Spitzenköche, die Werbung für Lebensmittel und Soßen machen

vom 30.05.2010, 14:41 Uhr

In den letzten Monaten haben sich im Fernsehen Sendungen vermehrt, in denen deutsche Spitzenköche tolle Essen zubereiten oder diese Köche Restaurants retten, die kurz vor dem Untergang stehen. In diesen Sendungen steht fest, ein Koch der gehobenen Gastronomie macht alles selber, das soll heißen, es gibt keine Salatsoßen aus der Flasche oder dem Eimer, es gibt keine Fertiggewürze oder keine Soßenpulver. In diesem Punkt sind sie sich alle einig und es werden dann oft demonstrativ die ganzen gekauften Produkte der Industrie in die Tonne geworfen. Da verschwinden dann schnell ein paar Hundert Euro, obwohl die Besitzer finanziell eh schon am Ende sind.

Daneben ist mir aber aufgefallen, das viele der Köche, die solche fertigen Soßen und Gewürze in den Sendungen verfluchen, für diese wiederum Werbung machen. So macht Horst Lichter Werbung für Maggi-Produkte, Alfons Schubeck macht für Escoffier-Produkte Werbung und Martin Bautrexel macht für Creme Finesse Werbung. Dies ist doch total unseriös. Wie kann man sich um 20.15 Uhr in der eigenen Kochshow hinstellen und solche Produkte wegwerfen lassen, weil sie nichts taugen und zudem noch viel zu teuer sind, und dann in den Werbeblöcken für genau solche Produkte wieder Werbung machen?

So haben sich gerade über Horst Lichter und seine Werbung für Maggi-Produkte so viele Leute beschwert oder negativ geäußert, das Maggi den Vertrag jetzt nicht verlängert, weil sie ein Imageproblem befürchten. Ich habe auch schon die Suppen von Escoffier gegessen, für die Alfons Schubeck Werbung macht, sie hatte mir auch geschmeckt, aber es passt irgendwie nicht mit den Köchen und deren Ansichten zusammen.

Auch könnte ich mir vorstellen, dass sie durch die Werbung, die sie machen, ihr Image nicht verbessern. Es sind Köche, die ein besonders hohes Niveau haben, teilweise waren oder sind sie mit Sternen ausgezeichnet worden. Einen Tisch bei ihnen im Restaurant zu bekommen ist schwer und wer dort essen darf, der muss auch ordentlich dafür zahlen. Nach einer solchen Werbung würde ich mich dann schon fragen, ob er diese Produkte nicht auch einsetzt und damit die Qualität der angebotenen Speisen negativ beeinflusst. Die Firmen, die solche Werbepartner haben, werden natürlich versuchen, ihren Kunden klarzumachen, das die Köche ihre Produkte gut finden und sie auch benutzen. Genau dieses könnte den Köchen aber negativ ausgelegt werden und ich frage mich, ob sie da nur das Geld für die Werbung gesehen haben, oder ob sie auch mal darüber nachgedacht haben, wie schnell ihre Glaubwürdigkeit und ihr guter Ruf durch eine solche Werbung verloren gehen kann.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich stimme dir absolut zu! Ich frage mich immer wieviel die Köche wohl dafür bekommen, dass sie für so etwas werben und damit sich das Risiko überhaupt lohnt. Denn ich würde kein Restaurant eines Spitzenkochs mehr besuchen wollen, der für das Essen auch noch einen Haufen Geld verlangt, wenn ich weiß, dass der für Tütensuppen wirbt. Das macht doch das komplette Image eines Restaurants (nicht nur das der Person selbst) zunichte. Wie kann ein Koch sich so etwas nur erlauben? Mir ist total rätselhaft wie man das, was man selbst tut und womit man sein Geld verdient (kochen), dann in der Werbung so nutzlos darstellt. Denn was drücken sie dadurch aus? Leute, macht euch doch nicht die Mühe und stellt euch 30 Minuten lang in die Küche und kocht mit frischen Sachen, sondern reißt euch 'ne Tüte auf und in 2 Minuten ist euer Essen dann fertig.

Keine Ahnung, ob die selbst vielleicht gar nicht kapieren was die da tun. Irgendetwas muss jedenfalls total gelogen sein: Entweder sind es eigentlich wirklich bescheuerte Köche, die zu Hause selbst mit sowas kochen und eigentlich überhaupt keine frischen Gerichte schätzen - Oder sie machen die Werbung, weil sie viel Geld dafür bekommen und es ihnen total egal, wie sie dadurch jetzt dastehen. Ich finde es jedenfalls richtig dumm.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Für mich passt das auch absolut nicht zusammen. Ich bin nur Hobbyköchin und könnte mir schon absolut nicht vorstellen mit den Fertigprodukten zu kochen, für die diese Köche Werbung machen, und deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Köche selber so etwas benutzen würden. Glaubwürdige Werbung sieht wirklich anders aus, wobei ich mich aber frage, ob das nicht bei der Zielgruppe von Maggi Fix Pülverchen ganz anders ankommt. Denn das sind ja doch eher Leute, die keine Kochbücher lesen und die denken, dass es normal ist mit diesen Pülverchen zu kochen. Wenn die einen Koch sehen, mit einem Tütchen in der Hand, denken sie vielleicht einfach, dass das Pülverchen gut sein muss.

Ich kann aber jeden Koch verstehen, der zugreift, wenn eine Firma mit einem dicken Werbevertrag winkt. Solche Deals liegen teilweise im sechsstelligen Bereich oder sogar noch darüber und dafür muss man verdammt lange kochen. Ich bin kein wahnsinnig materialistischer Mensch und denke nicht, dass man alles an Verdienst unbedingt mitnehmen sollte, aber in der Gastronomie sieht es nicht so rosig aus, eine Fernsehkarriere kann schnell zu Ende sein und diese Köche haben ja auch Restaurants in damit Mitarbeiter, für die sie verantwortlich sind. Da kann ein finanzielles Polster nicht schaden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Aber in ihrer Eigenschaft als Spitzenkoch machen sie ja auch ausschließlich darauf aufmerksam, dass in einer echten Küche (Restaurant, professionelles Kochen) eben keine Fertigprodukte Platz finden sollen. Und das ist ja auch richtig. Daher verteufeln sie diese Helfer der Lebensmittelindustrie und raten eben zum selber machen.

Die Werbung welche jetzt hier angesprochen wird, richtet sich aber doch nicht an Spitzenköche oder Restaurantbesitzer! Es sollen die privaten Nutzer angesprochen werden. Und trotz der zahlreichen Kochshows glaubt ja kaum jemand, dass sich das Kochverhalten in den Haushalten massiv geändert hat. Es wäre jedenfalls naiv anzunehmen, dass nun alle nur noch alles selber machen. Denn trotz Kochshows haben sich die Lebensweise sowie die Tageslänge nicht geändert. Wenn jetzt also der Hausmann oder die Hausfrau nur halbtags arbeiten, werden sie mittags nicht mehr Zeit für das Kochen aufbringen können, als vorher.

Ein großer Gewinn ist doch, dass man mehr auf die Zusatzstoffe achtet bzw. bewusst auf Geschmacksverstärker und (künstliche) Konservierungsstoffe verzichtet. Jedenfalls bei den beworbenen Fertigprodukten.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Ich kann aber jeden Koch verstehen, der zugreift, wenn eine Firma mit einem dicken Werbevertrag winkt. Solche Deals liegen teilweise im sechsstelligen Bereich oder sogar noch darüber und dafür muss man verdammt lange kochen.

Genau das ist es. Werbung muss nicht glaubwürdig für die Menschen sein, sie muss nur ankommen und das Produkt verkaufen. Im Endeffekt verdient man damit eine ganze Menge und wenn man bedenkt, wie wenig so ein Koch verdient und vor allen Dingen zu welchen Bedingungen (Stress, Wochenendarbeit etc.), dann würde ich auch so eine Werbung machen, ganz ehrlich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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