Wenn man etwas wirklich will, keine Hilfe brauchen?

vom 01.10.2018, 05:06 Uhr

Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einer Bekannten, wobei ich völlig anderer Ansicht bin als sie. Besagte Bekannte möchte sich beruflich neu orientieren, weil sie merkt, dass sie ihren Beruf körperlich gar nicht schaffen wird auf die Dauer und damit überfordert ist. Sie jammert dann gerne, dass sie doch zum Arbeitsamt müsse um sich da beraten zu lassen welche Möglichkeiten sie hätte.

Das Gejammer höre ich mir schon seit knapp 10 Monaten an und noch ist nichts passiert. Sie erfindet immer wieder Ausreden, um sich zu rechtfertigen. Sie geht sogar so weit und meint, dass sie da gar nicht alleine hin könnte und jemanden bräuchte, der sie bei der Hand nimmt. Auto und Führerschein hat sie übrigens, das ist nicht das Problem.

Ich kann das mittlerweile gar nicht mehr ernst nehmen, wenn ich ehrlich bin. Wenn man etwas wirklich will, dann setzt man das auch entsprechend um. Gerade so einen Termin beim Arbeitsamt wird man auch ohne Hilfe ausmachen können, gerade wenn man erwachsen ist, eigenes Auto und Führerschein hat. Wie seht ihr das? Meint ihr, dass man in so einem Fall schon längst zum Arbeitsamt gegangen wäre, wenn man wirklich gewollt hätte? Oder seid ihr anderer Ansicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Natürlich kann man so einen Termin schnell ausmachen und sich auch selber kümmern, Hilfe suchen und selber auch etwas unternehmen. Dennoch ist es auch nicht immer einfach etwas passendes zu finden. Gerade, wenn man vielleicht auch länger in einer Branche war, ein gewisses Alter erreicht hat, ist der Wechsel sicherlich nicht so leicht.

Etwas Hilfe kann sicherlich nicht schaden, aber wenn man diese nicht bekommt, dann muss man sich selber bemühen und aktiv werden. Man kann nicht bis an das eigene Lebensende darauf hoffen, dass es immer wieder jemanden gibt oder geben wird, der sich um alles für einen kümmert, man muss selber auch aktiv werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Generell denke ich auch, dass man sich durchaus selbst kümmern kann, aber es gibt ja Menschen, die dazu nicht unbedingt in der Lage sind. Oftmals steckt dann aber eben Faulheit oder eine Erkrankung dahinter. Ich verstehe aber auch nicht, wieso deine Freundin oder Bekannte jammert, dass sie jemanden bräuchte, der sie da zum Arbeitsamt begleitet, aber nicht einmal gezielt nachfragt, ob du nicht mit ihr dorthin gehen könntest.

Wenn ich etwas wirklich möchte und mir den Gang nicht alleine zutraue, dann frage ich eben jemanden, ob er mich begleiten könnte und suche mir so Hilfe. Da nützt es dann doch nichts zu jammern. Vielleicht hat deine Bekannte auch die Hoffnung, dass du Hilfe von dir aus anbietest, wenn sie eben jammert und betont, dass sie da jemanden bräuchte, der sie an die Hand nimmt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



So, wie die Situation in deinem Beispiel geschildert wurde, sehe ich es ehrlich gesagt auch eher als Vermeidungsstrategie an, dass sie immer andere Gründe vorschiebt, weswegen die Organisation nicht gelingt. Das kann wiederum unterschiedliche Ursachen haben - von Unorganisiertheit über Faulheit bis hin zu einer manifesten psychischen Erkrankung wie beispielsweise einer Angststörung. In den ersteren beiden Fällen bin ich auch eher geneigt, wenig Verständnis für die Lage der Dame aufzubringen, während ich in letzterem Fall schon irgendwie nachvollziehen kann, dass die Hemmschwelle scheinbar unüberwindlich erscheint. Beurteilen kann ich das alles allerdings nur auf der Grundlage reiner Spekulation.

Generell bin ich zwar schon der Meinung, dass man vieles selber regeln und auch mal über seinen Schatten springen und sich Ängsten und Unbehagen stellen kann, wenn man es nur ernst genug meint und wenn auch etwas davon abhängt - aber ich würde die Aussage aus dem Threadtitel dennoch nicht einfach so unterschreiben. Es gibt nun mal Situationen und Umstände, die einem ein Vorhaben enorm erschweren oder ohne fremde Hilfe sogar unmöglich machen können. In solchen Fällen kann es auch schon ein großer Schritt für eine Person sein, diese Hilfe aktiv einzufordern oder sie zumindest anzunehmen, wenn sie angeboten wird. Schon alleine das fällt vielen schwer oder wird als Schwäche und Peinlichkeit empfunden. Entsprechend würde ich ein Hilfegesuch nicht als unnötig und lächerlich abtun, sondern erst einmal ernst nehmen und mit Hilfsbereitschaft beantworten.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Bei der Überschrift habe ich erst einmal den Kopf geschüttelt, weil ich finde, dass man schon auch mal Hilfe braucht, auch wenn man etwas möchte. Wenn ich zum Beispiel ein neues Bett haben möchte, brauche ich schon Hilfe beim Transport und Aufbau.

Aber bei dem Thema verstehe ich dich und sehe es auch so, dass man dann, wenn der Leidensdruck wirklich groß genug ist, auch selber den Hintern in Bewegung setzen und an der Situation etwas ändern kann. Es kann natürlich sein, dass deine Bekannte sich aus irgendeinem Grund nicht traut, alleine einen Termin zu vereinbaren und wahrzunehmen.

Ich habe auch den Eindruck, dass sie sich nicht traut, dich zu fragen, aber sie hätte es sicher gerne, dass du sie an die Hand nimmst und mit ihr zu diesem Termin gehst. Natürlich ist das für sie ein großer Schritt, aber letztendlich muss sie doch alleine da durch und man kann ihr nur bedingt helfen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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