Wieso unterscheiden Menschen zwischen Nutz- und Haustiere?

vom 02.07.2013, 08:11 Uhr

Der Titel meines Themas mag unglücklich gewählt sein, aber leider wusste ich keine andere Fragestellung im Thema, sodass ich hoffe, dass es dennoch verständlich ist. Mir geht es darum, dass ich immer und immer wieder auf Menschen treffe, die derart zwischen Tierarten und Funktionen unterscheiden, dass mir das Unverständnis nur noch im Gesicht geschrieben steht. Ich muss vorab sagen, dass ich keinerlei Ambitionen dazu habe anderen eine Meinung aufzudrängen, aber ich diskutiere sehr gerne, um einen regen Meinungsaustausch mit eventuellen Einsichten zu bezwecken. Doch nicht mit allen mitteln, sondern muss der Gegenüber freiwillig die Einsicht erlangen, dass das, was er vorher dachte, falsch oder nicht richtig war.

Ein Beispiel. Wir hier in Deutschland essen überwiegend Schwein und Rind. Sicherlich kommen auf Geflügel, Lamm und Wild auf den Teller. In anderen Ländern ist die Kuh wiederum heilig und der Hund steht auf dem Speiseplan. In vielen Teilen der Welt ist dem so und die Menschen hierzulande sind nahezu alle geschockt über einige Länder, die Hunde zu sich nehmen, aber diese zum Beispiel auch gleichzeitig als Haustier halten. Doch im Grunde ist ein Hund für diese Menschen wie für uns ein Schwein.

Ich frage mich daher, wieso einige Menschen zwischen Nutz- und Haustiere so rigoros unterscheiden, obwohl ein Tier ein Tier ist. Dabei macht es für mich keinen Unterschied ob Katze, Hund oder gezüchtetes Schwein zum Verspeisen. Es ist ein Tier, welches mit Respekt behandelt werden sollte. Doch wieso echauffieren sich so viele Menschen vor fremden Kulturen nur, weil diese nicht den Essgewohnheiten der eigenen entsprechen? Ist es die Angst vor etwas Neuem? Oder weil ein Hund, wie in meinem Beispiel, hier zulande, als Haustier gesehen wird? Wie ergeht es euch, unterscheidet ihr zwischen Tieren, die auf dem Teller kommen und Tiere, die man als Haustier hält?

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin seit über 20 Jahren Vegetarierin und würde daher gerne von mir behaupten, dass ich da auch überhaupt gar keinen Unterschied mache. Aber es ist nun mal so, dass ich von klein auf damit aufgewachsen bin. "Lecker, Rindfleisch", aber "Oh, wie süß, ein Hund". Das lässt sich nicht mehr wirklich abschütteln.

Also emotional muss ich sagen, unterscheide ich sehr wohl. Auch wenn ich einige Rinderarten extrem süß finde und einige Hunderassen gar nicht. Aber dennoch Rinder sind Nutztiere, Hunde sind Haustiere. Aber rational unterscheide ich nicht. Was in Asien mit Hunden und Katzen gemacht wird, ist grauenhaft. Aber wir sind nicht besser mit Schweinen und Rindern. Vielleicht ein kleines bisschen, was ihr Platzangebot angeht und wir häuten sie nicht planmäßig bei lebendigem Leib. Aber das sind kleine Unterschiede. Wir haben keinen Grund, uns überlegen zu fühlen und zu meinen, wir dürften über die Asiaten urteilen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich bin da irgendwie nie geschockt, wenn ich mitbekomme, was in anderen Ländern so auf den Teller kommt. Allerdings bin ich auch sehr offen in dieser Richtung erzogen worden und wenn man mal in einem Restaurant war, wurde auch etwas bestellt, was man nicht kannte. Denn Schnitzel kann ich auch zu Hause essen.

Daher hat es mich auch im letzten Jahr nicht weiter irritiert, dass in anderen Ländern zum Beispiel Meerschweinchen eine Delikatesse sind. Auch wenn nach der Zubereitung davon nicht mehr viel auf dem Teller zu sehen ist. Allerdings wird bei uns eben wirklich danach unterschieden, ob man von dem Tier noch einen Nutzen hat oder eben nur zum Spaß und zum persönlichen Wohlbefinden hält.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich persönlich unterscheide schon zwischen den Tieren, die letztendlich auf meinem Teller landen und zwischen den Tieren, die ich als Haustier halte oder, die Menschen allgemein als Haustier halten. Ich bin nicht gewillt ein Haustier auf meinem Teller liegen zu haben, wie es in anderen Ländern normal ist. Wenn in einem fremden Land das Hundefleisch auf dem Teller landet, finde ich es nicht lecker und würde es auch nicht essen wollen, wobei man bemerken muss, dass dort beispielsweise das Rinderfleisch nicht gegessen wird, was aber wiederum auf unserem Teller landet und die Leute dort über das Rinderfleisch genauso denken, wie wir über das Hundefleisch.

Natürlich ist ein Tier ein Tier und, dann ist es auch egal, ob es sich um ein Nutztier oder um ein Haustier handelt. Zu dem bin ich da auch deiner Meinung, dass man Tiere mit Respekt behandeln sollte, egal, um was für ein Tier es sich letztendlich handelt und, egal, ob wir es nun essen oder, als Haustier halten. Ich denke, dass man hier vor Ort beispielsweise kein Hundefleisch isst, weil man diese als Haustier hält und als Freund ansieht und, wer isst schon gerne seine Freunde. Andere wiederum essen kein Schweinefleisch, weil es als unsauber gilt oder andere essen wiederum kein Rinderfleisch, weil die Kuh oder das Rind dort heilig ist. Jeder wird seine Gründe haben, weshalb man das eine Fleisch ist und das andere Fleisch wiederum nicht.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Dazu gibt es ein Video, das erst vor wenigen Tagen von PETA hochgeladen wurde: Warum wir Hunde lieben und Schweine essen. Anders als man von PETA vermutet ist das Video sehr neutral, es gibt keinen Appell, dass man Vegetarier werden sollte oder ähnliches, von daher kann ich nur jedem empfehlen, es anzuschauen. Der Begriff „Karnismus“, der im Video erklärt wird, kannte ich vorher auch noch nicht.

Der Grund, warum wir zwischen Nutztieren und Haustieren beziehungsweise zwischen Tieren, die wir essen und Tieren mit denen wir kuscheln wollen unterscheiden, ist einfach, dass es uns von Anfang an so beigebracht wird. Als Kind würden wir sowieso niemals auf die Idee kommen, einem Tier etwas zuleide zuleide zu tun. Welches zweijährige Kind würde schon auf die Idee kommen, einen Hasen zu essen, anstatt mit ihm zu spielen? Das würde es erst tun, wenn es dann von den Eltern beigebracht bekommen hat, dass Hasen zum Essen da sind und nicht zum Spielen.

Ich als Vegetarierin finde die Art von Erziehung ja nicht richtig. Mir wurde auch beigebracht, dass man ein Haustier wie ein Familienmitglied behandelt und Nutztiere eben nicht, weshalb man zu ihnen auch kaum emotionale Verbindung aufbaut. Und da die meisten mit Nutztieren auch kein Mitleid haben, ist es für die meisten auch kein Problem, sie zu essen. Wenn man ihnen dagegen Hundefleisch auf dem Teller servieren würde, dann würden sie es sofort ablehnen, weil sie dann womöglich an ihren eigenen Hund denken, denn sie ja auch niemals als etwas ansehen würden, was man essen kann, sondern eher als Teil der Familie zum lieb haben.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


In dieser Richtung gibt es schon Threads, die sich genau mit demselben Thema befassen. Ich esse kein Fleisch und unterscheide dementsprechend auch nicht zwischen den einzelnen Tierarten. Für mich gibt es auch die Frage, warum ein Schwein, ein Huhn oder ein Rind nicht dieselbe Daseinsberechtigung haben, wie Katze, Meerschweinchen oder Hund? Wer teilt die Tiere so ein: das kannst du essen, aber das ist tabu? Warum isst der Mensch die Tiere, aber nicht seine Artgenossen? Was hält ihn davon ab? Er könnte genügend andere Nahrung finden wie Pflanzen und deren Erzeugnisse. Nein, es muss das Tier sein.

Mir geht es nicht gut, wenn ich das Fleisch der Tiere in der Auslage sehe. Was müssen sie gelitten haben und welche Angst ausgestanden haben auf dem Weg zum Schlachthof? Die Tiere merken es wohl, wenn sie zusammengepfercht auf dem Laster leiden, wohin es geht. Diese willkürliche Einteilung der Tiere durch den Menschen ist arrogant und ungerecht, sowie kaltschnäuzig und ohne Gefühl.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ob ich es nun gut finde, dass hier in Deutschland immer zwischen Nutz- und Haustieren unterschieden wird, sollte hier keine Rolle spielen. Allerdings glaube ich, dass ich den Grund hierfür kenne. Ich bin nämlich der Meinung, dass diese Unterscheidung nur darin begründet ist, dass die Menschen Tiere, welche sie als Nutztiere bezeichnen, viel leichter ausbeuten können. Alleine der Name "Nutztier" sagt ja schon aus, dass dieses Tier nur geboren wurde, damit die Menschen einen Nutzen daraus haben. Das ganze Leben dieses Tieres ist also nur zum Wohl des Menschen ausgelegt. Das wird schon den kleinen Kindern beigebracht und der Name macht es einfach leichter, die Tiere so auszubeuten.

Der Name Haustier sagt ja aus, dass das Tier im Haus wohnt. Hier ist es natürlich klar, dass die Menschen anders mit einem solchen Tier umgehen, da schon der Name aussagt, dass die Tiere sehr nah mit dem Menschen zusammenleben. Im Grunde genommen sind es aber auch Tiere und rein biologisch betrachtet gibt es natürlich keine Unterschiede.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Prinzipiell bin ich der Meinung, dass es für viele Menschen beziehungsweise für den Großteil der Menschen einfach mehr oder weniger "normal" ist, dass sie das, was für sie ungewöhnlich ist beziehungsweise ihren Standards und Gewohnheiten eben nicht entspricht, ablehnen, möglicherweise ist dies eine Art Schutzreflex, zumindest könnte ich es mir anders nicht wirklich erklären.

Für mich ist ein Tier auch nur ein Tier. Ob ich ein Schwein oder einen Hund esse, ehrlich, das ist doch vollkommen egal. Und wenn sich Leute über fremde Esskulturen pikieren beziehungsweise sich über andere, ihnen fremd erscheinende Traditionen, Gebräuche und in diesem Falle Esskulturen aufregen und beschweren, dann kann ich für meinen Teil nur den Kopf schütteln. Wo liegt denn bitte der Unterschied zwischen einem Chinesen, der einen Hund zum Mittagessen isst und einem Deutschen, der sich um zwölf Uhr erst einmal einen schönen Rinderbraten zwischen die Backen schiebt?

Und nur weil bei uns eine Katze oder ein Hund als "Haustier" definiert ist, heißt dies noch lange nicht, dass man nicht auch ein Schwein oder ein kleines Lamm als Haustier halten kann. Zwar ist dies eher ungewöhnlich, jedoch spricht dies meines Erachtens nach absolut nicht gegen eine strikte Trennung von Haustieren und Nutztieren. Tier ist Tier, ob es sich dabei nun um ein Schaf, ein Rind, ein Schwein oder eine Katze, einen Hund oder eine Maus handelt ist doch letzten Endes genau so irrelevant wie die Hautfarbe eines Menschen, oder nicht?

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass das einfach mit der kulturellen und gesellschaftlichen Prägung zu tun hat. In Deutschland zum Beispiel gehören Rinder und Schweine zur Massenproduktion, genauso wie Hühner. Teilweise wird das Fleisch sogar exportiert. Dadurch bedingt sieht man in diesen Tierarten eben Nutztiere. Oft steht ja auch Schwein, Geflügel oder Rind auf dem Speiseplan oder wird entsprechend verarbeitet. Da sind derartige Assoziationen normal.

Als es vor einiger Zeit den Aufschrei wegen der falsch deklarierten Pferdefleisch-Lasagne gegeben hat, hat man auch gemerkt, dass viele Menschen in Pferden eben keine Nutztiere sehen, weil sie nicht wegen ihrem Fleisch in Massen produziert und gehalten werden. Das kann in anderen Ländern aber auch anders aussehen. Daher finde ich nicht, dass man andere Länder und Kulturen dafür verurteilen sollte. Wenn man hierzulande fast verhungern würde, dann würde man vielleicht auch anfangen, Hunde oder Katzen zu essen, wer weiß das schon. Wenn es um das eigene Überleben geht, dann tickt man oft anders und ist auch zu Dingen fähig, die man sonst nicht tun (oder essen) würde.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Ich denke, dass das einfach mit der kulturellen und gesellschaftlichen Prägung zu tun hat. In Deutschland zum Beispiel gehören Rinder und Schweine zur Massenproduktion, genauso wie Hühner. Teilweise wird das Fleisch sogar exportiert. Dadurch bedingt sieht man in diesen Tierarten eben Nutztiere. Oft steht ja auch Schwein, Geflügel oder Rind auf dem Speiseplan oder wird entsprechend verarbeitet. Da sind derartige Assoziationen norma l.

Steile These! Warum haben die Menschen im Mittelalter dann schon diesen Unterschied gemacht? Wo war da die industrielle Fleischproduktion? Und wie war das in der Antike, wo es diesen Unterschied auch schon gab? Zudem macht ihr einen dicken Denkfehler! Nutztiere sind Haustiere. Das sind die Tiere, die der Mensch domestiziert und zur Nutzung am Haus gehalten hat. Haustiere ohne wirtschaftlichen Nutzen sind Heimtiere.

Und natürlich ist es sinnvoll, da dann gewisse Tabus aufzubauen, weil es dämlich wäre, bestimmte Tiere zu essen. Katzen haben sich sozusagen selbst domestiziert und waren ohne Pflegeaufwand sehr nützlich. Immerhin haben sie die knappen Lebensmittel vor Mäusen und Ratten geschützt. Also hat man früh angefangen, die nicht zu essen. Trotzdem wurden die Fälle unnützer Katzen genutzt.

Hunde waren wertvolle Jagdhelfer, Wachhunde und schon in Rom Blindenhunde oder Statussymbol. Das passt nicht zu einem Lebensmittel. Unnütze Fresser tötet man aber auch heute in Europa noch. Pferde bringen als Zugtier oder Reittier mehr Vorteile als als Wurst.

Und wie unsinnig die Annahme der industriellen Tierproduktion für die Unterscheidung zwischen Haustier und Heimtier ist, zeigt die jüngste Entwicklung. Noch vor 60 Jahren waren Kaninchen Nutztiere. Die gab es in unzähligen Schuppen und man schlachtete selbst. Da hatte man auch noch Fleischtauben. Heute sind Tauben Ratten der Lüfte und niemand will die essen.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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