Was macht E-Autos so unattraktiv?

vom 15.07.2023, 12:13 Uhr

Der Absatz von E-Autos stagniert weltweit und mich haben die bisher auch absolut nicht begeistern können und mich stört am meisten, die relativ geringe Reichweite. Wenn es mal Modelle gibt, die sagen wir mal 1500km am Stück fahren können, dann würde ich mir diese Modelle vielleicht mal etwas näher anschauen. Was macht denn aus eurer Sicht die E-Autos so unattraktiv? Ist es der Preis, die zu geringe Reichweite, die ungenügende Ladeinfrastruktur oder ein anderer Grund?

» specki » Beiträge: 291 » Talkpoints: 178,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Habe einmal einen Taxifahrer gefragt, warum in seiner Flotte praktisch nur ein einziges Taxi ein Auto ist, das man heutzutage als E-Auto bezeichnet. Ganz kurz und knapp war die lapidare Antwort: Weil es zu teuer ist. Es rentiert sich nicht.

Er erklärte weiter: Mit einem Benziner kommt nach Abzug aller Kosten noch ein Gewinn rüber, der das Unternehmen am Laufen hält. Würde die gesamte Flotte jetzt schlagartig gegen akkubetriebene, mit Inverter ausgestattete Drehstrommotoren im Fahrzeug so ab 500 Kilowatt ausgetauscht, stünde die Hälfte der Taxis in der Halle, weil sie nicht einsatzbereit wären. Denn er bräuchte mindestens so viel Ladegeräte, die jeweils mindestens 150 Kilowatt aufbringen könnten. Und im Stadtverkehr kann man sich ein Liegenbleiben wegen schlapper Akkus nicht leisten. Das E-Werk schüttelt mit dem Kopf. Neue Leitungen gibt es vorerst nicht.

Bei Otto-Normalverbraucher sähe die Rechnung vielleicht anders aus. Muss man denn unbedingt so hohe Leistungen fahren? Ok. Autobahntauglich sollten sie schon sein. Habe aber auch schon Fahrzeuge gesehen, die hatten hinten ein Schild 25 km/h. Und ein andersfarbiges Nummernschild. Und Elektrobetrieb.

Für Supermarkteinkäufe oder Stadtverkehr rund ums Dorf ginge das. Aber unter Auto versteht heute fast jeder nicht nur irgendeinen fahrbaren Untersatz, sondern eben mindestens Mittelklassewagen.

» Gorgen_ » Beiträge: 1060 » Talkpoints: 374,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe gerade mal geschaut woher deine Aussage kommt und habe dazu tatsächlich ein paar Artikel gefunden, die von einer Stagnation reden. Es gibt allerdings auch neuere Artikel, die von einem weltweit stark steigenden Absatz sprechen. Dieser hier zum Beispiel.

Die Reichweite an sich ist nicht das Problem. Wer fährt denn bitte 1500 Kilometer ohne Pause durch? Die allermeisten Fahrten lassen sich absolut problemlos mit einer Ladung erledigen. Die Reichweite wird nur dann zum Problem wenn du zu Hause keine Ladesäule vor der Tür hast oder keine Wallbox in der Garage. Wenn das Aufladen also mit einem größeren Aufwand verbunden ist, den man nicht alle paar Tage haben will.

Ich denke das wichtigste Argument gegen E-Autos sind definitiv die hohen Anschaffungskosten, vor allem weil es auch immer noch sehr wenige Gebrauchte auf dem Markt gibt. Die billigen Autos, die noch ein, zwei Jahre TÜV haben, mit denen viele ihre Karriere als Autobesitzer begonnen haben, findet man in elektrisch einfach nicht. Und das wird sicher noch lange dauern, bis es überhaupt Angebote geben wird für Leute, die einfach nur etwas brauchen, das wenig kostet und fährt.

Und das mit der Ladeinfrastruktur wird natürlich auch noch lange nicht so funktionieren, wie man sich das wünscht. Die Netze sind darauf nicht ausgelegt und, dass wir jetzt alle mit Strom heizen sollen, macht die Sache natürlich nicht besser.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Gorgen, was bitte haben Taxen mit der normalen Nutzung von privaten PKW zu tun? Zumal es da ja nun längst Forschung in dieser Richtung gibt sie das Taxi-Ladekonzept für den öffentlichen Raum der Universität Duisburg-Essen. Da laden die Taxen an den Ständen kabellos über induktive Ladestreifen. Das testet unter anderem ein Betrieb in Mülheim an der Ruhr und es gibt ein Pilotprojekt in Köln im echten Alltag an Taxiständen mit dem üblichen Vorrückprinzip.

Für mich kommt ein Elektroauto schlichtweg mangels Lademöglichkeit nicht infrage. 2.400 Meter entfernt habe ich eine Super-Duper-E-Tankstelle im Nirgendwo, so man als Frau abends lieber nicht rumhängt. Und die kleinen Stadtmodelle, die mich interessieren würden, laden nicht sonderlich schnell. Soll ich das Auto dann über Nacht da unterstellen und zweieinhalb Kilometer unerquickliche Strecke laufen?

Denn ein Verlängerungskabel von oben aus dem Haus quer über den Bürgersteig und den Radweg und oft noch 100 Meter die Straße entlang zu legen, das ist wohl keine gute Möglichkeit. Und eine Leitung zum gemieteten Stellplatz in der Tiefgarage legen zu lassen und eine Wallbox zu installieren? Falls der Vermieter das mitmacht, dann wird das aber echt teuer. Und möchte ich in einer Anlage, die nicht mal an meiner Straße liegt, so viel investieren? Was, wenn der Vermieter mit kündigt, weil ein Wohnungsmieter aus der Wohnanlage einen Stellplatz braucht?

» cooper75 » Beiträge: 13331 » Talkpoints: 498,86 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Da laden die Taxen an den Ständen kabellos über induktive Ladestreifen.

Frage mich allen Ernstes, wie man zum Beispiel einen Tesla mit 300 kW über eine Induktionsschleife laden will. Das Thema Elektrosmog hatten wir doch schon irgendwann einmal bei den dagegen geradezu lächerlich gering einzustufenden µWatts von Mobiltelefonen? Jedenfalls würde ich mich nicht in so ein Taxi während des Ladevorganges setzen. Und soll der Fahrer während des Ladens etwa besser auch mit Rücksicht auf seine Gesundheit aussteigen?

Meine Kreditkarten-Magnetstreifen funktionierten dann hinterher wohl nicht mehr wegen der starken beim Ladevorgang entstehenden Magnetfelder. Und dann, wie soll das mit dem schnellen Vorrücken klappen? Wer zahlt bei den ständigen Unterbrechungen durch Vorrücken auf andere Schleifen? Etwa die kollektive Taxistromrechnungsinnung?

Also, an Ideenreichtum hat es ja bei den Technik-Freaks und vor allem auch bei den offiziell mit dem Austüfteln technischer Lösungen für allfällige Probleme befassten Leuten noch nie gemangelt. Was dann in die Praxis umgesetzt wird, und was sich dann als dauerhaft, oder wie man das heute so schön sagt, "nachhaltig" erweist, steht wohl auf einem anderen Blatt.

Es scheint aber über einen Punkt überall Einigkeit zu herrschen: Knackpunkt Numero Eins das Laden und alles, was damit in Zusammenhang steht.

Aber auch das Thema Elektrosmog wird gerade in den USA wieder zum Thema. Dort gibt es, anders als in Europa viele Mittelwellensender mit kleinerer Leistung, was besonders für Radiohörer im Auto bei Überlandfahrten vorteilhaft ist. Jetzt gab es einen Aufschrei, dass in E-Autos keine Autoradios mit Mittelwellenbereich verbaut werden sollen. Hier

Und da kommt es dann heraus: Die Motoren und die Frequenzumrichtertechnik zur Steuerung und Geschwindigkeitskontrolle machen massive Störungen in dem genannten Frequenzbereich, so dass man statt des gewünschten Stereosenders, zum Beispiel WVNN nur Geknattere, Gerausche und Gepfeife hört.

stellte das C-QUAM-Verfahren vor und ab 1984 bauten amerikanische Autohersteller wie General Motors, Ford, Chrysler und eine Reihe von Import-Autohersteller C-QUAM-AM-Stereoempfängern in ihre Wagen ein. 1985 begann offiziell der AM-Stereorundfunk

Quelle: Wikipedia

Was juckt das den deutschen radiohörenden Autofahrer? Hierzulande wurden die letzten Mittelwellen-Sendemasten in die Luft gesprengt, so um 2018 herum. Stattdessen hangelt sich das Auto-Entertainment-System von Mobilfunkmast zu Mobilfunkmast so durch. DAB+ scheint ja noch nicht flächendeckend wunschgemäß zu funktionieren, wenn auch per Ordre de Muffti zur Pflicht im Autoradiodesign geworden.

Aber, wie man sieht, gibt es da auch noch weitere Kollateralschäden. Denn die Störungen dringen auch in die Wohnhäuser ein. Hatte letztens jemanden kennengelernt, der sagte, in der Düsseldorfer Innenstadt ist UKW praktisch nicht mehr störungsfrei hereinzubekommen mit Portabel und Zimmerantenne. Der HF-Müll, nicht nur auf Mittelwelle beschränkt, ist derart extrem geworden.

Und fahren jetzt alle E-Auto, wird der HF-Müll keineswegs geringer. An die EMV-Problematik und deren Lösung sollte man vielleicht auch einmal einen Gedanken verschwenden.

» Gorgen_ » Beiträge: 1060 » Talkpoints: 374,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Muss ein Taxi ein Tesla sein? Und ist das Laden mit 300 Kilowatt denn für einen kleinen Pkw überhaupt nötig? Bei uns werden so große Gelenkbusse per Schnellladekabel im Linienverkehr aufgeladen. Ein Taxi hat erheblich kürzere Einsatzzeiten und steht viel mehr rum.

Zumal Taxen ja nun nicht das riesige Problem sind, oder? Davon gibt es bundesweit gerade einmal knapp 60.000 Stück. Allein in meiner Stadt gibt es mehr als 200.000 private Pkw. :lol: Wenn im Taxi also noch länger der Diesel brummt, dann ist das im Gesamtbild der nötigen Verkehrswende nur ein Fliegenschiss.

Übrigens finde ich es ziemlich merkwürdig, dass es die von dir befürchteten Probleme bisher nicht gibt. Da müssten ja seit Jahren in Köln die Kredikarten von Hunderttausenden, die als Touristen oder Messebesucher in die Stadt kommen, beschädigt werden.

» cooper75 » Beiträge: 13331 » Talkpoints: 498,86 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Hat zwar direkt nichts mit dem Ursprungsthema zu tun, aber ich möchte gerade zur Verkehrssituation in Köln noch etwas sagen. Wer früher einmal die blauen Abgas-Wolken zum Beispiel am Ebertplatz gesehen hat und den alle zwei Stunden Schichtwechsel machen müssenden verkehrsregelnden Polizisten bedauern musste (ja, einige Autofahrer haben neben das Podest Blumen und kleine Geschenke als Dankeschön für die harte Arbeit gelegt), der weiß, dass ein vernünftiges Verkehrskonzept dringend nötig ist.

U-Bahn- und Unterpflasterbahn-Bau hat gerade dort sehr viel zur Entspannung der bis dato unbestritten als chaotisch zu bezeichnenden Verkehrssituation beigetragen.

Durch den Umstieg auf Elektroautos einzig und alleine, ohne weitere verkehrspolitische Strukturänderungen wären zwar die blauen Abgas-Wolken verschwunden, dafür aber eher ein Geruch nach durchgeschmorten Kabeln entstanden, am Verkehrsstau hätte das aber rein nichts geändert. Heute ist die Neußer Straße, und alle an den Ebertplatz angrenzende Straßenzüge, früher ein Horrorszenario, geradezu ein Paradebeispiel an begrüntem Anwohnerverkehrsbereich.

Und mit Zahlen zu jonglieren, halte ich nicht für zielgeradengenau. Wir wissen doch alle, jede Statistik lügt. Man kann sich alles zurechtbiegen, so dass Trends oder Gegentrends je nach Gusto hervorgehoben werden können.

» Gorgen_ » Beiträge: 1060 » Talkpoints: 374,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



War die Nachfrage und der Absatz von E-Autos schon im letzten Jahr ziemlich schleppend, so soll er seit diesem Jahr noch mehr zusammengebrochen sein. Auch VW-Markenchef Thomas Schäfer hat diesen Umstand bestätigt und kritisiert. In den VW Werken werden schon die Nachtschichten gestrichen, weil man die Autos nicht nur auf dem heimischen Markt, sondern auch im Ausland einfach nicht losbekommt. Also von einem weltweit stark steigendem Absatz kann wahrlich keine Rede sein, denn China produziert E-Autos mittlerweile auch schon auf Halde. Für mich ist dieses ganze E-Konzept noch viel zu unausgegoren und natürlich auch viel zu teuer.

» Herr Krawuttke » Beiträge: 424 » Talkpoints: 29,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann verstehen, dass dich die bisherigen E-Autos nicht begeistern konnten, vor allem aufgrund der relativ geringen Reichweite. Ich sehe das ähnlich. Die begrenzte Reichweite ist für viele Menschen ein entscheidender Faktor bei der Wahl eines Autos. Es ist frustrierend, wenn man sich Gedanken machen muss, ob man mit einer Ladung an sein gewünschtes Ziel kommt oder nicht.

Ein weiterer Grund, warum E-Autos für viele unattraktiv sind, ist der Preis. E-Autos sind oft teurer als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Auch wenn die Preise in den letzten Jahren gesunken sind, bleiben E-Autos für viele Menschen noch immer eine kostspielige Investition.

Ein weiterer Aspekt, der die Attraktivität von E-Autos beeinflusst, ist die unzureichende Ladeinfrastruktur. Es gibt noch nicht genügend Ladestationen, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Das kann zu Unannehmlichkeiten und Unsicherheit führen, insbesondere bei längeren Fahrten oder in ländlichen Gebieten.

Ein weiterer Punkt ist die begrenzte Auswahl an E-Automodellen. Obwohl sich das Angebot allmählich erweitert, gibt es immer noch weniger Auswahlmöglichkeiten im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Manche Menschen haben spezifische Anforderungen an ein Auto, die möglicherweise noch nicht von E-Autos erfüllt werden können.

Es gibt jedoch auch positive Aspekte von E-Autos, wie ihre Umweltfreundlichkeit und die geringeren Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlichen Autos. Die Technologie entwickelt sich weiter und die Reichweite der Fahrzeuge wird mit der Zeit verbessert werden.

Ich denke, die Zukunft der E-Mobilität wird von der Weiterentwicklung der Technologie, der Ausweitung der Ladeinfrastruktur und der Preiserschwinglichkeit abhängen. Wenn E-Autos eine größere Reichweite, eine umfassendere Ladeinfrastruktur und einen erschwinglicheren Preis bieten, könnten sie für viele Menschen attraktiver werden.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^