Extrem enge Bindung zu den Eltern

Ich bin mit achtzehn Jahren für ein Jahr durch die Welt gereist, dann kam ich zurück mit der Entscheidung, nach Israel auszuwandern, was ich dann vier Monate später getan auch habe. Das heißt, ich bin schon relativ früh von zu Hause ausgezogen und da ich in einem anderen Land lebe, sehe ich meine Eltern natürlich auch nicht so besonders häufig.

Trotzdem finde ich, dass ich eine sehr gute Beziehung zu meinen Eltern habe. Wir telefonieren einmal in der Woche für etwa eine Stunde, ich kann mit ihnen gut über alles, das mich bewegt, reden und wenn sie mich besuchen oder ich sie, verstehen wir uns immer sehr gut. Natürlich vermisse ich sie manchmal, aber ich bin ja nun auch erwachsen und muss eigentlich nicht mehr alles mit meinen Eltern teilen. Ich bin mit meinem Verhältnis zu meinen Eltern wirklich sehr zufrieden.

Nun gibt es aber eine Person, die mir dieses immer wieder schlechtreden will. Mein Freund und sein Bruder stehen sich sehr nah, weshalb wir uns häufig mit ihm und seiner Frau treffen. Ich mag meine Schwippschwägerin in spe auch an sich ganz gerne, aber ihr Verhältnis zu ihren Eltern, vor allem ihrer Mutter, ist doch sehr extrem. Sie ist Mitte dreißig und telefoniert mehrmals am Tag mit ihnen, an den meisten Tagen sehen sie sich auch. Gut, sie hat zwei kleine Söhne und da ist es natürlich schön, dass auf diese Weise eine sehr enge Bindung zwischen den Enkelkindern und Großeltern entsteht, aber sie ruft ihre Mutter auch bei jeder Gelegenheit an. Jedes Mal, wenn sie sich zum Beispiel mit ihrem Mann streitet, ruft sie sofort ihre Mutter an, um mit ihr darüber zu reden. Das finde ich irgendwie schon übertrieben. In meinem Verständnis muss man als Erwachsener auch mal einen Punkt erreichen, an dem man mit seinen Problemen größtenteils ohne die Hilfe der Eltern fertig werden kann.

Naja, an sich ist es ja auch ihre Sache, wie sie zu ihren Eltern steht. Allerdings sagt sie mir dann auch immer wieder, dass ich ja anscheinend kein besonders gutes Verhältnis zu meinen Eltern hätte, da ich ja nur einmal in der Woche mit ihnen spreche und ihnen nicht alles erzähle. Ich kenne das aus meinem Elternhaus aber auch so, dass man mit den Eltern nun nicht ständig in Kontakt steht, meine Großeltern hatten auch ihr eigenes Leben und wollten gar nicht jeden Tag wissen, was bei uns gerade passiert. Ich kann irgendwie nicht nachvollziehen, wie man als Erwachsener die Eltern immer noch als Hauptbezugspersonen sehen kann - für mich ist das in erster Linie mein Partner.

Was haltet ihr davon? Findet ihr es normal, die Eltern dauerhaft auf dem Laufenden zu halten und mit jedem kleinen Problem zu ihnen zu rennen? Wo liegt da die Grenze zwischen einer engend Bindung zu den Eltern und der Weigerung, erwachsen zu werden? Wie viel Kontakt habt ihr zu euren Eltern?

Hallo!

Ich telefoniere auch sehr oft mit meiner Mutter. Ich wohne 186 km von zu Hause weg und wir sehen auch nicht sehr häufig. Leider habe ich hier auch nicht viele Freunde und bin den ganzen Tag zu Hause, da ich Hausfrau bin. Ich freue mich dann immer, wenn mich meine Mutter mal anruft. Und ich jemand habe, mit dem ich ein bisschen quatschen kann. Ich erzähle ihr auch recht viel und auch schon mal, wenn ich Streit mit meinem Freund hatte. Aber ich habe schon gemerkt, dass das oft nicht so gut ist, denn sie hat keine hohe Meinung von ihm und hält dann sowie so zu mir, da ich schließlich ihre Tochter bin.

Ich finde es schön, wenn man ein enges und gutes Verhältnis zu den Eltern hat. Mit meinem Vater spreche ich eigentlich recht selten, denn er ruft mich nie an. Meistens habe ich ihn nur am Telefon, wenn ich mal zu Hause anrufe. Jeder muss eben selbst wissen, wie oft und viel er mit seinen Eltern spricht und ihnen erzählt. Ich versuche auch schon, nicht mehr jeden Streit meiner Mutter zu erzählen. Aber ich finde es nicht übertrieben, wenn deine Freundin so oft mit ihren Eltern spricht. Sicherlich, muss man irgendwann mit seinen Problemen alleine klar kommen, aber man kann seinen Eltern ja davon erzählen.

Ich rede jetzt mal als Mutter und Stiefmutter. Mein Stiefsohn, zu dem wir eine sehr gutes Verhältnis haben ruft alle Jubeljahre mal an. Ich habe ihm mal gesagt, dass ich ihm sein Privatleben lassen will und nicht ständig bei ihm wegen jedem Keks anrufen will, da meinte er, dass er das auch sehr gut findet, denn seine Mutter nervt ihn damit genug, dass sie mehrmals in der Woche anruft.

Mein Sohn ist 18 und wird nun erwachsen und ich schupse ihn immer mehr aus dem Nest. Klar freue ich mich, wenn er sich meldet, dass er irgendwo angekommen ist, weil das schon fast ein Muss ist, wenn es eine weitere Fahrt ist, aber dann erwarte ich keine weiteren Anrufe. Ich sage mir immer, auch wenn es schwer fällt, wenn was passiert ist, dann erfährst du es früh genug.

So und nun rede ich als 47jährige Tochter, man ist immer Tochter (so wie man immer Mutter ist ) aber ich persönlich finde es reicht, wenn ich einmal in der Woche bei meinen Eltern anrufe. Wir wohnen 240 km auseinander. Wenn besondere Feiern oder was auch immer anstehen, dann kann es schon sein, dass wir täglich telefonieren, aber dann ruft ehr mein Mutter an, weil sie wissen will, wie die Dinge stehen.

Themen, die ich nie mit meiner Mutter besprechen würde, wären Probleme mit dem Partner, oder momentane Probleme mit den Kindern, erst wenn sich die Wogen geglättet haben, dann würde ich die Probleme mit den Kindern erzählen, aber dann immer noch nicht die mit dem Partner.

Oft hat man ein besseres Verhältnis zu Menschen, mit denen man nicht ständig in Kontakt ist, als mit welchen, denen man ständig auf die Pelle rückt, also lass dich nicht beirren. Ich sehe es bei einem Freund von meinem Sohn, der ist Japaner und besuchte uns einmal im Jahr und wenn er durch die Tür kam, dann war es jedes Jahr, als ob er gestern gegangen ist, das ist Freundschaft und sich gut verstehen.

Mein Mann und ich sind beide totale Familienmenschen und haben daher auch zu beiden Elternpaaren wirklich guten Kontakt. Ich telefonieren eigentlich "nur" ein bis zwei Mal pro Woche mit meinen Eltern, da kann es aber schon mal vorkommen, dass wir eine halbe Stunde telefonieren. Wir sehen sie aber jede Woche mindestens einmal.

Mein Mann telefoniert mit seinen Eltern meist nur einmal pro Woche und das hauptsächlich, um sich auszumachen, wann wir sie sehen. Das heißt wir sehen auch meine Schwiegerelter einmal pro Woche, nur telefoniert wird eben wenig- die Familie meines Mannes ist keine "Telefonierfamilie"

Eine Freundin von mir hatte zu ihrer Mutter aber auch so einen regen Kontakt und sie haben einander mehrmals am Tag gehört und auch mehrmals pro Woche gesehen. Die Telefonate fand ich deswegen immer etwas eigenartig, weil die Mutter mehr oder weniger nach jeder Mahlzeit angerufen hat und auch die Speisen stets ein Thema waren.

Dennoch finde ich eigentlich, dass jeder für sich entscheiden muss, wie viel Kontakt er mit seinen Eltern haben möchte und wie sehr er seine Eltern ins eigene Leben einbinden möchte. Ich finde nichts dabei, wenn jemand mehrmals täglich mit seinen Eltern telefoniert. Ich finde es aber genauso okay, wenn man sich nur einmal pro Woche oder noch seltener hört!

Hi!

Ich telefoniere auch immer mindestens ein mal am Tag mit meiner Mutter. Einfach aus dem Grund, uns auf den laufenden halten. Das ist genau so mit meiner besten Freundin, wir telefonieren auch wenigsten einmal am Tag. Also man kann schon sagen meine Mutter, ist auch für mich eine gute Freundin. Besuchen tue ich meine Eltern, einmal in der Woche. Einfach weil ich gerne bei ihnen bin und das sie ihr Enkelkind sehen können. Unser Sohn liebt nämlich die Zeit mit seinen Großeltern.

Das ich so ein gutes Verhältnis, zu meinen Eltern habe, liegt bestimmt auch daran, das ich die einzigste bin, von 3 Kinder, die noch in der nähe wohnt. Da meine Geschwister in ganz Deutschland verteilt sind. Bei meinen Mann sieht es ganz anders aus. Wenn er einmal im Monat seine Eltern anruft ist das schon oft. Aber so ist eigentlich die ganze Familie. Da wird nur telefoniert, wenn etwas sich ereignet und das auch nicht immer.

Ich schätze es liegt immer an der Familie selber ob man ein inniges Verhältnis hat oder nicht. Und wie man das handhabt mit den Kontakt.

Da ich noch bei meinen Eltern wohne, habe ich relativ viel Kontakt zu ihnen. Ich sehe sie eben täglich, wobei wir natürlich auch miteinander kommunizieren. Zudem ist es auch so, dass meine Mutter mehrmals täglich in mein Zimmer kommt, sich auf mein Bett setzt und sich mit mir unterhält. Dabei sprechen wir über die verschiedensten Dinge. Oftmals geht es darum, wie der Tag war, wie wir bestimmte Serien fanden oder was wir die restliche Woche noch vor haben.

Ich finde es sehr schön, so offen mit meiner Mutter reden zu können, auch wenn ich ihr nicht alles sagen kann. Da meine Mutter sehr konservativ eingestellt ist, kann ich ihr einfach nicht alles erzählen, da sie sonst komplett ausrasten würde. Trotzdem ist es schön für mich, so oft mit ihr sprechen zu können. Dabei ist es einfach so, als wenn ich mich mit einer Freundin unterhalten würde.

Wenn ich nicht zu Hause, sondern unterwegs bin, ist es auch oft so, dass ich meine Mutter zwischendurch einfach anrufe und die frage, was sie so macht. Ebenfalls ruft sie auch oft bei mir an. Es ist eben ganz normal bei uns. Ich bin mir sicher, dass ich auch sehr viel Kontakt zu meiner Mutter haben werde, wenn ich von zu Hause ausziehe. Immerhin ist es mir selbst auch wichtig, oftmals von meiner Mutter zu hören, da ich sie ziemlich schnell vermisse. Genauso möchte sie auch sehr oft von mir hören.

Wenn ich allerdings im Urlaub bin, ist es eigentlich immer so, dass ich in zwei Wochen nur etwa fünf SMS schreibe. Das reicht mir auch, weil ich weiß, dass ich nach dieser Zeit meine Mutter eben wieder regelmäßig sehen werde. Zudem habe ich ehrlich gesagt auch keine Lust darauf, mir im Urlaub Gedanken darüber zu machen, wann ich denn wieder meine Mutter anrufe.