Russland erkauft Naurus Stimme

vom 14.02.2010, 18:15 Uhr

Die Republik Nauru ist ein winziger und weltweit der kleinste Inselstaat im Westpazifik. Seit 1968 ist die Republik unabhängig vom Mutterland Australien und erlangte die vollständige völkerrechtliche Souveränität. Die zwischen 10.000-15.000köpfige bezifferte Bevölkerung lebte lange Zeit sehr gut von dem einzigen Bodenschatz, den die kleine Insel hergab, nämlich Phosphat. Im Laufe der Jahrmillionen war Nauru ein beliebter Zugvögel Rastplatz - die Hinterlassenschaften dieser Abermillionen Vögel lagerten sich in den Sedimentschichten ab und versteinerten. Naurus Bevölkerung hat also Generationen lang wahrlich aus Sch..... Geld gemacht und damit das weltweit höchste pro Kopf Einkommen auf diesem Planeten erzielt.

Durch falsche Spekulationen in dubiose Anlagen, Immobilien und dem totalen Abbau der Phosphat Ressourcen steht Nauru nun kurz vor dem Staatsbankrott. Zwischen 2005 und 2006 stellte die Air Nauru ihren Flugbetrieb ein, da das einzige Flugzeug nicht mehr unterhalten werden konnte. Mittlerweile haben sich zur Lösung dieses Problems taiwanesische Geldgeber gefunden. Eine Zeitlang stand Nauru auch auf der schwarzen Liste der FATF. Die Bevölkerung ist zu dick und leidet überproportional an Diabetes, wohl daher herrührend, da der Metabolismus dieses Volkes nicht auf all die Lebensmittel ausgelegt war, die man sich geleistet hat, als noch Geld in den Kassen war. Bei einer Größe von nur 21,3 Quadratkilometern und einer einzigen befestigten Inselstraße besaß fast jeder Erwachsene mindestens ein Auto!

Das Innere der Insel sieht heute durch den Tageabbau des Phosphatgesteins aus, wie eine durchlöcherte Kraterlandschaft. Es ist aber sowieso nur der Inselstreifen an der Küste bewohnt. Politisch ist das System eher etwas instabil, es lösen sich diverse Staatsoberhäupter von Legislaturperiode zu Legislaturperiode immer mal wieder ab. Da auf der Insel weder Landwirtschaft noch Viehzucht betrieben werden kann und die einzige Süßwasserquelle kaum noch ausreicht, ist die Autarkie und nicht zuletzt die Unabhängigkeit der Republik stark in Frage gestellt. Ohne Hilfe von Außen ist der Inselstaat kaum noch lebensfähig.

Diesen traurigen Umstand machte sich jetzt Rußland vor Kurzem zu Nutzen und bot Nauru 50 Millionen US-Dollar dafür an, daß Nauru als Gegenleistung die beiden Kaukasusrepubliken Abchasien und Südossetien anerkennt. Bis dato wurden die vormals zu Georgien gehörenden Republiken nur von Rußland selbst, von Nicaragua und Venezuela anerkannt. Man darf vermuten, daß seitens Rußland auch in diese beiden Länder "Staatshilfen" geflossen sind. Für Rußland sind diese Anerkennungen beider Republiken ein probates Mittel, um den Kaukasuskonflikt, der zuletzt 2008 einen Höhepunkt erfuhr, somit zu legitimieren. Es gibt Staaten die auch nur von wenig mehr als vier UN-Mitgliedsstaaten als souverän anerkannt werden. Somit kann man Rußlands Handeln entweder durchaus als kleinen Geniestreich anerkennen oder aber als Bestechung im ganz großen Stil - vor den Augen der restlichen UN, von der man recht wenig an Stellungnahmen hört.

Sicherlich war Naru nicht der letzte Staat, den der "Pate" Rußland um einen Gefallen gebeten hat. Bleibt zu hoffen, das sich Nauru das Geld gut anlegt, denn für die Einwohnerzahl sollte eine solche Summe zum Überleben und zur Festigung der Unabhängigkeit durchaus ausreichen.

» Fuzzy » Beiträge: 242 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So wie Du das beschreibst, handelt Russland lediglich so, wie ein Staat zu handeln hat, der eigene Interessen verfolgt. Das ist weder neu noch ein Privileg der Russen. Gerade was die Anerkennung von Staaten bzw. die Infragestellung von bestehenden Grenzen angeht, ist Russland doch eher ein Musterland, wenn man sich die Taten anderer Weltmächte betrachtet.

Aber selbst Staaten wie Deutschland haben hier eine unrühmliche Vorreiterrolle übernommen. Das Begann ja nicht zuletzt (wenn man die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtet) mit der vorzeitigen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens, zu einem Zeitpunkt, zu dem in keiner Weise die Frage nach dem Minderheitenstatus in diesen "Ländern" geklärt war.

Ebenso wird man sich in Russland doch zu Recht Fragen, wie es denn mit der Anerkennung des Kosovo zu handhaben ist. Das geschieht doch auch wider den Beschlüssen der UNO. Und auch hier wurde der "Staat Kosovo" doch durch die Nato geschaffen. Ich würde behaupten, dass sich Russland in Georgien weniger eingemischt hat, als der Westen im Kosovo.

Die Anerkennung dieses Staatsgebildes durch die Anrainerstaaten ist ja letztlich auch nur durch Bestechung und Versprechungen erzwungen worden (außer vielleicht im Falle Albaniens).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Du hast recht mit dem, was Du sagst. Ich wollte hauptsächlich ein wenig auf den Beigeschmack hindeuten, den dieses "Geschäft" hat, da Nauru ja beinahe keine Wahl hatte das Geld auszuschlagen - weltpolitisch sind Abchasien und Südossetien dem Inselstaat wohl ziemlich pille-palle. Interessant auch, was Rußland im Stande ist immer noch für Geldmittel aufzutreiben, wenn es um derlei Eigeninteressen geht. Da ist es wahrscheinlich gut, daß die Infrastruktur nach tundrischen Landesteilen mehr als spärlich ausgebaut ist und die verarmte Landbevölkerung derlei Dinge gar nicht mitbekommt.

Aber wie Du schon sagst, auch andere Dubiositäten in Sachen Staatsbildung und -anerkennung haben mehr als nur ein leichtes "G´schmäckle".

» Fuzzy » Beiträge: 242 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



In diesem alten Thread habe ich mehr Informationen gefunden, als man auf den meisten deutschsprachigen Internetseiten findet. Sehr interessant. Ich frage mich jedoch, was aus dem russischen Angebot geworden ist? Scheinbar geht es Nauru noch nicht wirklich besser, so dass ich vermute, dass das Angebot vermutlich abgelehnt wurde?

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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