Abschaffung der Schulpflicht überfällig?

vom 11.08.2018, 22:12 Uhr

Die Schulpflicht so wie wir sie jetzt kennen ist eine Regelung welche in Deutschland zur Zeiten des Nationalsozialismus eingeführt und später von der BRD übernommen wurde. Aktuell ist es so das Deutschland fast das Einzigste europäische Land, ausgenommen angrenzend Schweden, welche so eine Pflicht haben und ausüben.

Was haltet ihr selbst von der Schulpflicht? In den meisten Ländern wie Frankreich, Irland, Dänemark ... gibt es ja nur eine Bildungspflicht, das heißt Eltern können ihre Kinder zu Hause oder wo anders unterrichten, je nach Land mit unterschiedlichen Bestimmungen oder Auflagen, ohne dass das Kind am Schulunterricht teilnehmen muss.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe meine Schulzeit eher in schlechter Erinnerung. Ich war zwar meistens ein guter Schüler, aber ab dem Gymnasium habe ich in der Klasse keinen Anschluss gefunden und da war es natürlich blöd, da jeden Tag hin zu müssen. Kinder, die daheim unterrichtet werden, müssen das nicht mitmachen. Ich glaube, es gibt viele, die sich an solche unangenehmen Ausgrenzungssituationen in der Schule erinnern und sich denken, dass es schöner gewesen wäre, das nicht zu erleben.

Aber irgendwie kann ich mir auch nicht vorstellen, dass meine Eltern mich unterrichtet hätten. Ich fände es besser, wenn man erstmal den Schulunterricht abspeckt und da alles rauswirft, was nicht sein braucht - Musikunterricht finde ich beispielsweise unnötig und auch Astronomie, das kann man in Kurzversion bei anderen Fächern unterbringen. Sport muss auch nicht sein und auch kein Latein oder mehr als eine Fremdsprache. Also zumindest finde ich das überflüssig. In vielen Fachbereichen ist enorm viel dabei, was später keiner braucht und was nach der Klausur ohnehin nur vergessen wird.

Oder dass man die Schüler mehr wählen lässt. Während meiner Abiturzeit konnte man viele Fächer abwählen, ich hatte damals beispielsweise Musik abgewählt, Russisch, Physik und Astronomie. Man musste bestimmte Stundenanzahlen erreichen und dafür konnte man aber Fächer loswerden. Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe gehört, diese Wahlmodelle hat man später wieder abgeschafft, sodass man keine Fächer mehr abwählen konnte. Dabei finde ich gerade das gut. Das hätte man eher noch intensivieren sollen und dem Schüler die Möglichkeit geben sollen, noch mehr abzuwählen. Mathe und Deutsch sollte man auch abwählen können. Wenn jemand kein Interesse an Faust oder Differentialgleichungen hat - warum soll er es dann erdulden müssen?

Und dann sollte es eben Alternativen zu Schulen geben, Homeschooling, aber wenn Eltern das nicht leisten können, dann vielleicht auch die Option, dass man da einen Privatlehrer hat oder irgendwelche anderen Möglichkeiten, damit Schüler nicht zur Schule müssen, wenn sie es nicht wollen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin ehrlich gesagt gegen die Abschaffung der Schulpflicht. Es ist schon keine Pflicht, dass Kinder in den Kindergarten kommen und schon da sieht man die negativen Folgen. Mag sein, dass Defizite in sozialen Kompetenzen durch die Schulzeit wieder ausgeglichen werden (was ja durch den Kontakt mit Schülern und Lehrern der Fall wäre) aber wenn das wegfällt haben wir ein Problem. Hinzu kommt, dass ich da die Gefahr sehe, dass die Migrantenkinder dann noch schlechter in die Gesellschaft integriert werden.

Bei uns gibt es einen Stadtteil, der als sozialer Brennpunkt gilt und jeder, der dort wohnt, wird stigmatisiert und gemieden. Die Arbeitslosenquote ist dort am höchsten in meiner Stadt, aber auch die Migrantenquote und die Kriminalitätsrate. Interessant ist, dass das der Stadtteil ist, wo die wenigsten Kinder in die Kita geschickt werden. Ich habe mal gelesen, dass nur 30 Prozent der Kinder dort in den Kindergarten gehen. Da ist doch die weitere Laufbahn kein Wunder mal ehrlich.

Wenn dann im Elternhaus kein Deutsch gesprochen wird, verlieren die Kinder den Anschluss. Ein schlechter Schulabschluss wegen mangelnder Sprachkenntnisse wäre die Folge und so hat man dann kaum Chancen auf den Arbeitsmarkt. Wenn die Schulpflicht abgeschafft wäre würde sich dieser Effekt meiner Ansicht nach verstärken.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Letztens kam in den Medien, dass viele Kinder die dieses Jahr in die Schule kommen und schon gekommen sind nicht richtig sprechen können. Ich gehe davon aus, dass ein Großteil derer eine Kita besucht hat.

Hoch bezahlte Erzieher/innen sollen Kinder sprachliche Kompetenzen beibringen, dass passiert viel zu wenig, es wird weniger gesungen und weniger Sprachspiele durchgeführt, sich generell weniger unterhalten. Die Kinder werden sich oft selbst überlassen. Wenn Kinder untereinander in Kitas nicht richtig sprechen weil sie es noch nicht können, wer muss dann für die sprachliche Förderung sorgen? Richtig, die Erwachsenen.

Wenn die Erzieher also das nicht richtig fördern, wozu ist dann eine Kita noch gut? Soziale Kompetenzen kann man auch wo anders erwerben (Spielplatz, Vereine, Eltern/Kindkreise usw.).

Ich denke es wird derzeit auch immer weniger zu Hause und außerhalb miteinander gesprochen, Stichwort Handynutzung oder weil man sich aufgrund eines 10 Stunden Arbeitstages kaum sieht als Familie.

Wobei das nicht wirklich zum Thema gehört. :-) Ob ein Land untergeht wenn die Schulpflicht wegfällt? Eine Bildungspflicht wäre ja auch eine Möglichkeit das Ganze kurzfristig zu lockern und zusätzlich dem Lehrermangel entgegen zu wirken.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich frage mich, wie das in Deutschland funktionieren soll. Entweder wächst eine Generation heran, die nichts lernt oder ein Elternteil muss zu hause bleiben und darf nicht arbeiten gehen, damit dem Kind oder den Kindern was beigebracht wird. Die Eltern haben in Deutschland keine Zeit die Kinder zu unterrichten und sind oft selbst nicht in der Lage die Kinder zu unterrichten.

Es gibt jetzt schon so viele Schulschwänzer, die keine Lust haben zu lernen. Wie soll das denn dann werden, wenn nicht mal Konsequenzen drohen. Lungern die Kinder dann nur noch draußen rum und machen Unsinn oder sitzen vor Konsolen und Co?

Wo bleibt da die Sozialisierung und auch die Integration? Gerade Einwandererkinder lernen so nie richtig deutsch, weil sie ja nicht unter andere Kinder kommen und nur die Landessprache können und wie werden diese dann in Deutsch unterrichtet. Nicht alle Eltern können die Kinder unterrichten. Eltern müssen beide Geld verdienen, damit man den Kindern was bieten kann. Sie müssen dann fremd betreut werden. Und wie soll man den Kindern dann klar machen, dass sie in die Schule gehen müssen, während andere zu hause bleiben.

Ich persönlich bin für die Schulpflicht. Ich denke, dass die Kinder so schon auf die Pflicht im Berufsleben vorbereitet werden, soziale Kompetenz lernen und lernen sich durchzusetzen und mit anderen Menschen umzugehen.

Nebula hat geschrieben:Wenn die Erzieher also das nicht richtig fördern, wozu ist dann eine Kita noch gut? Soziale Kompetenzen kann man auch wo anders erwerben (Spielplatz, Vereine, Eltern/Kindkreise usw.)..

Welche Eltern haben denn noch die Zeit auf den Spielplatz, in Eltern/Kindkreise zu gehen? Es müssen beide Elternteile arbeiten gehen, damit sie in Deutschland den Kindern was bieten können. Ohne dass beide Eltern arbeiten gehen, geht es in dem "ach so reichen Deutschland" nicht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante, ich bin ja durchaus für Freiheit und Zeit für die Familie. Aber was hat Zeit mit vernünftiger Erziehung zu tun? Nehmen wir nur 1950. Da war eine Arbeitszeit von 48 Stunden verteilt auf sechs Tage pro Woche normal. Und die Frau hat auch so lange geschuftet, weil der Haushalt harte Arbeit war. Da ging auch keiner auf den Spielplatz oder zur Kleinkindgruppe. Heute braucht man rein statistisch zwei Stunden am Tag für die Hütte und beschäftigt sich als Frau 22 Minuten am Tag mit dem Nachwuchs und als Mann 9 Minuten. Da geht definitiv mehr als früher. Man muss nur wollen und seine Selbstverwirklichung zurückstellen.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Nun eine Schulpflicht so wie sie jetzt existiert trägt nicht zur Integration zwingend bei, sonst würde es eben keine Zuwandererfamilien ohne Deutschkenntnisse geben, jeder könnte die Sprache, jeder wäre kompetent usw..

Die Realität sieht doch so aus das viele trotz Schulpflicht ihr eigenes Süppchen kochen, wieso dann nicht gleich abschaffen und denen die ihre Kinder trotzdem bilden wollen, jedoch mit anderen Inhalten oder anderen Methoden diese Chance geben?

Es müssten weniger Kinder aus den Familien geholt werden, weil Eltern ihre Kinder nicht schwarz zu Hause unterrichten müssten, man müsste sein eigenes Kind nicht dem alltäglichen Mobbing aussetzen, weil es kein Handy hat oder keine Markenklamotten trägt usw. und es würde weniger Krankenstand bei Lehrern geben, weil die Klassen kleiner und die beruflichen Anstrengungen geringer wären.

Kinder sitzen doch jetzt schon oft nur von Konsolen oder lungern rum, spielen mit Handys im Unterricht usw.. Wegen den Angeboten, da ist der Staat/Kommune/Stadt gefragt mehr Freizeitangebote zu schaffe. Mit einer Schulpflicht haben wir jetzt auch keine andere Situation in der Hinsicht.

Was ich auch so sehe ist die eigene Selbstverwirklichung, sowie die eigenen Ansprüche, wenn einem Geld mehr wichtiger ist als die Familie. Man sollte 40 Jahre lang Vollzeit arbeiten gehen, noch 5 Jahre was vom Rentenalter haben und dann an einer Krankheit sterben und kurz davor feststellen, man hat nix vom Leben gehabt. Man ist nur für Andere arbeiten gegangen und hat in der Erziehung der Kinder versagt, weil man nie für sie da war. Aber ist eher Offtopic.

Zum Thema: Wenn man sich da etwas anpasst und die Priorität auf die Familie legt, dann geht Vieles. Es gibt auch Teilzeitarbeiten oder einer bleibt halt zu Hause oder man ist Freiberuflicher/Selbstständig. Man kann sich schon die Zeit am Tag nehmen zwecks dem Nachwuchs.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Welche Eltern haben denn noch die Zeit auf den Spielplatz, in Eltern/Kindkreise zu gehen? Es müssen beide Elternteile arbeiten gehen, damit sie in Deutschland den Kindern was bieten können. Ohne dass beide Eltern arbeiten gehen, geht es in dem "ach so reichen Deutschland" nicht.

Meinst du das ernst oder sarkastisch? Den Kindern was bieten? Was denn? Das Wichtigste für ein Kind ist die Zeit mit den Eltern und das Gefühl, dass die Eltern es lieb haben. Alles andere ist doch unwichtiger Schnulli. Was nützt dem Kind das neueste Smartphone oder was auch immer, wenn die Eltern nie da sind? Wenn Eltern es wirklich für gut halten, beide in Vollzeit zu arbeiten, damit sie dem Kind unnötigen Quatsch kaufen können, dann hätten de auf das Kinderkriegen lieber verzichten sollen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wäre schön, wenn ich das sarkastisch gemeint hätte. Ich gebe nur das wieder, was ich hier im Umfeld heutzutage beobachte. Alleinerziehende Mütter, die 2-3 Arbeitsstellen haben, damit man sie nicht "Sozialschmarotzer" schimpft und damit nur ein kleiner Zuschuss vom Amt fällig ist. Familienväter, die durch Arbeitslosigkeit nur in einem Zeitarbeitsunternehmen tätig sind und wenig verdienen und dann auch noch 11 Stunden außer Haus sind, weil sie einen Arbeitsweg von 1,5 Stunden hin und 1,5 Stunden zurück haben, wo die Frau auch noch arbeiten muss, damit sie über die Runden kommen.

Das sind alles Fälle, wo die Eltern der Kinder sich das bestimmt nicht ausgesucht haben und es bestimmt auch anders haben wollten. Aber diese Eltern haben eben wenig Zeit für die Kinder, wo Spielplatz auf der Strecke bleibt und am Wochenende eben was unternommen wird und auch keine Zeit bleibt um sie zu unterrichten. Die Kinder sind während der Arbeit dann in Ganztags-KiTas, Ganztagsschule oder Horts.

Hier werden Mütter dumm angesehen, wenn drei Jahre Elternzeit nehmen und nicht schon nach einem Jahr wieder arbeiten gehen. Wie soll das denn dann sein, wenn die Kinder schulpflichtig sind? Wie sollten diese Eltern es noch schaffen, die Kinder zu hause zu unterrichten?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Wäre schön, wenn ich das sarkastisch gemeint hätte. Ich gebe nur das wieder, was ich hier im Umfeld heutzutage beobachte. Alleinerziehende Mütter, die 2-3 Arbeitsstellen haben, damit man sie nicht "Sozialschmarotzer" schimpft und damit nur ein kleiner Zuschuss vom Amt fällig ist. Familienväter, die durch Arbeitslosigkeit nur in einem Zeitarbeitsunternehmen tätig sind und wenig verdienen und dann auch noch 11 Stunden außer Haus sind, weil sie einen Arbeitsweg von 1,5 Stunden hin und 1,5 Stunden zurück haben, wo die Frau auch noch arbeiten muss, damit sie über die Runden kommen.

Wie beobachtest du denn das? Sind das alles nähere Bekannte oder Freunde von dir? Denn ansonsten kann man doch gar nicht so genau wissen, wie viele Arbeitsstellen jemand hat oder welche Erfahrungen die Leute im Alltag machen. Vielleicht kennt man ein oder zwei und generalisiert das dann? Woher will das ein Außenstehender wissen, wie viel das Amt bezuschusst, um dann auf Basis der Höhe des Zuschusses ein wie auch immer geartetes Urteil zu fällen? Das weiß doch das Umfeld normalerweise gar nicht, wie viel das Amt bezuschusst. Also ich wüsste z.B. bei meinen Nachbarn nicht, ob die ALG II bekommen und wenn ja, wie viel oder wie viel die selbst verdienen usw. Demzufolge würde es doch keinen Sinn machen, extra arbeiten zu gehen, damit das Amt nur bezuschusst und nicht voll ALG II zahlt, um bei anderen einen guten Eindruck zu machen.

Hier werden Mütter dumm angesehen, wenn drei Jahre Elternzeit nehmen und nicht schon nach einem Jahr wieder arbeiten gehen. Wie soll das denn dann sein, wenn die Kinder schulpflichtig sind? Wie sollten diese Eltern es noch schaffen, die Kinder zu hause zu unterrichten?

Und woher wissen das denn die anderen, die da jemanden dumm ansehen? Beobachten die den ganzen Tag alle Menschen um sich herum? Auch das weiß man doch normalerweise nicht, wie lange jemand Elternzeit nimmt, außer die Person sagt es einem (oder man lungert vor der Tür und beobachtet).

Ich weiß ja nicht, wo du wohnst, aber für mich ist es normal, dass manche Leute eben von ALG II leben und ich sehe da auch nichts Schlimmes daran. Ich habe noch nie hier von einem Fall gehört, wo jemand dumm angemacht wurde, weil er 3 Jahre Elternzeit genommen hat oder wo jemand angemotzt wurde, weil er ALG II bekommt. Und sollte es solche Kommentare geben, da muss man eben drüber stehen. Jemand, der so wenig Selbstwertgefühl hat, dass er anderen zuliebe noch extra viel arbeitet oder extra weit zur Arbeit fährt, nur damit ja niemand was Schlechtes über ihn erzählen kann, hat wohl ganz andere Probleme, die eher in den psychologischen Bereich gehören.

Man muss sein Leben doch so gestalten, wie es für einen selbst passt und nicht irgendwelchen Wünschen anderer, Außenstehender, folgen, es denen recht machen, nur damit sie ja nichts Negatives über einen sagen können.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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