Wann als Blinder für Blindenhund entscheiden?
Bei uns in der Stadt sieht man in der Öffentlichkeit ab und an blinde Menschen. Interessanterweise haben nur die wenigsten, denen ich so auf der Straße begegne, einen Blindenhund. Die meisten haben dann so einen speziellen Blindenstock, mit dem sie sich fortbewegen und im Alltag klarkommen.
Wann wäre es als Blinder sinnvoll, sich für einen Blindenhund zu entscheiden? Wann entscheidet man sich dagegen? Eine Kollegin von mir hat auch keinen Blindenhund und benutzt ganz normal diesen Stock, wobei ich bisher noch nicht dazu gekommen bin, da genauer nachzufragen.
Wie kommst du darauf, dass ein sehbehinderter Mensch sich einfach mal für einen Blindenhund entscheiden kann? Das geht nur, wenn er die Kohle hat, mal eben rund 20.000 Euro für so einen Hund auszugeben. Die Krankenkasse finanziert einen Blindenhund nur, wenn ein medizinisches Gutachten den Hund für erforderlich hält und der Arzt einen verordnet.
Wer mit dem Langstock nach einem Mobilitätstraining gut zurechtkommt, der bekommt keinen Hund von der Kasse. Das geht nur, wenn der Betroffene einerseits durch den Hund viel mobiler wird. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn er neben der Sehbehinderung auch noch kaum hört. Dazu muss er den Hund artgerecht halten können, also so fit sein, dass der Hund genug Bewegung und genug Freizeit im Freilauf bekommt.
Ich denke auch, dass das die Kosten sind, die nicht jeder begleichen kann. Das es tatsächlich so teuer ist wusste ich auch nicht, aber dass der Hund teuer ist wusste ich schon. Letztendlich muss man einfach sehen wie man im Alltag klarkommt und was man sich so leisten kann. Die meisten Menschen schauen einfach, dass sie möglichst einfach klarkommen und da ist so ein Stock sicherlich eine gute Hilfe. Wobei ich auch Blinde gesehen habe, die es ohne Stock versucht haben und damit auch klarkamen. Jeder muss das für sich sehen, wie er es macht.
Nur um mal Zahlen zu haben. Es gibt in Deutschland über 150.000 blinde Menschen und über eine Million Sehbehinderte. Aber es sind weniger als 2.000 Blindenführhunde im Einsatz. Dabei haben unter Umständen auch Sehbehinderte theoretisch einen Anspruch auf einen Führhund.
Und der Preis ist doch nur machbar, weil viele Menschen ehrenamtlich helfen oder Geld spenden. Das fängt ja beim Hund an. 1.000 bis 1.500 Euro kostet der Welpe. Dann kommen Tierarztkosten, Kastration und Röntgen mit Gutacher. Zudem fallen Futterkosten und Versicherung sowie viel Unterrichtszeit in der Hundeschule an. Ohne Pflegefamilie, die den Hund in dieser Zeit erzieht und sozialisiert, würde es hier schon unbezahlbar.
Nach einem bis anderthalb Jahren beginnt die eigentliche Ausbildung. Bis dahin fallen Hunde aus und die Abgabe bringt die Kosten nicht herein. Ungefähr acht Monate später kann der Hund seinen Menschen kennenlernen und die beiden trainieren unter Aufsicht, um ein Team zu werden. Das passt nicht immer, dann muss eine neue Paarung her. Rechner man die Fixkosten und die vielen Arbeitsstunden, wird der Trainer an den 20.000 Euro nicht reich.
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