Konfliktbewältigung im Laufe der Zeiten

vom 08.06.2009, 23:31 Uhr

Ich hatte gestern ein sehr interessantes Gespräch. Da meinte eine Bekannte von mir: "Früher konnten die Leute Konflikte einfach noch besser beilegen. Wenn jemand ein Problem hatte, dann ging er hin und hat mit der betreffenden Person geredet. Oft haben sie auch gestritten, ja, und oft konnte man den Streit nicht so einfach beilegen. Aber sehr oft war es dann auch aus der Welt. Und heutzutage gibt es nur noch Klagen, Sammelklagen und jahrelange Prozesse um kleinste und nichtigste Themen"

Irgendwo hat sie ja meiner Meinung nach Recht. Aber sehr oft war es doch früher so, dass eben nicht jeder zu seinem Recht gekommen ist, weil oft das "Recht des Stärkeren" und nicht Gerechtigkeit geherrscht hat. Bestimmt werden Gerichte vielfach wegen nichtiger Themen bemüht, aber ohne sie würden auch wirklich gerechtfertigte Ansprüche wohl nie erreicht und durchgesetzt werden können. Und wenn früher ein sogenannter "angesehener" Bürger eine Verfehlung begangen hat, so hat man sich sicher noch mehr als heute gescheut, da sein Recht durchsetzen zu wollen. Was in einer gewissen Weise wohl auch heute noch der Fall ist, nur tut man sich schon etwas leichter als früher.

Außerdem bin ich sowieso ein Gegner davon, etwas zu pauschalisieren. Wie seht ihr das?

» Nanebe » Beiträge: 83 » Talkpoints: 0,56 »



Da ich nicht genau weis was du mit dem Zeitabschnitt Früher meinst, fange ich einfach mal mit dem Zeitraum nach Kriegsende 1945 an. Viele Menschen hatten in der Zeit der Kriegswirren ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Die Menschen waren mit dem Wiederaufbau unserer Städte und Dörfer beschäftigt. Für Streit hatte man eigentlich nur sehr wenig Zeit, und wenn es doch einmal dazu kam, dann wurde dieser irgendwie wieder beigelegt, oder man ging sich einfach aus dem Weg.

Die zunehmende Industrialisierung und der damit verbundene Wirtschaftliche Aufschwung hat das unterschiedliche finanzielle Einkommen der Familien neu geprägt. Es gab wieder Neid und Missgunst unter vielen Leuten, weil es dem einen besser ging als dem anderen.

In dieser Zeit war ich als Kind oft auf mich allein gestellt, da meine Eltern beide gearbeitet haben. Mein Essen holte ich mir oft in den Sommermonaten aus fremden Gärten. Erdbeeren, Johannis und Stachelbeeren, Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen schmeckten aus Nachbars Garten immer sehr gut. Natürlich wurde ich auch manchmal beim unerlaubten Ernten erwischt. Dann gab es eine tracht Prügel und die Sache war ausgestanden.

Heute sieht der Nachbar solche unerlaubten Ernten als eine Straftat an, die mit Hilfe der Gesetze unbedingt durch einen Rechtstreit ausgefochten werden muß. Es liegt wohl daran, das es vielen Menschen heutzutage einfach viel zu gut geht und die Meinung vertreten, ihre Habseeligkeiten bis aufs Messer verteidigen zu müssen.

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» pikas52 » Beiträge: 41 » Talkpoints: 1,30 »


Ich denke das alle Gerichte, die es gibt ihre Richtigkeit haben. Was ist das denn für eine Einstellung- Gerichte sind überflüssig, man könnte alle Konflikte viel einfacher untereinander lösen?

Natürlich geht es schneller, wenn man zu demjenigen geht, der einen beispielsweise beklaut hat, und ihm eins überzieht und sein Zeug wieder mitnimmt. Aber damit ist der Konflikt doch nicht gelöst: Der Täter muss doch ordentlich bestraft werden, und das passiert eben, damit niemand bevor- oder benachteiligt wird nach dem Gesetzt bei neutralen Richtern. Nur diese Leute sind befugt, irgendein Strafmaß festzulegen, und das ist auch richtig so. Stellt dir mal vor, jeder würdeplötzlich Selbstjustiz üben. Das gäbe ein totales Chaos und Ungerechtigkeit an jeder Ecke.

Darüber hinaus würde sicher auch nicht jeder zu dem herüber gehen und das mit ihm klären. Es kann ja sein, dass der „Bösewicht“ eine 2 Meter große gewalttätige Tonne ist und das Opfer ein kleine hilflos Frau. Es kann also gar nicht funktionieren: Es würde immer das Recht des Stärkeren gelten. Es wäre also der Gipfel der ungerechtigkeit.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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