Sollte man faule Politiker überwachen lassen?

vom 22.10.2014, 17:38 Uhr

Jeder kennt die Klischees über Beamte, dass sie beispielsweise faul seien und nicht viel tun würden außer die Bürger endlos warten zu lassen. In manchen Gegenden sind diese Klischees aber bittere Realität, so beispielsweise in Indien. In Indien will die Regierung jetzt gegen die zu laxe Arbeitsmoral der Beamten vorgehen und lässt sie neuerdings überwachen.

Seit dem 01. Oktober diesen Jahres gibt es in Indien nämlich ein System, bei dem die Anwesenheit eines Beamten bei Dienstantritt und nach Dienstschluss mit einem Fingerabdruck-Scanner erfasst wird. Die Daten wie Ankunftszeit werden dann elektronisch ins Internet vermittelt, sodass die Bürger jederzeit einsehen können, welcher Beamte wie viel Verspätung hat und wann er nach Hause geht. Die erfassten Daten werden statistisch ausgewertet und als Diagramme für die Bürger dargestellt.

Ich finde, nur weil Beamte pünktlich sind, heißt das noch lange nicht, dass sie wirklich produktiv arbeiten. Ich bin gegen das Konzept eines Überwachungsstaates, aber ich gebe ehrlich zu, dass mich schon interessieren würden, was die Beamten den ganzen Tag auf Staatskosten so treiben. Ich habe schon diverse mehrwöchige Praktika bei der Stadtverwaltung absolviert und ich habe dort eine Grundregel gelernt: "Es muss immer nach Arbeit aussehen".

Getan wurde dort wirklich ziemlich wenig und es war auch normal, dass die Kollegen sich gegenseitig zu stundenlangen Kaffeekränzchen besuchen, egal wie viele Bürger warten und auf Auskunft und Hilfe hoffen. Ich wäre dafür, dass die Leistung eines Beamten regelmäßig erfasst wird, wie das geschehen soll, ist mir allerdings egal.

Sollte man ein derartiges Konzept auch in Deutschland einführen? Sollten faule Politiker generell überwacht bzw. kontrolliert werden? Oder haltet ihr das für moralisch verwerflich?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Konzept bringt überhaupt nichts. Vielleicht sind dann alle Beamten pünktlich bei der Arbeit, aber die Produktivität wird dadurch nicht automatisch gesteigert. Auch dass die Daten ins Internet mit Namen und allen Hintergründen eingestellt werden, finde ich nicht schön. Anonyme Auswertungen sind allerdings okay.

Wenn man Beamte wirklich zur Arbeit antreiben möchte, dann könnte man sie höchstens nach Leistung bezahlen. Ich kenne das von meiner damaligen Arbeit im Callcenter so: Wer pro Stunde mindestens sechs Schriftstücke bearbeitet hatte, bekam einen saftigen Aktivitätsbonus auf das Konto. So könnte man die Menschen besser motivieren.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich glaube, dass ein Beamter von Beginn seiner Tätigkeit leider so lasch angelernt wurde und diese Arbeitsweise übernommen hat. So ist er sich keiner Schuld bewusst. Was hier helfen könnte, um Beamte auf Vordermann zu bringen, ist ein monatlicher Austausch mit anderen Privatfirmen, wo Beamte sehen könnten, dass Anstrengung und Arbeit nicht nur als Wortbildungen im Duden zu finden sind. Man kann ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen, weil sie es nicht anders gewöhnt sind.

Ich war schon in den verschiedensten Abteilungen im Rathaus. In den meisten Räumen ist gähnende Leere. Kollegen aus anderen Räumen unterhalten sich oder trinken Kaffee. Die Bearbeitung der jeweiligen Wünsche vor Ort geht zwar schnell über die Bühne, aber dann ist wieder Pause, so kommt es mir vor. Ich finde auch, dass die jeweiligen Sachbearbeiter mit wenig oder gar keinen Kompetenzen ausgestattet sind. Die Sachen gehen dann zur Prüfung zu einem anderen Beamten und erst dann bekommt sie der Vorgesetzte zum Absegnen. Das ist alles sehr langatmig und raubt Zeit.

Die Organisation ist wohl mit Schuld daran, dass der „faule!? Beamte im Vordergrund steht. Wenn die Zahl der Beamten verkleinert würde und alles gestrafft und bewehrte Beamte mit Kompetenz ausgestattet würden, müsste es besser werden. Aber wo wird das wohl gemacht? Nebenbei bemerkt sind nicht alle Beamten Politiker.

Was du über Indien schreibst, finde ich nicht in Ordnung. Das dürfte der falsche Weg sein. Denn pünktliche Beamte können auch ihren Bleistift stemmen und müssen nicht arbeiten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Stellt sich eben die Frage, wie man die Leistung eines Beamten messen will. Beziehen wir das mal auf das BAMF: muss der Beamte dann pro Tag 100 Asylanträge bearbeiten und wenn er weniger schafft war er faul und gehört bestraft oder wie? Beamte können ja auch Politiker sein. Wie will man die Leistung eines Politikers messen? Die reden oft viel, aber so wirklich in die Gänge kommen die auch nicht, weil die sich gegenseitig blockieren (Opposition) und das Leben schwer machen und alles tot diskutieren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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