Bei Wohnungsbesichtigung aufgeben, wenn Schlange zu lang?

Mein Sohn sucht eine Wohnung und wollte sich gestern eine anschauen, die sehr günstig war. Sie hatte einen Quadratmeterpreis von nur knapp über 8 Euro, wo sonst in der Lage mindestens 15 Euro fällig gewesen wären. Als er aber die Schlange von über hundert Leuten sah, hat er gleich aufgegeben. Er dachte, dass er da als Student eh keine Chance habe.

Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass das Verfahren der Wohnungsvergabe in diesem speziellen Fall wohl so läuft, dass sie letztendlich unter den passenden Bewerbern ausgelost wird. Die Wohnung ist deswegen so günstig, weil sie direkt an einer großen Straße liegt und eine der wenigen Wohnungen ist, die von einer Wohnungsbaugesellschaft an normale Mieter und nicht an Hartz-IV-Empfänger vergeben wird.

Ich hätte gewartet und mir die Wohnung angeschaut. Auch wenn ich mir wenig Chancen ausgerechnet hätte, hätte ich die Prozedur mitgemacht – man weiß ja nie. Gebt ihr auf, wenn die Schlange bei einer Besichtigung zu groß ist, oder macht ihr die Prozedur mit, auch wenn sie vielleicht stundenlang dauert?

So schnell aufgeben würde ich nicht. Es kommt dabei natürlich auch auf die Umstände an, wie schnell man eine neue Wohnung braucht und wie diese Wohnung aussieht. Wenn mir die Wohnung nicht wirklich zusagt, aber sich schon vorher etliche Bewerber auf einer Liste eingetragen haben, dann würde ich meinen Namen dann nicht mehr hinzufügen.

Aber grundsätzlich gibt es schon eine Chance, die Wohnung zu bekommen. Man muss eben auch etwas Glück haben und dieses Glück kann man nur herausfordern, wenn man hartnäckig an der Sache dranbleibt. Also würde ich, wenn ich dringend nach einer Wohnung suche, auch nach dem berühmten Strohhalm greifen. Vielleicht ergibt es ja trotzdem eine Gelegenheit, an eine Wohnung zu kommen. Viele Verwalter haben mehrere Wohnungen in der Vermietung, sodass zumindest eine Kontaktaufnahme nicht falsch sein kann.

Wenn es sich um eine schöne Wohnung in einer Top Lage handelt, dann würde ich wohl eher nicht aufgeben und in der langen Schlange warten. Vor allem wenn der Quadratmeterpreis sehr niedrig ist, sollte man sich die Zeit nehmen und in der langen Schlange warten. Aufgeben sollte man definitiv nicht, da man im Leben auch für bestimmte Sachen kämpfen muss. Schließlich bekommt man nicht alles vor die Tür gestellt und gelegt, so dass man gar nichts für die Suche nach einer neuen Wohnung tun muss.

In meinem Freundeskreis ist eine ehemalige Mitschülerin von mir und die hatte sich im letzten Jahr eine Wohnung angesehen. Allerdings sollte sie dafür die alte Wohnung kündigen (soweit ich weiß), damit sie als mögliche Mieterin in frage kämen würde. Mir persönlich hat die Wohnung sehr gut gefallen, so dass ich mich wohl für die Kündigung der alten Wohnung entschieden hätte. Auf der Straße hätte sie mit ihren zwei (bald drei Kinder) Kinder und ihrem Mann nicht leben müssen, wenn sie die Wohnung nicht bekommen hätte. Schließlich lebt sie vom Staat und die Hartz-IV-Empfänger werden ja sehr gut unterstützt, so dass diese eine andere Wohnung gefunden hätten - da bin ich mir sehr sicher.

Ich verstehe daher nicht, wieso man sich nicht für eine bestimmte Wohnung einsetzt, wenn man diese gerne hätte. Schließlich sollte man sich auch bemühen und für die Wohnungssuche anstrengen. Nichts werden wir in unserem Leben geschenkt bekommen, außer vielleicht ein paar leckere Weihnachtsplätzchen von unserer lieben Nachbarin. Wohnungssuchen sind oftmals keine leichte Aufgabe und genau deshalb sollte man sich anstrengen und mit einem überzeugenden Auftreten zur Wohnungsbesichtigung gehen.

Ich hätte mir die Wohnung zumindest mal angeschaut. Dann hätte man ja herausfinden können, ob das was für einen gewesen wäre oder nicht. Mich würde das ärgern, wenn ich keine Gewissheit hätte, ob die Wohnung perfekt für mich geeignet gewesen wäre oder nicht. Ungewissheit ist für mich mitunter das schlimmste. Wenn sie nicht gefällt, dann weiß man, dass man nichts verpasst, wenn man die Wohnung nicht bekommen würde und dann ist das Thema ja eh erledigt.

Wohnungsbaugesellschaften haben den Vorteil, dass sie einem auch alternative Wohnungen anbieten können, wenn es mit dieser nicht klappen sollte. Daher finde ich es gar nicht so verkehrt, sich da mal vorzustellen und einen positiven Eindruck zu hinterlassen.