Wegen Staatskrise Selbstmord begehen?

vom 06.07.2015, 17:05 Uhr

Gestern wurde in den Nachrichten berichtet, dass wegen der anhaltenden Staatskrise in Griechenland, schon 13.000 Menschen Selbstmord begangen hätten. Diese Zahl empfinde ich ja schon fast unglaublich und kann sie auch nicht so recht nachvollziehen. Habt ihr eine Erklärung dafür und glaubt ihr dass diese Zahlen glaubhaft und seriös sind? Würdet ihr euch wegen einer Wirtschafts- oder Finanzkrise im Staat das Leben nehmen?

» guetlich » Beiträge: 121 » Talkpoints: 75,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hinter einer Staatskrise stecken ja doch viele Schicksale. Viele Menschen haben ihren Job oder ihr Geschäft verloren, haben Angst vor dem Verlust ihrer Rente oder sind sonst irgendwie betroffen. Die Staatskrise hat also auch durchaus mehr oder weniger direkte Auswirkungen auf das persönliche Leben der Menschen in Griechenland.

Natürlich führt das noch nicht zwangsläufig zu einem Selbstmord. Es kann aber schon einen ohnehin selbstmordgefährdeten Menschen den letzten Anstoß geben.

Davon abgesehen weiß ich nicht, wie man genau herausfiltern will, welche Menschen sich durch die Staatskrise umbringen. Nicht jeder hinterlässt einen Abschiedsbrief. Und selbst wenn kann man ja kaum sagen, ob ein Schicksalsschlag der Grund war und nicht etwa die psychische Krankheit, die ja auch irgendwie dahinter stecken muss. Ein völlig gesunder Mensch wird sich ja auch in einer tiefen persönlichen Krise nicht gleich umbringen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 06.07.2015, 17:58, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Wenn es nur eine Staatskrise wäre, dann wäre alles ja nur halb so wild. Aber in Griechenland stehen manche Menschen schon seit Jahren vor dem Nichts, die Krise ist schließlich nicht neu. Wenn man die Zahlen der Selbsttötungen vor der Krise und jetzt vergleicht, dann gibt das schon einen Aufschluss. Wobei die Dunkelziffer extrem hoch sein dürfte, weil die Kirche dort sehr streng ist, was Selbstmord betrifft.

Wenn man sich vorstellt, dass man im Falle von Arbeitslosigkeit ein Jahr lang 400 Euro erhält und danach gibt es keinen Cent mehr vom Staat, dann wird Drama deutlich. Tausende Griechen haben seit Jahren kein Geld mehr. Eine Krankenversicherung besteht dann übrigens auch nicht mehr.

Eltern geben verzweifelt ihre Kinder in sozialen Einrichtungen wie SOS Kinderdörfern ab, weil sie ihren Nachwuchs nicht mehr ernähren können. Mancher Grieche, der lange arbeitslos ist, versucht sich bewusst mit HIV zu infizieren, damit er als Schwerkranker Geld vom Staat erhält und seine Familie irgendwie durchbringen kann. Das sind Zustände, die kennen wir hier nicht mehr.

Mindestens 500.000 Menschen bekommen schon seit Monaten keinen Lohn mehr. Und die sozialen Einrichtungen sind extrem geschrumpft, da sie seit einigen Jahren hohe Steuern bezahlen müssen. Wer keine Perspektive mehr hat und nicht mehr weiß, wie er die nächsten Tage überstehen soll, der sieht leider den Tod unter Umständen als Ausweg an.

Sicherlich geht es nicht allen Griechen so schlecht. Aber ganz viele trifft es hart. Denn selbst wenn jemand krank ist und Gelder erhält, muss er einen Teil seiner Medikamente selbst bezahlen. Dafür reicht das Geld aber nicht. Zumal viele Apotheken seit langer Zeit gar keine Gelder mehr erhalten haben. Sie geben Medikamente nur noch gegen Barzahlung ab. Obdachlosigkeit und Hunger sind nicht selten und eine Aussicht auf Besserung gibt es nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13449 » Talkpoints: 524,34 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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