Wie sieht der typische Hartz-IV-Bezieher aus?
Zum Thema Hartz IV hat jeder so seine Meinung, obwohl viele die reale Situation überhaupt nicht kennen. Bisher wurde doch wohl eher sehr stark polemisiert und wenig an Fakten geliefert. Da wurden eher Extrembeispiele genannt und verallgemeinert.
Die Zahl der Aufstocker scheint sich von einem Drittel auf ein Viertel erhöht zu haben, so dass Hartz IV und arbeitslos oft zwei verschiedene paar Dinge sind. 40 Prozent aller Alleinerziehenden sind in Bezug von Hartz IV. Meiner Ansicht nach sind die Mehrzahl älter, chronisch krank und mit wenig Bildung. Wie seht ihr den typischen Bezieher von Hartz IV?
Den typischen Hartz-IV-Empfänger gibt es nicht, wie du schon richtig geschrieben hast. Da gibt es einfach verschiedene Gruppen. Die Alleinerziehenden und chronisch Kranken sind vermutlich die größten Gruppen. Für solche Fälle ist die Sozialhilfe ja eigentlich auch gedacht.
Dann gibt es sicherlich die in den Medien gerne dargestellte Gruppe der "Sozialschmarotzer". Wobei das sicherlich eine absolute Minderheit ist und gar nicht so präsent ist, wie es die Medien gerne darstellen.
Ansonsten gibt es vielleicht noch eine Gruppe von jungen Erwachsenen, die keinen richtigen Einstieg ins Berufsleben gefunden haben, weil sie keinen Ausbildungsplatz hatten oder nach der Ausbildung nicht übernommen wurden. Und schließlich gibt es sicherlich auch eine Gruppe aus ganz verschiedenen Menschen, die aus irgendwelchen Gründen arbeitslos geworden sind und keinen Anschluss im Berufsleben mehr gefunden haben.
Es gibt sicherlich auch Überschneidungen zwischen den Gruppen. Ein junger Erwachsener, der nie einen richtigen Job hatte, kämpft womöglich auch mit psychischen Problemen, was ja wiederum wie eine chronische Erkrankung ist, die verhindert, dass er doch einen Job findet.
Weasel_ hat geschrieben:Den typischen Hartz-IV-Empfänger gibt es nicht, wie du schon richtig geschrieben hast. Da gibt es einfach verschiedene Gruppen. Die Alleinerziehenden und chronisch Kranken sind vermutlich die größten Gruppen. Für solche Fälle ist die Sozialhilfe ja eigentlich auch gedacht.
Hartz IV ist keine Sozialhilfe! Die Sozialhilfe so wie früher ist abgeschafft. Harzt IV ist die Grundsicherung für arbeitsfähige, arbeitslose Menschen, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 haben. Wer nicht arbeitsfähig ist, weil er beispielsweise chronisch krank ist, der erhält Sozialgeld.
Ich denke nicht, dass es den typischen Hartz IV Bezieher überhaupt gibt. Immerhin ist das eine große Gruppe, die man nicht mal eben zusammenfassen kann. Ich denke, dass diese Menschen teilweise wirklich nichts dafür können und andere Menschen wollen es eben so. Der eine macht daraus etwas und bildet sich und der andere versauert auf dem Sofa. Es gibt nicht den typischen Hartz 4 Empfänger.
Ich denke auch, dass viele wirklich keinen guten Bildungsabschluss haben. Manchmal habe ich auch beruflich Kontakt zu ALG II Beziehern gehabt. Das war, als ich noch im Personalwesen gearbeitet habe und es Bewerber gab, die ALG II bekamen. Und viele waren wirklich eher schlecht gebildet, hatten keine guten Zeugnisse, nur eine minderwertige Ausbildung und man hat denen auch angemerkt, dass sie nicht so reflektiert waren.
Aktuell habe ich eher mit älteren ALG II Beziehern zu tun, zumindest manchmal, weil die Stelle, bei der ich manchmal vertretungsweise eingesetzt werden, so ein Förderprogramm für die Arbeitslosen macht. Das ist also eigentlich nicht meine Aufgabe, aber ich musste das mal machen, weil ein Kollege Urlaub hatte und wenn er wieder mal nicht da ist, dann muss ich das bestimmt auch wieder tun.
Da saß ich dann 50-jährigen oder älteren Arbeitslosen gegenüber, die aktuell ALG II bekamen. Viele waren schon sehr einfach und man hatte auch den Eindruck, dass da einige kautzige Gestalten dabei waren. Es gab etwa einen Mann, der schon immer allein lebte. Früher hatte er etwas gemacht, was mit Braunkohleabbau zu tun hatte und danach dann nie wieder einen Job bekommen, also seit der Wende arbeitslos. Der wirkte auch etwas verwahrlost.
Es gibt aber auch eine andere Gruppe, die schon angesprochen wurde nämlich diejenigen, die nie so richtig den Einstieg ins Berufsleben gefunden haben. In manchen Regionen gibt es einfach total wenig Jobs und wenn man dann nicht umziehen möchte, dann gehören Phasen von Arbeitslosigkeit, auch längere, dazu.
Ich habe beispielsweise auch nach dem Studium mal ein paar Monate keinen Job gehabt und hatte damals keinen Anspruch auf ALG I gehabt, weil ich noch nicht ein Jahr gearbeitet hatte. Und danach hatte ich einige Zeit lang nur einen Minijob. Normalerweise würde man dann ALG II bekommen, aber das habe ich wegen meines Kapitalguthabens nicht bekommen.
Also eigentlich kann es jedem mal passieren, dass er in ALG II reinrutscht. Man kann längere Zeit keinen Job finden oder man wird kurz vor der Rente arbeitslos und findet dann nichts mehr. Entweder nutzt man dann ALG II oder man hat irgendwie vorgesorgt.
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