Fernsehen und Internet sind Verdummung? Glaub ich nicht...

vom 07.07.2014, 19:19 Uhr

Viele sagen ja immer, dass Fernsehen gucken und viel Zeit im Internet verdummt. Nun, das würde ich so nicht unterstreichen. Ich will jetzt aber nicht auf Wissenssendungen oder Lern-Websites anspielen, sondern auf ganz normales Fernsehen und Surfen aus Langeweile. Bestes Beispiel; mein Freund.

Ich arbeite ja im medizinischen Bereich (als Altenpflegerin) und spanne meinen Freund gerne zum Lernen mit ein, da er mir dabei eine gute Hilfe ist. Anfangs war dem nicht so, denn da ich wusste, dass er nie großartig mit Medizin zu tun hatte, dachte ich, er würde nicht viel wissen. Ich wollte trotzdem, dass er mich abfragt und wollte ihm gerade einige Fachbegriffe erklären, als er mich anguckt und fragt, ob ich denke, er sei blöd. Vieles von dem, was ich erst in meiner Ausbildung lernte, wusste er schon und als ich fragte woher, war seine Antwort schlicht und einfach: Fernsehen und Wikipedia.

Irgendwann hatte ich ein rechtliches Problem und wollte mich mal auf einer Rechts-Website schlau machen. Als mein Freund dann wissen wollte, was das Problem ist und ich ihm das kurz erläuterte, konnte er mir eine gute Antwort geben. Natürlich habe ich mich im Nachhinein informiert, ohne dass er es bemerkt hat, aber alles, was er sagte, war richtig.

Anfangs war es seltsam, denn seine typischen Antworten auf die Frage, woher er dies alles wüsste, war: "Hab ich letztens im Fernsehen gesehen/bei Wikipedia gelesen." Mittlerweile glaube ich, dass es tatsächlich Menschen gibt, die mehr beim Fernsehen aufschnappen, als das, was ein normaler Mensch mitbekommt.

Kennt ihr auch solche Menschen, die ein riesiges Allgemeinwissen und teilweise auch Fachwissen durch Fernsehen und Google/Wikipedia erlangt haben? Oder findet ihr solche Leute auch merkwürdig, so wie ich es am Anfang tat?

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ja so etwas kommt mir sehr bekannt vor. Man kann sein Wissen durchaus aus Fernsehen und Internet erwerben, ganz klar. Das Internet wird ja auch schon vielfach in der Schule als Lernmedium eingesetzt und Wikipedia wird sogar von vielen Lehrern unterstützt und empfohlen.

Es ist auch nahe liegender, heute in Wikipedia oder in Google einen Suchbegriff einzugeben, da man hier die Informationen, die man wirklich braucht kurz und bündig erhält, wenn man eines oder mehrere Stichworte eingibt. Als es die Möglichkeit des Internets als offenes Bildungsnetz noch nicht gegeben hat, musste lange in der Bibliothek oder nach Filmen gesucht werden, die exakt diese Themen behandelten.

Ich finde es schön, dass Bildung mit dem Internet für alle öffentlich zugänglich geworden ist, und unterstütze dies auch. Ich verpöne das Internet nicht, solange es nicht als Sucht- Medium genutzt wird. Also das bedeutet für mich, so lange der dementsprechende User nicht von morgens bis abends nur vor dem Internet sitzt, also nicht süchtig ist, ist für mich so eine Art von Informationserwerb okay.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es wäre auf jeden Fall fatal, das Fernsehprogramm oder das Internet als Verdummungsmaschine zu verteufeln. Es ist aber auch schlichtweg klar, dass der Großteil der Sendungen im Fernsehen eher bildungsferne Menschen ansprechen und diese Sendungen auch keine Allgemeinbildung vermitteln. Soaps oder Reality TV Formate sind einfach gestellt und zeichnen in keinster Weise ein Bild der Realität.

Worauf es ankommt, und ich denke dein Freund wird dies ebenfalls wissen, ist die Art Sendung, die konsumiert wird. Ich schätze, aus deiner Erzählung heraus, deinen Freund nicht so ein, dass er sich nur den vermeintlichen Unsinn anschaut, sondern wirklich Sendungen, die wenigstens versuchen, wirkliches Wissen zu vermitteln.

Das Internet wiederum ist teilweise schon mit Vorsicht zu genießen. Grundsätzlich spricht nichts gegen Artikel aus Wikipedia, Wissenschaftsmagazinen oder anderen Nachrichtenmagazinen. Jedoch gibt es auch sehr viel Unsinn, der versucht, ein verzerrtes Bild der Realität darzustellen. Man beachte nur die stellenweise absurden Auswüchse von Verschwörungstheorien. Dadurch ist, man mag es kaum glauben, sogar schon eine Freundschaft dran zerbrochen.

Schlussendlich kommt es auf das Konsumverhalten jedes Einzelnen an. Aufgeweckte Leute werden sich durch das Fernsehen und das Internet ein recht breites Spektrum an Allgemeinbildung und Wissen darüber hinaus aneignen können. Gefühlt geht der Trend aber in die andere Richtung. Das mag aber eine äußerst subjektive Wahrnehmung sein.

» GiantOpal » Beiträge: 29 » Talkpoints: 14,36 »



Natürlich gibt es Leute, die durch die neuen Medien profitieren und sich so ganz nebenbei ein Wissen aneignen, an das sie früher nicht so leicht heran gekommen wären. Da ich selber auch zu denen gehöre, die eigentlich nur kurz irgendwas auf Wikipedia nachschauen wollen und dann über zehn Links bei einem Artikel landen, der mit der ursprünglichen Suche überhaupt nichts mehr zu tun haben, kann ich es schon sehr gut verstehen, wenn jemand durch Wikipedia ein eher unsystematisches Wissen hat und Dinge weiß, die man nicht von ihm vermutet.

Generell kommt es aber sicher einfach darauf an, wie man Fernsehen und Internet nutzt. Während bei RTL Dschungel-Superstars gesucht werden kann man sich bei anderen Sendern eine Dokumentation über ein Geschichtsthema anschauen oder eine politische Talkrunden. Das hat man selber in der Hand.

Ich finde es jedenfalls viel erstaunlicher, wenn Leute total dumm und uninformiert sind, obwohl sie in der Lage wären sich jederzeit das nötige Wissen zu besorgen, weil sie eh ständig an ihrem Smartphone hängen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Meiner Ansicht nach kommt es nicht nur darauf an, welche Fernsehinhalte konsumiert, sondern auch darauf, ob man eher passiv oder aktiv konsumiert. Wenn man nur passiv konsumiert, lässt man sich nur berieseln. Bei aktivem Fernsehkonsum hinterfragt man die gezeigten Inhalte auch, denkt drüber nach, verknüpft sie mit anderen Informationen und leitet für sich einen Lerneffekt daraus ab. Das ist bei mir zum Beispiel bei Wissenssendungen der Fall oder aber bei Dokumentationen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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