Gibt es auch so viele Rentner bei euch in den Vorlesungen?

vom 22.11.2013, 12:29 Uhr

Ich habe festgestellt, dass gerade in den Vorlesungen in Geschichte immer enorm viele alte Leute im Raum sitzen. Bei diesen Leuten handelt es sich nicht etwa um Studenten, sondern ganz einfach um Rentner, die ihre freie Zeit sinnvoll nutzen wollen. Somit schauen sie dann immer im Internet nach, wann Vorlesungen stattfinden, die sie interessieren und erscheinen dann auch immer pünktlich. Oftmals sind auch ältere Paare dabei.

Die alten Leute hören dann immer ganz interessiert zu und schreiben auch mit. Außerdem stellen sie auch Fragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Dabei schreiben sie die Prüfung jedoch natürlich nicht mit und es ist auch nicht so, dass sie wirklich jedes Mal erscheinen. Stattdessen suchen sie sich gerade das aus, was sie interessiert und sie schauen auch, dass es sich dabei um Vorlesungen mit vielen Leuten handelt, damit sie nicht so auffallen. Dabei ist es so, dass die Dozenten nichts dagegen haben, wenn so viele Leute erscheinen, die nicht studieren. Immerhin sind die Vorlesungen für jeden frei zugänglich und die meisten Dozenten freuen sich, wenn sie ein möglichst großes Publikum haben. Dabei habe ich in Geschichte bereits öfters Rentner sehen können, wobei ich gehört habe, dass sich auch immer besonders viele Rentner in den Vorlesungen der Fächer Philosophie und Psychologie befinden.

Ich muss sagen, dass ich es eigentlich richtig toll finde, dass die Rentner ihre Zeit so sinnvoll nutzen, indem sie in Vorlesungen gehen. Das ist wesentlich besser, als nur zu Hause herum zu sitzen und oftmals scheinen sich daraus auch Freundschaften zu entwickeln, wenn mehrere alte Leute in der Uni aufeinander treffen. Das finde ich eigentlich ganz schön. Andererseits finde ich es aber auch ein wenig schade, wenn die Rentner die Plätze belegen, die die Studenten brauchen könnten. Oftmals sind die Räume einfach zu klein und von daher sieht es dann so aus, dass Studenten im Stehen mitschreiben müssen, während die Rentner gemütlich in der ersten Reihe sitzen.

Gibt es bei euch auch so viele Rentner in den Vorlesungen? In welchen Vorlesungen gibt es wohl die meistens Rentner? Wie findet ihr es, wenn alte Leute auf diese Weise ihre Zeit verbringen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass ein junger Mensch beurteilen kann, was für einen Rentner wohl sinnvoll ist oder nicht. Aber natürlich sollten Gasthörer (davon redest du wahrscheinlich?) den eingeschriebenen Studenten die besten Plätze nicht wegnehmen. Das scheint tatsächlich in manchen Fachbereichen, insbesondere in den Geisteswissenschaften, so zu sein. Ich würde eine Regelung einführen, dass die Plätze in den Hörsälen bei Knappheit zuerst den eingeschriebenen Studenten (unabhängig vom Alter) freigehalten werden und kurz vor Vorlesungsbeginn dürfen dann die Gasthörer (natürlich müssen sie einen Gasthörerausweis mit sich führen) Platz nehmen.

Die Zwischenfragen kann der Professor eigentlich gut steuern. Ich kenne es so, dass er bei Fragen, die nicht jeden interessieren, die Frager bittet, nach der Vorlesung zu ihm zu kommen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Müssen die alten Leute bei Euch eigentlich Sondergebühren zahlen, damit sie teilnehmen dürfen? An meiner letzten Uni war das so. Wobei das altersunabhängig ist. Alle Gasthörer müssen sich im Vorfeld so eine Art Eintrittskarte kaufen, die, ich habe eben mal in die Nutzungsbedingungen geschaut, dazu berechtigt, innerhalb eines Semesters an beliebigen regulären Kursen teilzunehmen, und außerdem zu sechs 45-minütigen Terminen, an denen wohl Extra-Vorträge für Gasthörer stattfinden. Von Letzteren wusste ich bisher noch gar nichts, aber laut Nutzungsbedingungen scheint es sie zu geben. Diese "Eintrittskarte" kostet übrigens pro Semester 141 Euro, es gibt auch noch eine Variante, mit der man zusätzlich 60 Stunden Kunstseminare besuchen kann, diese kostet pro Semester schon 210 Euro. Nachdem ich diese aus meiner Sicht hohen Preise erfahren habe, wundere ich mich jetzt schon ein wenig, dass wir so viele Gasthörer bei uns hatten.

Ich fand es übrigens immer schön, besonders in Geschichte, teilweise aber auch in Germanistik, meistens ältere Gasthörer dabei zu haben. Gerade in meinen ersten paar Semestern waren unter den normalen Studierenden nämlich nicht alle Personen motiviert und leise. Es gab erschreckend viele Leute dort, die nur da waren, weil Mami oder Papi wollte, dass sie irgendetwas studieren. Und das merkte man bei ihnen auch, Interesse und Disziplin gingen gegen Null. Ältere Gasthörer hingegen machten keinen Lärm während der Vorträge, waren immer sehr aufmerksam und brachten oft auch noch interessante Fragen ein. Oftmals waren es bei uns in Geschichte Leute, die bereits gute Vorkenntnisse hatten. Sie haben also ab und zu Dinge mit in die Diskussion eingebracht, die von jüngeren Studenten vielleicht nicht gekommen wären. Ich empfand das immer als Bereicherung, und eine gute Diskussionskultur pflegten die Leute auch immer. Irgendeine Überheblichkeit gegenüber jüngeren Studenten konnte ich auch nicht feststellen.

Angst, dass die älteren Gasthörer den "richtigen" Studenten die Plätze wegnehmen, musste man auch nicht haben. Es gab pro Kurs eine Höchstzahl an Gasthörer-Plätzen. Mehr durften nur kommen, wenn der Kurs sonst nicht komplett belegt war. Wenn von den vorgesehenen, beispielsweise, zwanzig Plätzen nur zwölf gebucht wurden, wieso sollten die "fehlenden" freien Plätze dann nicht durch Gasthörer gefüllt werden? Das schadet ja niemandem. Abgesehen davon, dass es so viele Gasthörer dann aber meistens auch nicht wurden, meistens eher zwei oder drei, bei großen Kursen auch mal um die zehn, bei einer "Normal-Studenten"-Zahl von gut zweihundert. Und ich finde es übrigens auch sehr gut, wenn ältere Menschen sich weiter bilden und aus Interesse Vorlesungen beschäftigen. Schöner als wenn Rentner nur zuhause sitzen und vereinsamen, ist es auch auf jeden Fall.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ja, auch in meinem Studiengang, der geisteswissenschaftlich orientiert ist, sitzen relativ viele Senioren, wobei ich nicht weiß, ob es sich bei ihnen immer um Gasthörer handelt. Einige von ihnen sind das sicherlich, Andere studieren jedoch über ein Seniorenstudium und legen wohl zumindest Teilprüfungen ab, und wieder Andere sind völlig normal für ein Studium eingeschrieben und zählen somit nicht mehr oder weniger als jüngere Kommilitonen, zumal sie alle Prüfungen schreiben und dieselben Leistungen erbringen müssen. Mir persönlich ist es eigentlich gleich, welchen Alters die Mithörenden sind, solange es nicht solche Gasthörende gibt, die regulären Studenten ihre Plätze im Saal streitig machen, aber scheinbar ist das bei uns an der Universität trotz fehlender Regelung kein Problem und bisher hat noch immer jeder einen Platz bekommen.

Ich finde es jedenfalls sehr schön, wenn auch Senioren sich geistig fit halten wollen und sich im Alter vielleicht noch einmal dazu entschließen, ein Thema zu studieren, das sie immer interessiert hat und das sie in ihrem Leben möglicherweise nicht verwirklichen konnten. Ich finde sogar, dass ältere Kommilitonen oft auch eine Bereicherung sind, denn im Gegensatz zu den Jüngeren sind sie oft interessierter und ihr Wissen breiter, sodass oft interessante Fragestellungen und Diskussionen gerade von älteren Kommilitonen aufgeworfen werden.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe es noch nie gehört, dass ältere Leute einfach so in Vorlesungen gehen. Ich hätte dann zumindest gedacht, dass sie auch etwas zahlen müssen und nicht kostenlos zuhören dürfen.

In meinem Studiengang war es nicht üblich, dass sich dort andere Leute befunden haben wie die Studenten, die auch Pharmazie studiert haben. Vielleicht lag es auch an den Fächern, wobei es ja doch durchaus sein könnte, dass sich ältere Leute auch für Anatomie, Biologie oder dergleichen interessieren. Trotzdem habe ich weder an der Uni in Berlin jemand anderes als Studenten in der Vorlesung gesehen, wo ich einmal zu Gast war, noch in Süddeutschland, wo ich dann studiert habe.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Meine Studienzeit ist zum Glück schon sehr lange vorbei und zu meiner Zeit gab es so etwas überhaupt nicht. Trotzdem würde ich es immer gut finden wenn es auch Gasthörer gibt die sich dort einbringen. Gerade die älteren Leute haben einen umfangreichen Erfahrungsschatz und sie sehen viele Dinge deshalb auch in einem anderen Licht. Davon können eigentlich auch nur alle profitieren. Es ist aber sicherlich ärgerlich wenn die Plätze bei interessanten Vorlesungen und vielen Gästen nicht ausreichen, das kann ich durchaus verstehen. Ich würde da den Rentnern aber keinen Vorwurf machen, da muss die Hochschule eben andere Voraussetzungen schaffen. Als Rentner würde ich mich aber auch nicht freiwillig auf die Treppe setzen, das ist viel zu unbequem und mit über 60 Lebensjahren hat man eben so seine Wehwehchen.

Bei uns im Amt gibt es zwei Rentner die auch diesen Weg gegangen sind. Der eine ist inzwischen weggezogen und nimmt mit seiner Frau als Gasthörer an kunst- und baugeschichtlichen Vorlesungen teil sowie an den Geschichtsvorlesungen. Um zu seiner Uni zu gelangen muss er eine beträchtliche Strecke mit dem Zug fahren, das ist für ihn auch schon anstrengend genug.

Ein anderer Kollege hat schon während seiner aktiven Dienstzeit davon geschwärmt das er so etwas später machen wollte und das hat er auch bisher so durchgezogen. Er fährt einmal in der Woche nach Hannover, das sind auch zwei Stunden Zugfahrt für eine Strecke. Auch hier kann ich mir nicht vorstellen dass er freiwillig einen schlechten Platz einnehmen würde nur weil es voll werden könnte.

Soweit ich weiß gilt an den Unis immer noch das Windhundprinzip, wer zuerst kommt mahlt zuerst. Es ist einfach unfair das ändern zu wollen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Andererseits finde ich es aber auch ein wenig schade, wenn die Rentner die Plätze belegen, die die Studenten brauchen könnten. Oftmals sind die Räume einfach zu klein und von daher sieht es dann so aus, dass Studenten im Stehen mitschreiben müssen, während die Rentner gemütlich in der ersten Reihe sitzen.

Bei allem Respekt, aber findest du das nicht irgendwie dreist, wenn sich die Rentner auf den Boden setzen müssten, damit die Studenten an ihren Tischen sitzen können oder was? Wenn man gut erzogen ist, bietet man als junger Mensch seinen Platz freiwillig an und überlässt ihn den Senioren. Daher ist das doch alles eine freiwillige Entscheidung. Ich verstehe dein Problem nicht so wirklich. Dann muss man als Student eben früher zur Veranstaltung gehen, wenn man unbedingt sitzen möchte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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