Innovationen nur bei schlechter Wirtschaft möglich?

vom 10.09.2018, 07:52 Uhr

Ich las neulich einen Kommentar von einem Kolumnisten, der die provokante These aufgestellt hatte, dass es Deutschland viel zu gut gehe und man hier daher nicht innovativ sein könne. Was haltet ihr von dieser These? Meint ihr, dass da was dran ist oder ist das kompletter Blödsinn? Kann man nur dann innovativ sein, wenn es der Wirtschaft nicht ganz so gut geht? Oder hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun? Wie ist eure Meinung zu diesem Thema?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es ist schwierig zu sagen und komplett würde ich diese Aussage sicher nicht unterschreiben wollen. Ich würde schon sagen, dass Innovationen immer möglich sind, wenn sich Menschen darum bemühen, etwas innovatives zu entwickeln. Aber ich kann es schon verstehen, dass man bei einer schlechten Wirtschaftslage eher darum bemüht sein dürfte, etwas zu entwickeln, damit es wieder bergauf geht. So würde ich diese Aussage deuten und verstehen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Mich würde interessieren, was hier mit "innovativ" gemeint ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass es hierzulande an Neuentwicklungen im Bereich Technik und Wissenschaft mangelt, nur dass sich diese Ideen und Produkte auf einem Level bewegen, dem ich zumindest nicht mehr folgen kann, wenn ich überhaupt etwas davon mitbekomme. Wenn irgendwelche Computerprogramme und Datenbanken leistungsfähiger werden oder in irgendwelchen Wirtschaftszweigen von der Bioinformatik bis zur Raumfahrt neue Werkstoffe entwickelt werden oder was auch immer, handelt es sich eindeutig um Innovationen. Nur weil Otto Normalverbraucher davon nicht betroffen ist, heißt es ja nicht, dass eine Entwicklung nicht stattgefunden hat.

Ebenso bekomme ich bei derlei Aussagen gerne mal das ungute Gefühl, dass hier schlechte Wirtschaftslagen bis hin zu flächendeckender Armut und niedrigerem Lebensstandard romantisiert werden. So nach dem Motto: Euch geht's doch viel zu gut, wenn ihr eure Familie mit 100 Euro im Monat ernähren müsstet, wärt ihr viel kreativer und risikobereiter und die StartUps würden nur so aus dem Boden schießen!

Das mag zwar stimmen, aber ich sehe diese Haltung schon als reichlich arrogant, wenn man aus purer Not geborenen Erfindungsreichtum feiert und völlig übersieht, dass viele Menschen lieber in einem innovationsarmen Land mit geteerten Straßen und flächendeckender Gesundheitsversorgung leben würden, als kreative Startups zur Verwendung menschlicher Fäkalien als Blumendünger hoch zu ziehen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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