Wärt ihr für die Einführung einer Organspende-Pflicht?

vom 03.09.2018, 16:53 Uhr

Angesichts des akuten Mangels an Spenderorganen, hat Gesundheitsminister Jens Spahn eine Organspende-Pflicht in die Diskussion gebracht. Das heißt im Klartext, dass jeder Mensch bei seinem Ableben automatisch zum Organspender wird, so dieser dem nicht ausdrücklich und schriftlich widerspricht. Die Reaktionen darauf sind erwartungsgemäß natürlich sehr zwiegespalten, aber was haltet ihr denn davon? Würdet ihr solch eine gesetzliche Organspende-Pflicht gutheißen oder seht ihr da berechtigte Kritikpunkte?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich selber habe einmal gehört, dass es in Österreich so oder so geregelt ist, wenn man sich nicht klar dagegen ausspricht, dass die Organe nach dem Tod verwendet werden dürfen. Es kann aber auch sein, dass es wieder irgendwelche Gerüchte waren.

Alles in allem sehe ich die Situation sehr schwierig. Wenn ich nämlich jetzt angenommen medizinisch etwas schlechter gestellt bin- und die Zweiklassenversicherung gibt es glaube ich sowohl in Deutschland als auch in Österreich, dann kann man es schon kritisch sehen.

Wenn ich jetzt als nicht allzu reicher Mensch, der eben nur normal sozial versichert ist, kurz vor dem Ableben bin, aber eigentlich noch lebe, könnte es durchaus sein, dass sie mir einfach die Geräte abstellen, um an ein Spenderorgan für einen reichen Menschen zu kommen, der privat versichert ist und sich so etwas leisten kann. Es hätte aber auch sein können, dass ich wieder gesund werde, allerdings wurde aber leider das Organ gebraucht.

Es ist allgemein ein schwieriges Thema und auch der Organhandel ist eigentlich das, womit sehr viel Geld gemacht wird. In Österreich oder Deutschland funktioniert das vielleicht noch sehr gut, aber in anderen Ländern wird das schon anders gehandhabt, da gibt es grauenvolle Geschichten.

Ich selber wäre nicht für eine Organspendepflicht, aber vielleicht sehe ich das einfach nur von der falschen Seite. Es kann auch sein, dass somit viel Leid erspart wird und Menschen geholfen wird, die sonst wirklich gestorben wären.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich würde eine Einführung einer Organspende-Pflicht befürworten. Viele Menschen machen sich einfach keine Gedanken um dieses Thema. Sie haben es vielleicht noch nie erlebt, dass jemand eine Spende brauchte und auch das ihnen selbst etwas zustoßen könnte ist für Sie im Alltagsstress "weit weg". Meine Hoffnung ist, dass viele Leute dann hellhöriger werden, wenn Sie es wirklich nicht möchten.

Aber auch hier bin ich der Meinung das Ärzte viel besser aufklären sollten. Bei meinem Hausarzt lagen die Organspendeausweise immer irgendwo im Wartezimmer. Nachdem sich bei mir nach der Hochzeit der Name geändert hatte, wollte ich einen neuen und in der Praxis wurde mehrere Minuten danach gesucht und mir auch gesagt das ich mir ja einen ausdrucken könnte zu Hause. Ich denke, dass dieses Verhalten auch nicht gerade zuträglich ist.

» Maysen » Beiträge: 475 » Talkpoints: 55,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin immer für eine ordentliche Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit, um die Organspende zu fördern und mehr Menschen dafür zu gewinnen, aber eine Pflicht befürworte ich eigentlich nicht. Wir sprechen hier immerhin von einem medizinischen Eingriff am eigenen Leib - und ob dieser nun bei völliger geistiger Gesundheit oder nach dem Hirntod stattfindet, ändert nichts an dieser Tatsache.

Einem jeden entscheidungsfähigen Menschen steht es frei, Diagnostik und Therapien, die er nicht über sich ergehen lassen will, abzulehnen. Man kann die Notwendigkeit dieser Prozeduren erklären, man kann die möglichen Konsequenzen auflisten und man kann Bedenkzeit geben aber man kann und darf niemanden gegen seinen Willen zwingen. Der Patientenwillen ist nicht umsonst das höchste Gut der Medizinethik; und auch, wenn das manchmal zu Entscheidungen führt, die ein Außenstehender für nicht nachvollziehbar und falsch hält, ist das immer noch das persönliche Recht.

So sehe ich das eigentlich auch bei der Organspende. Natürlich kann man argumentieren, dass die Möglichkeit der Ablehnung im Vorfeld ja durchaus besteht und der "Zwang" nur dann greifen würde, wenn man von dieser Wahl keinen Gebrauch macht aber nichtsdestotrotz gibt es strittige Aspekte. Was ist zum Beispiel mit dem Recht, die Aufklärung abzulehnen? Manche Menschen wollen beispielsweise vor einer Narkose gar nicht über die Risiken informiert werden, um sich keinen Kopf darüber zu machen.

Wenn ich mich mit dem Thema Organspende nicht befassen will, gilt das dann automatisch als Verzicht auf Widerspruch? Und was passiert, wenn ich zwar Einspruch gegen die Entnahme meiner Organe eingelegt habe, aber das entsprechende Dokument nicht bei mir habe oder wenn es nicht gefunden wird, wenn es wirklich zum Fall der Fälle kommt? Habe ich dann einfach Pech gehabt? Diese Fragen sind nun mal schwierig zu klären, aber ich finde, dass Zweifler doch ein Recht darauf haben, diese zu stellen.

Ich selber besitze übrigens einen Organspendeausweis, auf dem ich meine Einwilligung für die Spende erteilt habe, und trage diesen auch bei mir. Aber es war eben meine freie Entscheidung und ich habe mich dazu nicht genötigt gefühlt. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Erhöhung des Drucks vielleicht mehr Ablehnung als ernsthafte Überlegung zur Spendebereitschaft nach sich ziehen könnte, weil die Leute einfach in Angst versetzt werden. Daher wäre ich eher für gezielte Steigerung der Medienpräsenz und besseren Informationsfluss als für Gesetze wie das besprochene.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Das Thema wurde in der Art doch schon in dem Beitrag Sollten Volljährige automatisch Organspender sein? behandelt. Ich persönlich halte nichts von dieser Organspende-Pflicht. Denn meiner Ansicht nach löst das das Problem nicht und packt es nicht bei der Wurzel. In einem Artikel heißt es, dass die niedrigen Organspendezahlen eher darin begründet sind, dass die Spender gar nicht von den Krankenhäusern erkannt und gemeldet werden, da die Kapazitäten dort nicht ausreichen.

Dementsprechend bräuchten wir gar keine Organspendepflicht, wenn man bei den Krankenhäusern die Kapazitäten ausbauen und diese für Organtransplantationen besser entlohnen würde. Daher sollte es meiner Ansicht nach gar nicht zu einer Organspendepflicht kommen. Das löst doch die Probleme überhaupt nicht. Wer meint, dass es zu wenig Spendenbereitschaft gäbe, hat das Thema nicht verstanden und sich zu wenig damit auseinander gesetzt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich mag es überhaupt nicht, wenn man etwas zur Pflicht benennt, was man teilweise auch selber zu verantworten hat. Die Spenderzahlen gehen zurück aus ganz unterschiedlichen Gründen. Vieles hat mit Angst vor Ärzten und dem Organhandel sowie den missbräuchlichen Aktivitäten zu tun. Es ist ja nicht so, dass solche Themen weit abseits von Deutschland herrschen, sondern gab es dazu Fälle in Österreich, auch in Deutschland, in den USA usw. Das macht Angst.

Viele Leute haben auch schon Schreckensmeldungen gelesen, wo Menschen vermeidlich Tod gewesen sein, es aber nicht waren und man fein an ihnen herumgeschnibbelt hat. Klingt wie in einem Horrorfilm und ist garantiert die Seltenheit, aber sowas trägt nicht dazu bei, dass Menschen Organspenden vertrauen, weil sie Angst haben oder befürchten, einer der Patient zu sein, wo man einen nicht vorhandenen Tod aber nutzt, um an wichtige Organe zu kommen, weil das auch mit viel Kohle zusammenhängt.

Ein weiterer Aspekt ist die mangelnde Aufklärung! Hier muss auch etwas entsprechend getan werden. Zumal man auch fair sagen muss, jeder Eingriff ist ein Risiko. Daran ändert die gute Tat der Spende der Niere & Co nichts. Muss man auch fair mal bedenken und das dort lebende Angst haben, erklärt sich doch von selbst!

Nach dem Tod? Ich sag mal ehrlich, wer es nicht will, will es nicht und das ist seine Entscheidung! Man muss das niemanden negativ andichten und auch ich widerspreche! Ich traue den falschen Leuten nicht. Mit Organen ist viel Geld zu machen. Ich habe schon genug Routine-OPs mitbekommen, wo nach einem entnommenen Blinddarm eine Langzeitbehinderung & Co stattfindet. Bei mir ist die pure Angst der Grund und das Misstrauen in Ärzte, die verdienen und verdienen wollen, weil sie ihren weißen göttlichen Kittelrachen nicht voll kriegen!

Solche Artikel tragen im Übrigen ohne Probleme dazu bei, dass das Vertrauen weniger wird und viele Angst haben, dass auch bei der Organspende immer weiter missbräuchlich agiert wird.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich wöllte nicht, dass meine lieben Angehörigen nach dem Tod noch irgendwie auseinander genommen werden. Deswegen wäre ich auch dagegen, dass nahe Angehörige Organspender sind. Ich selbst möchte das auch nicht. Mir wurde schon mehrfach von irgendwelchen Organisationen versucht, so ein Ausweis anzudrehen und wenn ich gesagt habe, dass ich das nicht will, hieß es, man könne doch auch Nein ankreuzen. Aber will ich dann ständig etwas in meiner Brieftasche mit mir herum tragen, dass mich an den Tod erinnert?

Ich bin ein sensibler Mensch und ich würde dann jedes Mal sentimental, wenn ich das sehe und das ist ja nun nicht Zweck des Lebens, immer wieder an den Tod erinnert zu werden und dann deprimiert zu sein. Es ist so ähnlich wie MaximumEntropy scheibt, ich will mir über manche Dinge einfach keinen Kopf machen. Ich denke auch, dass die Medizin irgendwann in der Lage sein wird, Organe nachzuzüchten und dann braucht man keine Organspende mehr. Das geht doch heute auch schon mit Haut, warum soll das nicht irgendwann mit Nieren oder Lebern klappen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 17.09.2018, 07:47, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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