Kochen lernen - Jungs im Vergleich zu Mädels

vom 09.02.2010, 23:45 Uhr

Ich (w,37) gehöre ja auch zur Generation 30+ und bin überwiegend von kochender) Mutter und natürlich auch alte Gerichte und Nachkriegsküche beherrschender Oma erzogen worden. Der nicht kochende Vater stand maximal zu Kindergeburtstagen am Herd und kann bis heute nur Hamburger braten. Der Opa hat immer nur gegessen und auch Geschirrspülen war eindeutig bis in den Anfang der 90er Frauensache beim Haushalt meiner Eltern.

Meine Schwester und ich bekamen schon recht früh Kochlöffel und so weiter in die Hand und hatten riesigen Spaß nicht nur am Schüssel auslecken, weniger allerdings am Geschirrspülen. Und obwohl unsere Mutter Hausfrau war, also wir nicht darauf angewiesen waren uns selber zu kochen, gab es meistens Samstags größere und kleinere Kochevents, wir hatten unser eigenes Kinderbackgeschirr und vor allem backen konnte ich recht früh. Zwar einfache Sachen wie Rührkuchen oder Marmorkuchen oder auch Nusskuchen, später aber dann auch Hefe- und Biskuitteig.

Ich erinnere mich an Hundekuchen und den ein oder anderen kunstvoll gestalteten Nachtisch mit grüner Grütze und Verzierungen. Backende Männer in meiner Familie gibt es Null. Konditoren sind übrigens meistens weiblich. Das Starköche männlich sind liegt denke ich zum großen Teil daran, dass diese erforderlichen Arbeitszeiten definitiv selten Familien tauglich sind, da ist eine Sarah Wiener wohl eine große Ausnahme.

Mit spätestens 12 bekamen wir dann auch eigene Kinderkochbücher geschenkt und es war einfach auch Spaß kleinere Gerichte zu kochen. In den Familien meiner Freundinnen war es ähnlich. Die Jungs aus meiner Clique lernten eher Fahrrad reparieren oder in der Werkstatt arbeiten. Natürlich gab es erst einfache Gerichte auf dem "Lernplan" wie Spaghetti mit Tomatensauce oder gar Bolognese. Dabei musste jedoch die Mama immer die Zwiebeln schneiden - verständlich, oder?

Oder Kartoffelauflauf und immer wieder selbstgemachte Pizza. Es gab Salate in allen Variationen, wir lernten auch andere regional typische Gerichte, aber da die meisten mit Kartoffeln waren, kochten wir die selber eigentlich nie, weil mir Kartoffeln nicht wirklich schmeckten. Außer als Pommes oder als Kartoffelsalat. Es war auch immer eher etwas besonderes zu kochen, weniger aus Notwendigkeit, d.h. ich kochte eigentlich erst so ab 14/15 wirklich mal sonntags für alle. Was aber dann, weil ich es sehr gerne mochte eben chinesisch war.

Oder das, was ich damals so für chinesisch hielt. Und meinem Vater leider absolut nicht schmeckte, da er Hausmannskost bevorzugte. Da "durfte" ich dann, obwohl ich wollte leider nur selten an den Herd. zwischen 18 und 21 dann, als ich noch zuhause wohnte, aber wegen meiner Lehre unregelmäßig zuhause gegessen habe, habe ich durchaus auch das ein oder andere Mal dann für mich gekocht.

Von anderen hörte ich, dass wenn der Vater dann mal kochte, es eben auch nur an besonderen Tagen war Weihnachten oder Ostern. Da allerdings hätte meine Mutter zum Beispiel ihn auf gar keinen Fall an den Herd gelassen. Auch gab es eben große Unterschiede in den gekochten Gerichten: männlich war eben Grillen, da war im Sommer der Vater gefragt mit Feuer machen und Fleisch zubereiten; weiblich war Backen.

Ich bin also mit Spaß und nicht aus Notwendigkeit ans Backen und Kochen herangeführt worden. Und profitiere davon noch heute in jedem Fall. Hätte ich Kinder, würde ich ihnen das genau so vermitteln. Und zwar einem Jungen genau so wie einem Mädchen. Vielleicht noch ein bisschen mehr Beachtung mitgeben auf die Nährstoffe und weniger Fett und Zucker, denn - siehe Hundekuchen und so weiter - darauf wurde bei meinen familiären Kocheinführungen wirklich kein bisschen drauf geachtet.

Und auch wenn ich selber so erzogen wurde, ich möchte es definitiv nicht weitergeben, dass "eine Frau kochen sollte" und die Küche das Reich der Frau ist. Denn: wer einen Videorecorder nach Anleitung programmieren kann oder einen Computer installieren, der kann definitiv auch einem Kochrezept folgen. Und deshalb kann ich höchstens sagen: junge Frauen UND junge Männer sollten kochen lernen."

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sowohl mein Vater, wie auch sein Vater konnte kochen. Denn beide waren Metzgermeister. Wobei aber beide so gut wie nie selbst gekocht haben. Ich habe meinen Vater bis zu meinem Auszug privat vielleicht dreimal oder viermal kochen gesehen. Beruflich hat er eher mal gekocht, aber das auch gerne meiner Mutter oder mir überlassen.

Mein Bruder und ich haben öfters mal Samstags gebruzzelt. Da war unsere Mutter in der väterlichen Metzgerei und wir haben in der Privatwohnung Eier gebraten. Gelegentlich hatten wir auch Schinken oder ähnliches dazu. Gekocht werden durfte aber eigentlich nur, wenn unsere Mutter nicht da war und die Küche musste aufgeräumt verlassen werden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich habe einen Jungen und ein Mädchen. Mein Sohn backt eigentlich schon immer gerne mit mir zusammen und auch beim Schneiden hilft er gerne. Meine Tochter zeigt da bisher wenig Interesse, aber ich zwinge auch niemanden. Wer etwas lernen will, kann das und darf mir auch gerne helfen, aber ich finde es wichtig Kinder auch Kind sein zu lassen. Regelmäßiges Kochen würde ich von einem Kind gar nicht verlangen. Man lernt Dinge doch immer noch am besten, wenn sie Spaß machen und wenn die Kinder dann doch mal lieber Lego spielen wollen anstatt mir zu helfen, dann dürfen die das auch.

Ich finde diese ganze Jungs dürfen das und das nicht Diskussion eh total bescheuert. Mein Sohn spielt mit Puppen, seine Lieblingsfarbe ist Lila und dennoch spielt er mit Autos und fährt Rad. Er darf so sein, wie er sein möchte und Grenzen gibt es da für mich auch keine. Wozu auch? So lange er sich anderen Menschen gegenüber respektvoll verhält macht es doch keinen Unterschied mit was er spielt. Ich gebe meinen Kindern aber durchaus Dinge mit, die sie später wissen müssen und dennoch können sie dann später auch zu mir kommen und mich fragen.

Mein Vater kocht auch nicht unbedingt. Er kann warm machen und einfache Gerichte, aber er wurde immer bekocht und da meiner Mutter kochen Spaß macht, war das auch nie zur Debatte gestanden. Dennoch hilft er durchaus, wenn meine Mutter das zulässt. Dennoch würde ich auch nie einen Mann verteufeln, der nicht kochen kann. Man muss eben Respekt voreinander haben und niemanden als selbstverständlich ansehen und dann passt das schon.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich halte die klassische altmodische Rollenverteilung des arbeitenden Mannes und der Hausfrau am Herd längst für generalüberholt und bin der Meinung, dass eigentlich jeder Mensch unabhängig von seinem Geschlecht ab einem gewissen Alter in der Lage sein sollte, sich selbst zu verpflegen und Basics in der Küche zu beherrschen.

In meiner Generation beobachte ich zwar dennoch meistens bessere Kochkünste bei Frauen und weniger Interesse am Kochen und Backen bei Männern, aber in letzter Zeit scheint sich das - auch durch Einflüsse der Medien und der Gesellschaft in Richtung einer bewussteren, ökonomischeren und alternativen Ernährung - doch ziemlich anzugleichen.

Meiner Meinung nach spielt hier auch die Erziehung eine entscheidende Rolle. Wenn die Eltern die Kinder schon früh in die Küchenarbeiten einbeziehen und diesen auf spielerische und attraktive Weise basale Kenntnisse vermitteln, dann glaube ich, dass sich der Spaß am Kochen bei Mädchen und Jungs gleichermaßen entwickelt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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