Graphologisches Gutachten bei Bewerber

vom 01.06.2009, 16:58 Uhr

Hallo!

Dass manche Firmen schon nach Sternkreiszeichen seine Mitarbeiter aussuchen haben wir ja in einem Thread hier schon mal diskutiert. Aber was ich eben erfahrenhabe hat mich dann schon sehr gewundert.

Die Nachbarin einer Bekannten hat sich in einem Schreibbüro beworben. Dort wird nichts mit der Hand geschrieben, sondern auch alles per Computer. Die Firma hat bei der Bewerbung schon ausdrücklich darauf bestanden, dass sie nur handschriftliche Bewerbungen berücksichtigen.

Die Nachbarin meiner Bekannten ist in der engeren Auswahl und musste zuu einem Gespräch ins Personalbüro. Dort musste sie um ihre Chancen eingestellt zu werden zu erhöhen, dann unterschreiben, dass sie mit einem graphologischen Gutachten einverstanden ist. Die Firma will angeblich sicher gehen, dass sie charterstarke Leute einstellen und wären bisher immer gut gefahren damit.

Ich fand das sehr merkwürdig und habe es erst nicht geglaubt. Aber die Bekannte ist eigentlich eine sehr ehrliche Person, die auch nichts einfach so erzählt, was ncith stimmt und die Nachbarin von ihr muss wohl auch eine sehr ehrliche Person sein. Ausserdem hat man ja auch schon gehört, dass es Firmen gibt, die nach Sternkreiszeichen auswählen.

Was kann man denn in einem graphologischen Gutachten über den Character eines Menschen so genau erfahren und wie sicher sind denn solche graphologischen Gutachten? Würdet ihr zustimmen ein solches Gutachten von euch erstellen zu lassen? Kann man als Bewerber dann auch Einsicht in dieses Gutachten bekommen?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Graphologische Gutachten sind schon recht lange gang und gäbe, meiner Erfahrung nach aber werden die eher eingesetzt, wenn es Führungspositionen zu besetzen gilt. Nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ein solches Gutachten schnell 200 Euro und mehr kostet.

Ob ein solches Gutachten nun wirklich das gelbe vom Ei ist und die gewonnenen Erkenntnisse wirklich glaubwürdig sind wird immer noch kontrovers diskutiert. Trotzdem wird weiter diese Testmethode angewandt. Wohl auch, weil diese immer noch als verlässlicher gilt als beispielsweise Assessmentcenter, für die trainiert werden kann. An einem Schriftstück kann man aber schon die Schreibroutine erkennen und es ist wohl so, dass höhere Bildung mit größerer Schreibroutine korreliert. Bei einer Person deren Schulabschluss schon länger zurückliegt, lassen sich sicher so auch interessante Schlüsse ziehen.

Ob ich einem solchen Gutachten zustimmen würde, weiß ich nicht. Das hinge wohl stark davon ab, wie wichtig mir der Job ist. Im Zweifelsfall aber doch. Und dann würde ich mir sicher auch Einblick in das Gutachten verschaffen - meines Wissens ist das nämlich möglich. Da es inzwischen jede Menge Bücher gibt, die sich mit Graphologie beschäftigen kann man sich auch da noch ein wenig verbessern, so lange man eben regelmäßig mit der Hand schreibt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde es sehr merkwürdig, wenn seriöse Firmen ihre Mitarbeiter nach Sternzeichen oder graphologischen Gutachten auswählen.

Die ganzen angeblichen Eigenschaften und Eigenarten, die bestimmten Handschriftentypen und auch Sternzeichen zugeordnet werden, sind so allgemein gehalten, dass man mit genug Phantasie fast jeden Menschen in das gewünschte Schema pressen kann.

Es gibt sicher viele Faktoren, die die eigene Handschrift beeinflussen. Ich selbst würde zum Beispiel sagen, dass ich eine schöne Handschrift habe. Dies wurde mir auch schon von Außenstehenden bestätigt. Ich schreibe auch generell gerne und viel mit der Hand. Allein die häufige Auseinandersetzung mit meiner Handschrift führt sicher dazu, dass ich mir mehr Gedanken um das Schriftbild mache und mich auch unbewusst dazu anhalte, schön zu schreiben.

Nicht jeder Mensch schreibt gerne mit der Hand. Durch seltenen Gebrauch der Handschrift wird das Schriftbild sicher nicht verbessert und es findet auch keine Auseinandersetzung mit der Optik der einzelnen Buchstaben statt. Dennoch denke ich nicht, dass ein solcher Mensch automatisch andere Qualitäten hat als jemand, der gerne mit der Hand schreibt.

Man könnte so argumentieren, dass jemand, der viel selbst schreibt, reflektierter im Umgang mit sich und der eigenen Schrift ist und diese Fähigkeit vielleicht auch auf andere Bereiche ausgedehnt ist. Allerdings halte ich sowas für sehr weit hergeholt.

Ich frage mich auch, inwieweit die Gutachten wirklich repräsentativ sind. Wenn jemand weiß, dass er einen solchen Test machen soll und es um einen wirklich wichtigen Job geht, könnte sich die betreffende Person Informationen zum Thema beschaffen und die eigene Schrift etwas korrigieren. In gewissen Maßen ist dies möglich.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

Also ganz ehrlich, wenn mir im Bewerbungsgespräch jemand so etwas vorschlagen würde, würde ich in schallendes Gelächter ausbrechen. Es gibt wirklich keinen Zusammenhang zwischen Schriftbild eines Erwachsenen und einer Charaktereigenschaft. Das Einzige was mir dazu einfallen würde ist, dass junge Akademiker, die fleissig in Vorlesungen mitgeschrieben haben, ein ziemlich versautes Schriftbild haben, da sie schnell und nicht schön schreiben mussten. Abgesehen davon muss ein "ernsthafter" :lol: Graphologe beim Anfertigen einer Schriftprobe direkt daneben sitzen, um halbwegs sagen zu können, unter welchen Bedingungen diese angefertigt wurde.

Sollte dieses Unternehmen nicht grade handschriftliche Tätigkeiten von der Bekannten erwarten oder zufällig ein Esoterikfachhandel sein, würde ich sehr großen Abstand von diesem Unternehmen nehmen und dem Personaler noch einige gutgemeinte, faktische Ratschläge mit auf den Weg geben.

Benutzeravatar

» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^