Sind Stiftungsprofessuren unabhängig oder eher nicht?

vom 12.05.2011, 13:14 Uhr

Vereine, Verbände, Stiftungen und Einzelpersonen nutzen die Möglichkeit, einen Lehrstuhl zu stiften an einer Universität oder Fachhochschule. Die Hochschule wählt den Stiftungsprofessor aus. Der Geldgeber hat keinen Einfluß auf die Auswahl. Er kann aber vom Zuschnitt der Professur her seine Ideen einbringen und somit Themen, die für ihn wichtig sind verankern. Hier handelt es sich um Themen, die das eigene Geschäftsmodell betreffen. Dadurch werden Nachwuchskräfte frühzeitig erkannt.

Von Stiftungsprofessuren profitieren beide, Wirtschaft und Wissenschaft. Es passiert oft, dass dadurch neue Forschungsbereicherungen an der Universität entstehen. Eine schnellere Reaktion auf neue Entwicklungen ist möglich. Auf diese Weise werden schneller Lösungen gefunden. Lieber wäre es den Hochschulen, wenn das Geld an keine Auflagen gebunden wäre.

Die Zukunft wird zeigen, dass Stiftungsprofessuren an Bedeutung gewinnen und eine neue Qualität in der Forschung erzeugen. Echtes stiften, ohne eigene Vorteile daraus zu ziehen, ist sehr selten. Das Thema Sponsoring ist stärker vertreten als die Stiftung. Die Firmen sponsern den neuen Anstrich eines Hörsaales, Renovierung oder ein neues Forschungszentrum. Sowohl das Forschungszentrum als auch der Hörsaal erhalten dann den Firmennamen.

Vorreiter an der TU Berlin sind die Telekom-Laboratories, Zusammenarbeit E.on mit der RWFH (Strom-und Gaskonzerne).

In der Praxis gibt es oft Probleme an Stiftungsprofessuren zwischen Hochschule und Stifter, die Zweifel an langfristigem Nutzen lassen. Manche Unternehmen und Vereine sind oft gezwungen, Auflagen an die Zuwendung zu knüpfen. Dadurch kann die Wissenschaft in ihrer Freiheit gefährdet sein. Viele Sponsoren legen sich erst einmal auf ein paar Jahre fest.

Geht es auf das Ende des Förderzeitraumes zu, weicht die Euphorie über die zusätzlichen Mittel einer Katerstimmung. Dass sie bei der Finanzierung einspringen, stellen Länder in Aussicht. Aber wegen Haushaltsvorgaben werden diese Versprechen oft nicht eingelöst. In 65 Prozent der Fälle springt die Hochschule ein. Unverantwortlich gegen Nachwuchswissenschaftler ist es, dass ein begonnenes Forschungscluster unvollendet liegen bleibt. Für Stifter und Hochschule ist es unbefriedigend. Auch Professoren, die einen unbefristeten Vertrag haben, können nicht einfach entlassen werden.

Um das zu ändern wird von Stiftungen gefordert, dass das Endowment-Verbot aufgehoben wird. Nach amerikanischem Vorbild untersagt das das Endowment-Verbot die Erträge in Kapital umzuwandeln. Aus den Erträgen könnte sich die Stiftungsprofessur langfristig finanzieren. Das Problem ist, wenn diese Modelle Schule machen, wird das Geld bald für verschiedene Zwecke gehortet von Stiftungen. Neue Gremien werden geschaffen und der Grundsatz unmittelbarer, bzw, zeitnaher Verwendung der Mittel unterlaufen.

Wie seht ihr die Stiftungsprofessuren? Meint ihr, dass sie für die Hochschulen eher nachteilig sind, weil sie nicht frei entscheiden können? Oder kann es ein echter Vorteil für die Hochschulen sein? Übrigens ist Spitzenreiter mit 55 Stiftungsprofessuren die Universität Frankfurt. Sponsoren sind Stiftungen und Verbände, sowie die halbe Bankenszene.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Stiftungsprofessuren sind doch in der absoluten Minderheit. Ich habe gelesen, dass nur zwei Prozent der Lehrstühle in Deutschland gestiftet werden und die Stiftungsprofessuren sind eher begrenzt und haben meist eine Laufzeit von fünf Jahren, wobei aber auch 10 Jahre möglich sind. Vier von zehn Stiftungsprofessuren werden von Unternehmen finanziert, die dies vermutlich nicht uneigennützig tun. Daher kann es schon sein, dass Forschungsergebnisse beeinflusst werden. Stiftungsprofessuren haben nicht umsonst den Ruf, nicht unabhängig forschen zu können.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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