Fehldiagnose - wann muss ein Arzt haften?

Eine Freundin von mir, nennen wir sie A, hat neulich eine schlimme Sache hinter sich und hat mir davon vor Kurzem am Telefon erzählt. A war bei einem neuen Frauenarzt. Ihre alte Frauenärztin war ihr immer etwas unsympathisch und deswegen wollte sie wechseln. Zumal dieser Arzt näher an ihrem Wohnort gelegen ist. Nun hat sie beim Arzt, etwas Schlimmes erlebt von dem ich euch nun berichten möchte.

A wollte klären, ob sie vielleicht schwanger sein könnte, weil sie mit ihrem Partner ein Kind machen möchte und sich erste Symptome eingebildet hat. Nun war sie dort und der Arzt machte ein Ultraschall, was dann immer länger zu dauern schien und der Arzt schaute immer nervöser. Sie fragte dann nach einer halben Stunde mit dem Ultraschallgerät im Intimbereich, was denn nun sei und dann hörte er erst mal damit auf und lies sie wieder anziehen.

Sie fragte dann noch mal und er sagte, dass sie anscheinend nur einen Eierstock hat. Das konnte so eigentlich nicht sein, da ihre letzte Frauenärztin das doch auch hätte sehen müssen. Danach sagte er, dass sie außerdem schwanger sein könnte oder eine Eileiterschwangerschaft vorlegen könnte, und schickte sie ins Krankenhaus. Sie war nun wirklich mit den Nerven runter und er schob sie dann zur Tür raus. Sie versuchte ihren Freund zu erreichen, der jedoch nicht rangehen konnte. Also ließ sie sich von ihrem Vater ins Krankenhaus bringen.

Nun wurde von dort auch der Freund informiert und alle waren schon total fertig, als es dort zur Untersuchung kam. Der zweite Eierstock wäre da und eine Eileiterschwangerschaft könnte man nicht sehen. Dann musste sie noch eine Nacht da bleiben und dann wurde ihr noch gesagt, dass sie auch nicht schwanger ist. Ich finde, dass das absolut nicht sein kann, was da passiert ist.

Sie war danach zwar erleichtert hat aber auch völlig sauer und auch fertig. Sie beließ es natürlich dabei und unternahm nichts weiter, weil auch nichts passiert ist. Aber ich frage mich nun, wann ein Arzt wegen einer Fehldiagnose denn haftbar gemacht werden kann. Und kann man einen Arzt überhaupt für eine Fehldiagnose zur Verantwortung ziehen?

Können tut man das sicherlich, aber das macht nur Sinn, wenn ein Schaden entstanden ist. Damit will ich nicht sagen,dass das was deiner Freundin da passiert hat nicht schlimm war, aber es war eben nicht ausreichend schlimm, wenn man das so ausdrücken kann. Wobei ich mich auch frage, wie so etwas passieren kann. Der Arzt hatte scheinbar nicht die geringste Ahnung. Fehldiagnosen können vorkommen, ohne Frage und Ärzte können sich auch mal irren, sie sind auch nur Menschen. Aber für mich klingt das so, als hätte er mal ins Blaue hinein geraten, was mit der Freundin ist und das geht gar nicht.

Ausreichend schlimm wäre es zum Beispiel, wenn sich jemand aufgrund der Diagnose das Leben nimmt und es stellt sich dann heraus, dass die Diagnose gar nicht gestimmt hat. Das muss man allerdings auch erst einmal alles beweisen und in der Regel beugt man sowieso vor, indem man sich noch mehr Meinungen einholt und der Arzt wird den Patienten in so einem Fall auch weiter an einen Spezialisten überweisen. Somit trägt er ja schonmal nicht mehr allein die Verantwortung und hat auch erst einmal alles gemacht, was er tun konnte. Den Rest muss ja ein Facharzt erledigen.

Haftbar wäre ein Arzt natürlich auch, wenn er Schaden aufgrund einer Fehldiagnose anrichtet. Wenn er einer Patientin ohne Grund die Eierstöcke entnimmt, weil er meint, dass sie entfernt werden müssen und das gar nicht der Fall war. Auch da ist man aber in der Beweispflicht und muss erst einmal beweisen, dass alles gesund war und das dumme ist, dass man einem Arzt in der Regel ja glaubt, wenn er sagt, dass die Eierstöcke raus müssen, weil sonst das und das und das passiert.

Das ist alles nicht so einfach und in solchen Fällen muss oder sollte man sich natürlich immer einen Rechtsbeistand holen, der das für einen klärt.