Tagträumen bewusst verhindern oder abbrechen?

vom 31.07.2021, 13:30 Uhr

Ich neige leider zu Tagträumen und vergesse dann die Realität. Manchmal ist es durchaus sinnvoll, sich Visionen hinzugeben. Dies kann zum Beispiel helfen, auf Ideen zu kommen, ein bisschen Realismus ist ja manchmal in den Visionen drin. Manchmal dient es auch zur Vorbereitung von Reaktionen auf bestimmte Ereignisse. Oft nervt es mich aber auch, wenn ich während eines Films oder beim Lesen eines Buchs anderen Gedanken nachhänge und das Buch zehn Seiten zurückblättern muss, weil ich vom Inhalt trotz Lesens nichts mitbekommen habe.

Auch wenn die Realität in meiner Vergangenheit manchmal nicht sehr schön war, neigte ich zu Tagträumen, um die Wirklichkeit zu verdrängen. Das ist aber kontraproduktiv, weil man dadurch keine Probleme löst. Wenn ich merke, dass ich zu sehr in Tagträumen versinke, wecke ich mich ganz bewusst daraus auf und werde zum Beispiel körperlich aktiv. Versucht ihr, Tagträume zu verhindern oder abzubrechen? Oder habt ihr das Problem gar nicht und genießt die vielleicht bei euch seltenen Abschweifungen von der Realität?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin gar nicht so sehr davon überzeugt, dass man immer "produktiv" und aktiv sein muss und Tagträumen sofort unterbunden gehört, wenn man sich dabei ertappt. Ja, es gibt wie bei so ziemlich allen menschlichen Verhaltensweisen auch hier ein Zuviel, sprich Betroffene, die ihrem Alltag gar nicht mehr nachgehen können, weil sie nur noch ihren Fantasien nachhängen, aber das ist kein besonders häufiges Problem.

Wenn ich im Alltag Leerlauf habe, zum Beispiel im Zug oder im Wartezimmer, hänge ich ganz gerne auch mal meinen Gedanken nach oder denke mir Geschichten aus, anstatt immer am Smartphone herumzudrücken und total produktiv und optimiert irgendwelche To-Do-Listen aufzustellen. Ich empfinde es als notwendige Entspannung für Geist und Seele, was ja auch allgemein empfohlen wird.

Ich habe noch nie wirklich verstanden, was an der "Realität" so toll sein soll, dass man sich tunlichst nie daraus wegträumen sollte. Auf diese Art sind schon Opern entstanden, Filme, Songs und Kunstwerke, die es nie gegeben hätte, wenn zum Beispiel die Verfasserin von Harry Potter nicht auf der Zugfahrt aus dem Fenster gestarrt, sondern tapfer Vokabeln gelernt oder ihren Keto-Ernährungsplan für die nächste Woche ausgearbeitet hätte.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde Tagträume schön und lasse die auch bewusst zu. Natürlich gibt es Situationen in denen Tagträume kontraproduktiv wären, z.B. in einem beruflichen Meeting. Sollte ich in solchen Situationen gedanklich abschweifen, ja, dann hole ich mich schon wieder zurück und versuche mich wieder voll und ganz dem eigentlichen Thema zu widmen. Weniger schlimm fände ich das, wenn ich in meiner Freizeit ein Buch lese. Vielleicht hat mich eine Zeile im Buch dazu angeregt abzuschweifen oder ich bin einfach gerade generell nicht mehr bereit den Inhalt aufzunehmen und brauche eine Lesepause. Nicht schlimm für mich, dann lese ich die letzten Seiten halt nochmal.

Ja natürlich, es kann auch sein, dass man mit Tagträumereien den Sorgen und Problemen entflieht. Aber in der Regel tut man das ja nicht 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Ich denke durchaus, dass man sich deswegen trotzdem der Realität bewusst ist und es einem bzw. der Psyche ganz gut tut, wenn man so auch mal gedanklich abschalten kann und vielleicht auch mal einen Schub an Glückshormonen bzw. neuer Energie für die Alltagsbewältigung geliefert bekommt.

Manchmal fällt es einem auch leichter den Alltag bzw. die Realität so zu akzeptieren wie sie ist, wenn man sich wenigstens in seinen Tagträumen die Welt so hin basteln kann, wie man sie gerne hätte. Eine Freundin von mir ist z.B. gerade unsterblich in einen vergebenen Kollegen verliebt. In der Realität ist ihr vollkommen klar, dass sie da die Finger still halten muss und da nichts passieren wird, aber sie genießt ihr Kopfkino trotzdem und kommt so besser klar mit dieser für sie ausweglosen Situation.

Übrigens, wenn man Google befragt dann findet man sogar Studien bzw. Artikel in denen erklärt wird, dass Tagträumereien ein Anzeichen für Kreativität und Intelligenz sind. Schade also eigentlich oder, wenn Träumereien so negativ behaftet sind. Wenn es die Situation zulässt, dann lass deinen Gedanken doch einfach freien Lauf und träume ein wenig vor dich hin, in meinen Augen kann das einem nicht wirklich schaden.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke, dass es hierbei vor allem auf die Situation ankommt. Wenn man gerade Ruhe hat und entspannt auf der Couch oder dem Bett liegt und einfach mal die Gedanken kreisen lassen kann, dann finde ich nicht, dass es verkehrt ist sich auch mal seinen Tagträumen hinzugeben. Jedoch gibt es auch Situationen, in denen es mehr als unangebracht ist und in denen man das Tagträumen entweder unterbrechen sollte, sobald man merkt, dass man abdriftet, oder es gleich unterdrücken beziehungsweise gar nicht erst zulassen sollte.

Situationen, in denen das Tagträumen unangebracht ist, gibt es viele. Wenn einem Menschen gerade das Herz ausschütten und man eigentlich zuhören sollte, dann ist es sehr respektlos und unangebracht sich einfach in einen Tagtraum zu verziehen, weil einem langweilig wird oder ähnliches. Auch während der Arbeit ist es unangebracht, denn je nach Beruf kann es dort oder auch vor allem im Straßenverkehr sehr gefährlich werden, wenn jemand nicht bei der Sache ist und schlimme Folgen bis hin zum Tod mancher Menschen haben. Da sollte man sich wirklich fragen, ob der Tagtraum das wert ist.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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