Studium mit Kind leichter als Ausbildung mit Kind?

vom 05.07.2014, 21:38 Uhr

Während dem Studium wird man manchmal mit dem Thema Nachwuchs konfrontiert. Ich persönlich möchte mit meinem Kinderwunsch erst warten, bis ich das Studium abgeschlossen habe, auch wenn für mich persönlich das Studium kein Hindernis für ein Kind wäre. Es gibt aber auch Studentinnen, die da anderer Ansicht sind und dann während dem Studium gezielt Nachwuchs bekommen.

Eine Bekannte von mir meinte neulich zu mir, dass ein Studium mit Kind viel leichter zu managen und organisieren sei als eine Ausbildung mit dem Kind. Ich sehe nur, wie die Studentinnen mit Kind ihren Alltag regeln. Leicht ist das bestimmt nicht, aber es ist machbar und glücklicherweise hat man auch das Recht, eine bestimmte Vorlesung dann eben ein Semester später zu belegen oder Seminare, die mehrmals angeboten werden so zu legen, dass man dann eben auch Zeit für das Kind hat. Wie eine Ausbildung mit Kind organisiert werden kann, weiß ich nicht. Ich kenne niemanden, der in dieser Situation war und ich selbst habe auch keine Ausbildung vor dem Studium abgeschlossen, sodass ich auch gar nicht im Einzelnen weiß, wie flexibel die Ausbildungszeit gestaltet werden kann.

Wie sind eure Erfahrungen dazu? Ist ein Studium mit Kind wirklich einfacher und leichter zu managen als eine Ausbildung mit Kind? Oder kann man das nicht so pauschal sagen und es hängt auch sehr viel von den äußeren Faktoren wie zusätzliche Betreuung, Finanzen etc. ab?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man ein Studium mit Kind viel besser managen kann als eine Ausbildung. Beim Studium hat man doch recht viele Freiheiten und kann sich in einem gewissen Rahmen die Zeit selbst einteilen. In vielen Veranstaltungen gibt es ja noch nicht einmal Anwesenheitspflicht und selbst wenn wird das oft gar nicht so eng gesehen. Schließlich ist im Studium jeder selbst für seinen Lernerfolg verantwortlich. Am Ende zählen meist nur die Prüfungen, und wenn man es hin kriegt, den Stoff rechtzeitig zu beherrschen, gibt es keine Schwierigkeiten. Außerdem habe ich schon öfters gehört, dass einige Unis sogar eine eigene Kindertagesstätten für Studenten haben.

In einem Betrieb ist das schon aus organisatorischen Gründen kaum möglich. Schließlich ist man zumindest am Anfang sehr unselbstständig und auf die Führung durch den Ausbilder angewiesen. Außerdem hat man meist ja feste Arbeitszeiten oder einen Schichtplan, der relativ wenig Toleranz für unvorhergesehene Ereignisse, wie sie mit einem Kind eben vorkommen, bietet.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Weasel_ hat geschrieben: Außerdem habe ich schon öfters gehört, dass einige Unis sogar eine eigene Kindertagesstätten für Studenten haben.

Das stimmt. In meiner alten Universität gab es einen Kindergarten für den Nachwuchs der eingeschriebenen Studenten, die so genannten "Uni-Zwerge". Ich bin damals auch schon einige Male daran vorbeigekommen und war sehr angetan von der Einrichtung des Kindergartens und den Öffnungszeiten. Wie das bei der jetzigen Universität ist weiß ich gar nicht. Es ist anzunehmen, dass es irgendwo einen Uni-Kindergarten gibt. Aber da diese Uni keine Campus-Universität mit über 350 Gebäuden und Einrichtungen in der ganzen Stadt und Umgebung verteilt ist, wüsste ich ehrlich gesagt gar nicht, wo ich bei der Suche nach einem universitären Kindergarten zuerst suchen sollte.

Viele Betriebe haben doch auch eine Art Betriebskindergarten. Ist es so abwegig, sein Kind auch dort unterbringen zu können?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Aber da diese Uni keine Campus-Universität mit über 350 Gebäuden und Einrichtungen in der ganzen Stadt und Umgebung verteilt ist, wüsste ich ehrlich gesagt gar nicht, wo ich bei der Suche nach einem universitären Kindergarten zuerst suchen sollte.

Ich würde auf der Homepage das Suchen anfangen. Dort gibt es ganz sicherlich eine Informationsseite zu dem Thema.

Viele Betriebe haben doch auch eine Art Betriebskindergarten. Ist es so abwegig, sein Kind auch dort unterbringen zu können?

Ich würde eher sagen, dass es einige wenige Großbetriebe gibt, die einen Kindergarten haben. Bei kleineren Betrieben gibt es so etwas nicht. Wenn man also das Glück hat, bei einem solchen Großbetrieb zu arbeiten, hat man natürlich schon bessere Karten. Ein solcher Betrieb kann es sich auch leisten, etwas toleranter zu sein und vielleicht auch angepasste Arbeitszeiten für Auszubildende mit Nachwuchs anzubieten. Bei einem Kleinbetrieb, bei dem jede Arbeitskraft dringend benötigt wird und auch Auszubildende als feste Kräfte eingeplant werden, ist das nicht so einfach.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich selbst studiere und habe Kinder. Allerdings kann ich nur über das Studium sprechen, denn eine Berufsausbildung habe ich nicht gemacht.

Studieren mit Kind ist nicht leichter, als Studieren ohne Kind. Das ist schlicht Quatsch. Auch wenn man vielleicht von manchen Dozenten ein bisschen Entgegenkommen bekommt, gleicht das kaum die Nachteile aus, die man als Elternteil hat.

Das fängt bei dem Faktor Zeit an. Wenn man ungebunden ist, kann man zu jeder Tages und Nachtzeit lernen, ist halbwegs ausgeschlafen, wenn man nicht gerade neben dem Studium arbeiten muss und kann sich in Spitzenzeiten vor Prüfungen vollumfänglich der Prüfungsvorbereitung widmen. Eltern sind in der Regel immer mit der Versorgung der Kinder eingebunden. Wenn die Kinder mal eine Weile nicht durchschlafen, sitzt man gerädert in der Lehrveranstaltung und ist nicht so aufnahmefähig.

So lange das Kind eine robuste Gesundheit hat, ist alles gut. Aber wehe das Kind ist klein oder gesundheitlich anfällig. Dann ist vollkommen egal, wie gut die Einrichtung für die Kinderbetreuung ist. Kranke Kinder kann man dort nicht hinbringen. Man versäumt mehr Veranstaltungen und muss oftmals Sonderleistungen erbringen, um Fehlzeiten auszugleichen und das, wo Eltern doch eh schon wenig Zeit haben.

Klar, manche Unis haben eigenen Kitas. Manche Unis haben auch spezielle Beratungsstellen, die einem helfen, Studium und Kind unter einen Hut zu bringen. Aber es ist immer ein Klimmzug.

Auch mit dem Elterngeld ist das schwierig. Man kann zwar auch in der Zeit der Eltergeldzahlung studieren gehen, weil es eine Ausbildung ist. Aber die 300 Euro, die ich damals monatlich bekommen habe als Student (das mag sich mittlerweile geändert haben) ist auch nicht gerade viel. Man muss schon viel rechnen und viel gebraucht kaufen, was man für das Kind braucht, um mit dem Betrag auszukommen.

Alle anderen Anträge, wie Wohngeld und so weiter, wenn das Kind älter ist, sind als Student nicht gerade einfach. Besonders dann, wenn der Papa auch Student sein sollte. Man sollte sich das vorher wirklich ganz nüchtern überlegen und auch durchrechnen, ob das machbar ist.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Studieren mit Kind ist nicht leichter, als Studieren ohne Kind. Das ist schlicht Quatsch. Auch wenn man vielleicht von manchen Dozenten ein bisschen Entgegenkommen bekommt, gleicht das kaum die Nachteile aus, die man als Elternteil hat.

Das hat doch hier auch keiner behauptet. Natürlich ist ein Kind immer auch eine Belastung. Eine Sonderbehandlung bedeutet nur, dass man sich nur ein kleines Stück Erleichterung verschafft, die ein normaler Student natürlich gar nicht nötig hat. Es ging aber darum, ob man im Studium besser mit Nachwuchs klar kommt als in einer Ausbildung. Und das wird in vielen Fällen wohl so sein, da es eben diese ganzen Angebote, von denen du ja auch einige geschildert hast, gar nicht gibt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Also ich glaube beides hat seine Vor- und Nachteile. So mag es zwar stimmen, dass man als Student seine Zeit oftmals freier einteilen kann, aber es gibt eben auch manchmal einfach Seminare oder Praktika die später anfangen und die man dann nicht so einfach hin und her tauschen kann.

Eine Ausbildung dagegen ist doch wesentlich strukturierter. In der Praxis hat man eines festen Arbeitstag und die schulische Ausbildung ist doch meistens auch im Block geregelt. Man geht also recht planbar morgens aus dem Haus und ist am Nachmittag oder späten Nachmittag wieder zu Hause. Das deckt sich doch mit den meisten Öffnungszeiten der Kitas.

Also Student kann es da doch eher mal vorkommen, dass man auch zu Zeiten in die Uni muss, in denen eben nicht mehr jede Kita offen hat und Plätze in Uni-Kitas sind doch sehr überschaubar. Diese Plätze nehmen ja neben Studenten auch Mitarbeiter in Anspruch und meistens können sich dort ja auch alle anderen Eltern anmelden.

Was sicherlich ein Vorteil am Studentendasein ist, dass man zur Not eben einfach sagen kann, dass man dann eben 1 Jahr länger studiert und das Studium dann etwas entzerrt. Das ist in einer Ausbildung sicherlich schwieriger. Aber auch da muss man schauen, ob das finanziell überhaupt zu stemmen ist. Ich glaube also beide Fälle sind auf ihre eigene Art schwierig.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Was sicherlich auch vorteilhaft ist im Studium ist, dass die Anwesenheitspflicht überwiegend abgeschafft worden ist. So kann man theoretisch auch von zu Hause aus lernen, wenn das Kind vielleicht schläft oder im Kindergarten ist. Man muss also nicht zwangsläufig zur Uni fahren, wenn man nicht muss. Die Anwesenheit wird meiner Ansicht nach überbewertet und ich kenne viele Studenten, die auch so top auf Prüfungen vorbereitet waren und es auch so geschafft haben.

Die Entzerrung des Studiums, in dem man zum Beispiel die Regelstudienzeit überschreitet ist auch nicht zu verachten, das kommt noch dazu. Abgesehen davon denke ich, dass vieles von der eigenen Organisation und Einstellung abhängt, was einem leichter fällt und was nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich hätte die Ausbildung mit Kind nicht machen können. Schicht- und Wochenenddienste, Nachtbereitschaft und um Fünf in den Zug zur Berufsschule wären nur möglich gewesen, wenn jemand anderes das Kind komplett betreut hätte. Im ersten Studium wäre es dagegen irgendwie gegangen und zweiten hätte es sogar gut geklappt.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Also ich denke schon, dass man ein Studium nebenbei eher gebacken bekommt, als wenn man eine Ausbildung mit Kind macht. Bei einer Ausbildung hat man immer die Doppelbelastung, dass man Arbeiten und Lernen muss, das ist schon ganz etwas anderes.

Außerdem ist eine Ausbildung auch viel zeitaufwändiger. In einem geht es natürlich, wenn die Ausbildung im Bereich des Arbeitsplatzes liegt, sodass man praktischerweise an seinem Arbeitsplatz weiter arbeiten kann, während man die Ausbildung macht. Aber meistens macht man ja eine Aus- oder Weiterbildung in einem anderen Bereich, damit man andere Bereiche abdecken oder den Beruf wechseln kann.

Eine Freundin von mir hat eine Ausbildung gemacht, mit zwei Kindern, die allerdings schon relativ groß sind. Die eine geht jetzt in die Mittelschule, die andere in eine berufsbildende höhere Schule. Obwohl sie auf 30 Prozent zurück gegangen ist, also nur noch 12 Stunden die Woche gearbeitet hat, ist sie ab und an auf dem Zahnfleisch daher gekommen.

Denn sie musste auch zu Hause noch mit den Kindern für die Schule lernen, musste selber lernen, musste Praktikas neben der Arbeitszeit lernen und und und...

Das ist alles gar nicht ohne. Beim Studium tut man sich da meiner Meinung nach viel leichter. Außerdem werden viele Studiengänge schon als Fernstudium angeboten, weshalb man dann nicht noch extra eine Uni aufsuchen muss. In dem Bundesland in dem ich wohne, gibt es nämlich keine Uni. Die nächste ist zwei Stunden mit dem Zug oder Auto von uns entfernt. Das wäre auch ein zusätzlicher Zeitaufwand.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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