Verletzte Profisportler schneller fit als andere

vom 30.06.2018, 16:43 Uhr

Physiotherapeuten, Sportärzte und alles was dazu gehört, machen Profisportler nach einer schweren Verletzung schnell wieder fit. Wenige Wochen nach einem Bänderriss spielen sie wieder Fußball oder rennen schon wieder durch die Gegend. "Ottonormalverbraucher" brauchen aber lange um wieder fit zu werden. Oft Monate mit monatelanger Physiotherapie gehen ins Land, bevor man wieder völlig fit ist.

Warum ist das so? Warum schaut man nicht, dass auch die Menschen wieder schnell fit werden, die kein Profisportler sind? Eine Bekannte hatte einen Kreuzbandriss und ist monatelang damit beschäftigt gewesen, wieder vernünftig und ohne Schmerzen laufen zu können. Ein Profifußballer braucht nur einige Wochen und kann wieder spielen. Was wird bei den Profis anders gemacht? Haben die bessere Ärzte? Sind die Physiotherapeuten besser?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, das hat mehrere Gründe. Zum einen arbeiten bei Profisportlern die Orthopäden und Physiotherapeuten bestimmt eng zusammen, sodass sich die beiden Therapien perfekt ergänzen, während man bei uns "Normalos" vermutlich größtenteils die Standardtherapien verschrieben bekommt. Geld spielt da auch sicher eine große Rolle.

Schließlich sind Profisportler von ihrer Leistung, die sie erbringen, abhängig. Außerdem befindet sich bestimmt in den meisten Fällen auch ein Sportpsychologe mit im Team, der bei dem richtigen Umgang mit der Verletzung berät, den Sportler coacht, aufbaut, motiviert, und und und.

Ich könnte mir darüber hinaus auch gut vorstellen, dass Profisportler auch wieder an Wettkämpfen teilnehmen, wenn sie noch nicht wieder 100 prozentig fit sind, aber sich medikamentös/schmerztherapeutisch dementsprechend einstellen lassen. Ich habe mal gelesen, dass bei Fußballspielen beispielsweise die Spieler häufig im Voraus Schmerzmittel einwerfen, damit sie beim Spiel, wo es ja sehr schnell mal zu Verletzungen kommen kann, nicht sofort ausscheiden müssen. Ich kann mir das gut vorstellen, wenn man mal bedenkt, wie übel einige Fouls aussehen, sie aber letztendlich doch einfach weiterspielen.

Ob das allerdings immer gesundheitlich die richtige Entscheidung ist, sei dahingestellt... sicher gibt es auch den ein oder anderen Sportler, der Langzeitschäden davon trägt, weil er seine Verletzung nicht richtig hat ausklingen lassen.

» Viktoria_ » Beiträge: 398 » Talkpoints: 32,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Eine Bekannte hatte einen Kreuzbandriss und ist monatelang damit beschäftigt gewesen, wieder vernünftig und ohne Schmerzen laufen zu können. Ein Profifußballer braucht nur einige Wochen und kann wieder spielen. Was wird bei den Profis anders gemacht? Haben die bessere Ärzte? Sind die Physiotherapeuten besser?

Welcher Profisportler ist denn wirklich weniger Wochen nach einem Kreuzbandriss wieder fit? In 90 Prozent der Fälle stimmt das nicht und die anderen 10 Prozent werden dann wohl eher konservativ therapiert, wo ihnen zumindest kurzfristig zu Gute kommt, dass sie erstmal sehr viel Stabilitätsverlust über ihre gute ausgebildeten Muskeln kompensieren können. Das macht es im Langzeitergebnis aber oft nicht besser.

Ansonsten heilt eigentlich auch bei Profisportlern kaum eine Verletztung tatsächlich schneller als beim Ottonormalverbraucher. Das werden dir auch die meisten Sport- und Mannschaftsärzte so sagen. Ein Bänderriss im Sprunggelenk zum Beispiel braucht immer so 4-6 Wochen Zeit. Ich selber haben nach Bänderriss nach 1 Tag schon wieder gearbeitet und bin nach 6 Wochen wieder Joggen gegangen, wobei ich leichte Läufe schon nach 4 Wochen gemacht habe. Das wäre beim Profisportler auch nicht anders gewesen.

Der Hauptunterschied dürfte eher darin liegen, dass Profisportler schneller und genauer diagnostiziert werden. Der Bänderriss im Sprunggelenk ist ja nicht immer gleich. Da gibt es ja viele verschiedene Bänder und dann muss man schauen, ob innen und außen kaputt ist. Das macht beim normalen Menschen kaum jemand, da gibt es Röntgen und vielleicht noch Ultraschall und dann steht in 90 Prozent der Fälle die Diagnose Bänderriss und es gibt für 6 Wochen eine Schiene und danach ist alles gut oder das Gelenk war von Anfang an so kaputt, dass es ohne Operation eh instabil geworden wäre. Aber da macht man keinen großen Unterschied und therapiert alle gleich, weil das Ergebnis nach 6 Wochen in vielen Fällen ausreichend ist.

Der Sportler dagegen bekommt innerhalb der ersten Tage gleich erstmal ein MRT um alle Bänder beurteilen zu können. Und dann findet man da natürlich auch viele "leicht" Verletze bei raus, die lediglich nur 1 zerrissenes Band oder gar nur Teilrisse haben. Die kann man natürlich wesentlich schneller belasten lassen. Und so kommt dann auch der ein oder andere Fußballer nach 3-4 Wochen wieder zurück auf den Fußballplatz. Aber dafür bezahlen sie beziehungsweise ihre Vereine auch wesentlich mehr Beiträge für den Behandlung. Aber für einen Fußballverein zum Beispiel ist das eben wichtig, wenn der beste Spieler nur 3 Wochen ausfällt, statt 6 Wochen. Da kann viel Geld dran hängen. Für die meisten Betriebe dagegen, macht es jetzt nicht die Jahresbilanz kaputt wenn Herr Meier 2 oder 3 Wochen eher wieder auf der Arbeit ist.

Auch darf man nicht vergessen, dass die Sportler natürlich auch bei der Physiotherapie nicht so limitiert sind wie Kassenpatienten. Auf der anderen Seite kriegen sie aber genauso wie viele Privatpatienten auch viel Mumpitz als Therapie, woran nur der Therapeut verdient. Das sollte genauso wenig unerwähnt bleiben.

Aber wie gesagt, wenn man sich mal wirklich schwer verletze Sportler anschaut, mit Sprunggelenksbrüchen oder Unterschenkelbrüchen oder operierten Kreuzbändern. Dann fallen die auch alle mindestens ein Viertel, in aller Regel ein halbes Jahr aus. Das entspricht auch genau dem was dem ganz normalen gesetzlich versicherten Kassenpatienten blüht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bei Profisportlern heilen Verletzungen nicht schneller und die bekommen auch keine bessere Physiotherapie oder andere Operationen. Es gibt eigentlich nur einen ganz großen zu Beginn. Während die meisten normalen Patienten beispielsweise bei einem Kreuzbandriss erst relativ spät ein MRT erhalten und dann erst nach dem Abschwellen operiert werden können, sind Profisportler innerhalb der ersten 48 Stunden mit Diagnostik und Operation durch, wenn keine konservative Versorgung angestrebt wird.

Hier spart der Profi also zehn bis vierzehn Tage und baut weniger Muskulatur ab. Er wird halt rechtzeitig vor dem Anschwellen operiert. Die Heilung geht dann aber nicht schneller. Der nächste Unterschied kommt dann bei der Rehabilitation. Profisportler können sich ganz auf die Genesung und den Aufbau konzentrieren. Normale Menschen gehen nebenher arbeiten und versorgen die Familie. Die brauchen für die ganzen Einheiten länger.

Und zu guter Letzt verliert ein kranker Profi an Wert. Folglich belasten die sich oft viel zu früh wieder und zahlen mit 40 oder 50 Jahren dann den Preis in Form von kaputten Gelenken und Bändern. Sportler sind keine Wundermenschen. Der Muskelaufbau geht bei Ihnen zwar schneller, aber dafür dauert es wegen der komplexen Bewegungsabläufe den kompletten Funktionsumfang wiederherzustellen.

» cooper75 » Beiträge: 13327 » Talkpoints: 498,02 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich denke auch das es mehrere Gründe gibt warum Profisportler schneller fit sind als wir Normalsterblichen. Allem voran das liebe Geld. Profisportlern werden oftmals die besten Ärzte zur Seite gestellt, und keine Kosten und Mühen gescheut um Sie wieder Fit zu machen mit einer Rundumversorgung. Das beginnt bei der Physiotherapie, Massagen und spezielle Ernährungspläne und geht bis zu perfekt abgestimmte Medikamente und eine speziell auf die Verletzung zugeschnittene Therapie. Unsereins muss sich mit der Standardbehandlung zufrieden geben und oftmals lange aus Facharzttermine, Reha´s oder ähnliches warten.

Dann glaube ich das Profisportler auch deshalb schneller genesen weil Sie einfach fitter sind. Menschen mit einem höheren Muskelanteil können kleinere, und größere, Verletzungen oft besser wegstecken. Auch weil ihr allgemeine Verfassung meistens besser ist als von einem Menschen der keinen Sport macht. Außerdem sind Profisportler meistens auch sehr ehrgeizig. Sie stürzen sich mit vollem Elan in die Physiotherapie und sind auch deshalb schneller fit als andere.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann das gar nicht bestätigen. Ich denke da nur an Manuel Neuer oder Holger Badstuber der nach einem Bänderriss 2 Jahre nicht mehr spielen konnte! Als ich einen Meniskusriss hatte dauerte es hingegen nur ca. 6 Wochen bis ich wieder wandern konnte.

Warum schaut man nicht, dass auch die Menschen wieder schnell fit werden, die kein Profisportler sind?

Warum sollte sie? Wer keinen Leistungssport betreibt muss nicht schnell wieder 100% Leistung erbringen, wenn er diese Leistung eh nicht erbringen will.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Warum ist das so? Warum schaut man nicht, dass auch die Menschen wieder schnell fit werden, die kein Profisportler sind?

Weil das in aller Regel nicht für den Betriebsumsatz wichtig ist beziehungsweise du in aller Regel dein Geld nicht mit deiner körperlichen Fitness verdienst. Der Profisportler kann seiner Arbeit nur nachgehen, wenn er körperlich fit ist. Deswegen ist es da wichtig, die Diagnose so früh wie möglich zu stellen um den Betriebsausfall so gering wie möglich zu halten. Es nützt ja nichts, wenn er weitestgehend fit ist, aber mit seinem gerissenen Kreuzband nicht mehr sprinten kann.

Bei den Freizeitsportler, die ihr Geld zum Beispiel mit einem Bürojob verdienen ist das betriebswirtschaftlich nahezu völlig egal. Da gibt es 2 Gehstützen und man humpelt damit ins Büro und setzt sich 8 Stunden an den Schreibtisch. Das ist nach ein paar Tagen kein großes Problem. Und dann entsteht trotz Verletzung nahezu gar kein Betriebsschaden. Warum sollte da also der Arbeitgeber jetzt ein Interesse daran haben, mehr dafür zu bezahlen, dass du wieder besser laufen kannst, wenn du ihm mit kaputtem Kreuzband das gleiche Geld einbringst?

Profisportler sind zum einen alle über die Berufsgenossenschaft versichert und zum anderen, bezahlen die Vereine als Arbeitgeber auch nochmal kräftig oben drauf. Eben weil es zum Beispiel bei den Top Fußballvereinen mal schnell um Millionenbeträge geht. Wenn man da als Verein am Ende der Saison zum Beispiel um die Europapokalplätze kämpft, dann heißt das am Ende mehrere Millionen Euro Fernsehgelder mehr im nächsten Jahr, wenn man es schafft. Und da gibt man dann eben auch mehrere tausend Euro mehr aus, wenn der beste Stürmer dann wieder fit ist und dich zu diesen Fernseh Millionen schießt. Ist bei allen anderen Sportler genauso. Aber sie bezahlen eben auch wesentlich mehr Geld für die vermeintlich bessere Behandlung.

Es steht ja jedem Bürger frei sich Spezialisten rauszusuchen, die einen schneller und vielleicht auch besser behandeln und diese dann eben selber zu bezahlen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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