bezweifle es ehrlich gesagt stark. Denn wenn das Geld für mehr Lehrkräfte fehlt, wird auch eine Klage nichts daran ändern, dass das Geld spontan aus dem Nichts auftaucht.

Was meint ihr? Dürfen Professoren Studenten ohne weiteres kündigen? Handelt die Dozentin legitim? Oder findet ihr das total daneben? Wie erfolgreich wird eine Klage der Studenten um die Fortsetzung ihres Studiums zu sichern?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde das schockierend. Schließlich hat die Universität mit den Studenten ja auch eine Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Da fragt man sich als juristischer Laie schon, warum sich eine Universität daran möglicherweise gar nicht halten muss. Wenn das die Studenten gewusst hätten, hätten sie sicher etwas anderes studiert oder eine Lehre gemacht. Dann würden sie jetzt nicht ohne Abschluss dastehen.

Es ist ja auch nicht jedem Studenten möglich, mit bereits erbrachten Leistungen im Studium einfach so in eine andere Stadt umzuziehen und dort nicht als Einzelfall sondern in großer Zahl freie Plätze im höheren Semester zu bekommen. Damit ist die Karriere ganz schön heftig in Frage gestellt.

Auf jeden Fall würde ich mich da als Betroffener juristisch beraten lassen und vermutlich auch klagen. Selbst wenn die Chance auf Erfolg gering sein mag: Alleine die Herstellung von Gerechtigkeit würde mir da schon als Begründung für so eine Klage ausreichen. Denn so ein Vorgehen seitens einer Ausbildungseinrichtung widerspricht meinem laienhaften Gefühl von Gerechtigkeit.

Man stelle sich mal vor, wohin das führen könnte. Mit der gleichen Begründung könnte ja auch ein Gymnasium eine ganze Abiturklasse auf die Straße setzen, wenn zwei Lehrer unwiederbringlich krank werden und kein Geld für Ersatzkräfte da ist. Das wäre ja dann auch vielleicht mit der selben Begründung möglich, wenn die Schüler alt genug sind, dass sie ihre Schulpflicht schon abgeleistet haben. Nicht auszudenken!

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Der Fall erscheint mir doch recht kurios und ich glaube nicht, dass das rechtlich so möglich ist. Vielleicht gibt es aber auch einen Unterschied zwischen staatlichen Bildungseinrichtungen und den Bildungseinrichtungen privater Träger? Das würde zumindest nachvollziehbar klingen.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Dozent alleine da die Entscheidungsgewalt hat, ob jemand weiter studieren darf oder nicht. Hängt das nicht eher vom Prüfungsamt bzw. vom Dekan ab? Oder dem Studierendensekretariat? Jedenfalls nicht von einer Person alleine.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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