Als Trennungskind ein Stiefgeschwister bekommen- wie wars?
Man liest immer wieder, dass es für Trennungskinder viel neues bringt, wenn ihre Eltern sich nach der Trennung neu binden und dann der neue Partner oder die neue Partnerin des Elternteils schon Kinder aus einer vorherigen Beziehung mit bringt.
Nun sind ja solche Geschichten nicht leicht zu verallgemeinern. Bei manchen stimmt zwischen den Kindern von Anfang an das Gefühl und sie vertragen sich prima, manche mögen sich erst auf den zweiten oder dritten Blick und andere finden nie zueinander.
Wie habt ihr eure Stiefgeschwister erlebt und wie kamt ihr mit ihnen klar? Wie lange habt ihr gebraucht, bis ihr miteinander klar kamt? Haben sie das gleiche Geschlecht wie ihr? Hattet ihr vorher schon Geschwister oder wart ihr vorher Einzelkinder und inwiefern hat euch das die neue Situation erleichtert oder erschwert?
Wie haben eure Elternteile und deren neue Partner die Situation gemeistert? Haben sie Unterschiede zwischen der Behandlung ihrer eigenen Kinder und der Stiefkinder gemacht? Wie wirkte sich das auf euer Verhältnis unter Kindern? Gab es Elternteile die ein Kind bevorzugt haben? Wie viel Verständnis konnten eure Elternteile für die Situation aufbringen und wie gut konnten sie euch wirklich helfen? Was haben eure Elternteile gut gemacht und was ist ihnen in der Situation nicht gut gelungen? Wie ist heute euer Verhältnis zu euren Stiefgeschwistern?
Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich sechs oder sieben Jahre alt war, also sehr früh. Danach hatte meine Mutter noch einmal eine Beziehung zu einem Mann, der eine Tochter in meinem Alter hatte. Außerdem hätte ich mit vierzehn Jahren noch einen Halbbruder bekommen, wenn meine Mutter keine Fehlgeburt erlitten hätte. Allein der Gedanke kommt mir irgendwie schon seltsam vor. Es ist tatsächlich schwierig, sich vorzustellen, plötzlich einen kleinen, wirklich leiblichen, Bruder zu haben, wenn man sein Leben lang keine leiblichen Geschwister hatte. Aber naja, daraus wurde dann ja nichts. Soviel zu potentiellen Halb-, Stief- oder Wie-auch-immer-Geschwistern.
Zu der Tochter des neuen Freundes kann ich allerdings einige Dinge sagen. Zwar sind wir ja, streng genommen, keine richtigen Stiefschwestern gewesen, aber wir verbrachten eine Menge Zeit miteinander. Demnach waren wir meinem Gefühl nach definitiv Schwestern. Wir haben einander auch so angesprochen und haben uns wirklich geliebt. Da ich bei meinem Vater aufwuchs und meine Mutter nur Wochenende sah, habe ich sie natürlich auch nur am Wochenende gesehen, was mich am Ende des Wochenendes immer ziemlich traurig machte. Aber es war eine schöne Zeit. Leider ging auch die Beziehung meiner Mutter wieder in die Brüche. Meine Schwester habe ich danach nur noch einmal gesehen, danach nie wieder, weil meine Mutter auch keinerlei Kontakt mehr zu dieser Familie haben wollte.
Wir hatten uns damals wirklich auf Anhieb super verstanden. Es war erstaunlich perfekt. Wir waren, wie gesagt, beides Mädchen, gleichaltrig, ich weiß sogar noch, dass uns andere Kinder auf dem Spielplatz fragten, ob wir Schwestern seien. Sie haben sogar gedacht, wir wären leibliche, Zwillingsschwestern sogar. Ich weiß sogar noch, dass wir dann eine Weile sogar behaupteten, wirklich welche zu sein. Irgendwie schien da wirklich eine besondere Bindung gewesen zu sein. Schade, dass ich das verloren habe. Sie war bis dahin meine einzige Schwester, es war etwas ganz Neues für mich, aber wirklich problemlos, reibungslos, einfach eine Bereicherung.
Was die Eltern betrifft, so hatte ich das Gefühl, dass meine Mutter noch eher mir zugetan war und der Freund meiner Mutter eben eher seiner Tochter. Freundlich waren beide, aber es war eben noch ungewohnt. Erwachsene tun sich da ja meist schwerer, als Kinder, die sich schon ganz selbstverständlich dazu entschieden haben, Geschwister zu sein, während die Eltern sich noch lange den Kopf zerbrechen, wie sie die "Familienzusammenführung" planen sollten.
Naja, aber dass unser jeweiliges leibliches Elternteil immer noch eher zum leiblichen Kind hielt, das fanden wir auch nicht schlimm. Das war für uns okay und verständlich. Sie hatte eben mehr Hilfe von ihrem Papa, ich mehr von meiner Mama, damit waren wir ja gleichauf. Irgendwie haben wir uns da gar keinen Kopf gemacht. Eifersüchteleien um die Gunst beider Elternteile gab es gar keine. Ich könnte selbst staunen, wie gut das alles lief. Und das, obwohl die Eltern sich zwar sehr bemühten, aber eben doch zu sehr "verkopft" an die Sache gingen, statt es einfach geschehen zu lassen. Das war dann nicht so wirklich hilfreich, aber letztendlich haben sie sich sehr viel Mühe gegeben. Das zählt.
Übel nehme ich meiner Mutter eher, dass sie den Kontakt zu ihrem damaligen Freund komplett abgebrochen hat, beziehungsweise nicht ermöglicht hat, dass ich meine Schwester wiedersehen kann, und das, obwohl sie wusste, dass sie mir sehr viel bedeutet. Im Alltag denke ich heute kaum mehr daran zurück, aber ja, wenn ich mal daran erinnert werde, vermisse ich sie auch heute noch. Und das, obwohl die Sache jetzt um die 17 Jahre her ist.
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