Welche positiven Effekte durch Musizieren in der Familie?

vom 15.03.2021, 04:33 Uhr

Bei einer Fernsehsendung erzählte ein Kandidat letztens, dass seine Familie und er eine eigene Familienband haben. Ich glaube, er zählte so ungefähr zehn Familienmitglieder auf wie Onkel, Tante, Cousins, Schwester und noch mehr, die sich alle regelmäßig zum Musizieren treffen.

Meine ganze Familie ist vollkommen unmusikalisch, zumindest was Instrumente angeht. Singen kann der ein oder andere vielleicht noch, ohne dass man gleich weglaufen muss. Aber mehr bringen wir musikalisch wirklich nicht zustande. Nachdem ich gelesen habe, dass Musizieren aus vielerlei Gründen gut ist, frage ich mich, ob es in Familien, wo zusammen Musik gemacht wird, eigentlich besser läuft als in anderen.

Wird bei Euch in der Familie zusammen musiziert? Führt ihr irgendwelche positiven Effekte darauf zurück und wenn ja, welche? Unterstützt und unterrichtet man sich da dann eigentlich gegenseitig? Oder nimmt jeder einzeln oder auch die Familie zusammen Unterricht?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die Familie, in der ich aufgewachsen bin, war leider sehr unmusikalisch. Musik hatte nur einen geringen Stellenwert, und insbesondere mein Vater hat Musik beinahe gehasst. Ich bin eigentlich das ziemlich genaue Gegenteil, da ich Musik schon als Kind faszinierend gefunden habe, aber ich konnte mich damals leider nicht durchsetzen und habe keinen Musikunterricht bekommen, obwohl ich jahrelang darum gebettelt hatte. "Zu teuer, bringt nichts, das kannst du doch sowieso nicht" hieß es immer wieder. Stattdessen hatten mich meine Eltern hartnäckig zu irgendwelchen Sport- und Fußballvereinen geschickt, was ich immer gehasst habe.

Keine Ahnung, zu welchen positiven Effekten es gekommen wäre, wenn ich als Kind hätte musizieren können. Auf jeden Fall hätte ich es leidenschaftlich gern getan.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Bei mir reicht es gerade zum falsch unter der Dusche singen, und ich habe auch den Eindruck, dass es oft eine Frage der sozialen Schicht ist, welche Rolle Musik in einer Familie und bei der Erziehung der Kinder spielt. Ich stamme aus einem einfachen Arbeiterhaushalt und habe im Gymnasium erst mal nicht schlecht gestaunt, wie viele meiner neuen Mitschüler*innen Klavier, Klarinette, Violine, Querflöte, Cello und Co. gelernt haben.

Also natürlich nur "schöne", bürgerlich-klassisch-traditionelle Instrumente, keine "elektrischen Gitarren" :lol: , lärmendes Schlagzeug oder jazziges Saxophon. So hat sich bei mir das Bild gefestigt, dass die "höheren" (relativ gesehen) Söhne und Töchter Sonntag Nachmittag in die Flöte blasen, während Papa auf dem Flügel klampft und Mutti wacker auf das Triangel einschlägt.

Aber andererseits habe ich zu der Zeit auch gelernt, wie viel an diesen bürgerlichen Familien nur Fassade ist, und dass trotz gemeinschaftlichem Bläserensemble oder kollektivem Gesang auch bei den etwas "Besseren" nicht alles Gold ist, was glänzt. Spätestens mit der Pubertät sind auch etliche Querflöten oder Ballettschuhe in die Ecke geflogen und aus war's mit der Hausmusik. Ich denke daher, dass die positiven Effekte bestimmt vorhanden sind (gemeinsame Zeit in der Familie ist an sich etwas Schönes) aber dass allein daraus die Heilige Familie wird, ist eher unwahrscheinlich. Selbst Mozarts waren sich nicht immer besonders grün.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube ab einem gewissen Alter hat kein Kind mehr Bock drauf mit Onkel, Tanten, den Eltern und Geschwistern Musik zu machen. Eine gewisse rebellische Phase zu haben ist doch normal und wenn man das anders darstellt, dann ist das sicherlich nur eine Fassade, die man haben möchte um besonders privilegiert und gebildet zu wirken. Das kann man ja auch bei anderen Sachen beobachten und nicht nur bei Musik.

Sowohl ich als auch meine Familie sind sehr unmusikalisch. Man singt den Kindern zwar etwas vor und die Kinder versuchen auch mitzusingen, aber so wirklich gut klingt das nicht. Ich denke Musik kann schon sehr verbinden, aber wenn ich mir dann solche Familien wie die Kellys ansehe, dann finde ich das schon etwas schräg. Da hat scheinbar immer jeder gute Laune und alles wird mit einem Lächeln genommen auch von den Teenagern, normal finde ich das nicht und Musik hat das auch nicht ausgelöst, sondern vielleicht doch eher ein gewisser Druck.

Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass das freiwillig läuft und dass das Kindern immer Spaß macht. Vielleicht liegt das aber an mir, als unmusikalischen Menschen, aber ich glaube ein Kind verliert da schnell die Lust daran, wenn der Druck steigt und dann das Ganze auch nicht mehr spontan, sondern geplant stattfindet. Jedoch kann alles was man zusammen macht dafür sorgen, dass man ein gutes Verhältnis zueinander bekommt, man sich mehr austauscht und so weiter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bei mir sind nicht viele sehr musikalisch, sodass ein gemeinsames Musizieren nicht möglich war. Das wäre allerdings auch nicht mein Dingen gewesen, um mit ihnen zu spielen oder gar auf der Bühne zu stehen. Viele meiner Verwandten sind da nicht so gut für geeignet und sie mögen es auch nicht, direkt im Mittelpunkt zu stehen.

Ich mag das im Übrigen auch nicht, sodass ich das auch nicht gerne akzeptiert hätte. Doch wenn man als Familie wirklich das Musizieren für sich entdeckt hat und es eine Leidenschaft ist, mit der sich vielleicht auch noch Auftritte finanzieren lassen, wieso denn nicht? So lernen Kinder das Zusammenleben auf Tour, können auch enger zusammenschweißen und lernen neue Städte sowie Sozialkontakte kennen.

Natürlich muss das alles im Rahmen mit Kindern sein. Denn gerade bei Auftritten von Angelo Kelly ist es in letzter Zeit vermehrt dazu gekommen, dass er Ärger mit dem Jugendamt hatte, weil es laut deutschem Gericht „Kinderarbeit“ ist. Auch wenn er es als familiären Spaß sieht, verdienen sie damit Geld und der Junge ist Teil einer Show. Das geht halt leider nicht ab einer bestimmten Uhrzeit.

Doch privat Musizieren soll offenbar auch gut für Kinder sein. Ich habe jetzt mehrfach gelesen, dass dies für Kinder gut ist, dass sie bessere soziale Kompetenzen mit sich bringen und auch mehr Konzentration. Wenn dem so ist, geht man hier natürlich als musikalische Familie als Sieger heraus, wenn die Kinder da mit involviert sind.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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