Sollte der Elternsprechtag abgeschafft werden?

Ich erinnere mich noch gut an den Elternsprechtag in meiner Schulzeit. Etwa einmal pro Schulhalbjahr konnten Eltern mit diversen Lehrern ihrer Wahl sprechen und sich so ein Bild über die Leistungen des Nachwuchses machen. Dass so ein Elternsprechtag für die Lehrer irgendwo Stress bedeutet, kann ich mir sehr gut vorstellen.

Jedenfalls fordern Kritiker, dass der Elternsprechtag einfach abgeschafft wird. Eltern und Lehrer könnten sich ja unabhängig davon zusammensetzen, wenn Gesprächsbedarf ist. So würden dann nur noch Gespräche bei entsprechendem Handlungsbedarf stattfinden und nicht mehr massenweise und die Lehrer würden entlastet werden. Wie denkt ihr persönlich darüber? Meint ihr, dass der Elternsprechtag abgeschafft werden sollte? Oder seid ihr anderer Ansicht?

Ich kann nicht behaupten, dass ich die Elternsprechtage früher als Last oder ähnliches empfunden habe. Ich hatte da nie etwas zu befürchten und dem Ganzen eher positiv entgegen gesehen. Ich fand es sogar hilfreich, da man eben mitgeteilt bekam, wo noch Defizite vorhanden sind und was wirklich gut läuft. Meist haben mir meine Eltern dann mitgeteilt, was von den Lehrern gesagt wurde und das war nie wirklich schlimm. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich keine Schülerin war, die sich irgendwie auffällig benommen hat oder sonst etwas angestellt hat. Ich würde daher eher keinen Grund sehen, warum der Elternsprechtag abgeschafft werden sollte.

Ich finde auch, dass das teilweise wirklich sinnlos ist. So hatten meine Eltern immer ein Gespräch mit der Klassenlehrerin und da nochmal mit jedem Fachlehrer um zu sehen, was ich besser machen kann und was nicht. Das weiß man aber eigentlich auch so und man kennt sein Kind ja auch. Ich würde es sinnvoller finden, wenn man beispielsweise Mails schreiben würde und jeder Lehrer dann seine Einschätzung zu dem Kind schreibt, wenn Bedarf ist. Das würde schneller gehen und die Eltern wären ebenso informiert.

Ob es abgeschafft werden kann oder nicht, wird sich zeigen. Ich finde es wenig sinnvoll, wobei ich aus einem normalen Elternhaus komme. Wenn ich mir nun vorstelle ein Kind, welches in der Schule Probleme hat und zu Hause ein schlechtes Elternhaus hat, bei dem sich um nichts gekümmert wird wird da beurteilt bei so einem Sprechtag, kann ich mir nicht vorstellen, was das bringen soll. Ich bräuchte so einen Sprechtag nicht, wobei ich auch noch kein Kind in dem Alter habe.

[Gio]

Ich wäre dagegen, den Elternsprechtag abzuschaffen. Viele Eltern würden gar nicht mit dem Lehrer in ein persönliches Gespräch kommen, wenn es diesen quasioffiziellen Termin nicht gäbe. Aus engstem Umfeld weiß ich, dass zumindest einige Lehrer den Termin nicht als lästig ansehen, sondern als Chance, das Umfeld der Schüler näher kennenzulernen. Man hat zwar nur wenige Minuten pro Schüler Zeit, aber in dieser Zeit kann man sowohl von Elternseite als auch von Lehrerseite her sehr viel erfahren und sieht als Lehrer den Schüler vielleicht mit ganz anderen Augen. Man wird vielleicht sogar gnädiger mit ihm. Auch Eltern erfahren Dinge, die die Kinder zu Hause vielleicht ganz anders erzählen, wobei es sich da gar nicht um große Probleme handeln muss. Auch Kleinigkeiten können sehr aufschlussreich sein, etwa die Nebenbemerkung, dass der Schüler immer etwas müde wirkt, was vielleicht ansonsten kein Anlass gewesen wäre, die Eltern zu benachrichtigen.

Es geht bei diesem Termin ja nicht unbedingt um die schulischen Leistungen des Schülers (den Notenstand kennt man ja), sondern um das Aufbauen von Vertrauen und Verständnis zwischen Eltern und Lehrern. Das geht nur im persönlichen Gespräch und nicht per E-Mail.

Ein anderer Vorzug ist der, dass die Termine abends sind. Wer hat als Eltern schon Zeit in die meist vormittags stattfindende Sprechstunde der Lehrer zu kommen. Am Elternsprechtag erwischt man sie alle abends an einem Tag. Man muss auch kein besonderes Anliegen haben. Viele kommen einfach, um den Lehrer mal unter vier Augen persönlich zu treffen oder sich dem Lehrer zu zeigen.

Ich sehe das eher zwiegespalten. Sicher bedeutet der Termin für die Lehrer Stress und vermutlich auch für einige Schüler. Aber ich denke auch, dass er zumindest für manche Eltern durchaus wichtig ist. So hat man einen festen Termin und bekommt Dinge genannt, die noch besser werden können oder so etwas. Wenn man erst einen Termin ausmachen muss, dann ist das wieder ein Schritt, den viele Eltern nicht machen werden und so werden vielleicht notwendige Gespräche nicht geführt.

Ich wäre dagegen, den Elternsprechtag abzuschaffen. Viele Eltern würden gar nicht mit dem Lehrer in ein persönliches Gespräch kommen, wenn es diesen quasioffiziellen Termin nicht gäbe.

In der Regel wird es aber so gehandhabt, dass man sich da schon selber drum kümmern muss, dass man da hin geht. Die Schule und der Lehrer bieten halt nur den Termin an, wo der Lehrer eben auch nach dem Unterricht da ist. Ob man da hin geht oder nicht, muss jeder selber wissen. Und so richtig wüsste ich jetzt auch nicht, was wirklich das große Problem daran sein sollte, sich auch mal selber um einen Gesprächstermin zu kümmern, wenn man ein Problem hat.

Nur der Form halber, brauche ich jetzt kein Gespräch mit dem Klassenlehrer meiner Kinder. Wenn ich ein Problem habe, suche ich das Gespräch und wenn ich und der Lehrer kein Problem haben, dann brauchen wir auch den Elternsprechtag nicht.

Ich kenne das von meiner Frau, die ja selber Lehrer ist, dass sie an diesen Sprechtagen oft sinnlos in der Schule abgammelt, weil sich nur weniger Eltern anmelden, sie aber nicht nach Hause darf, bis die Sprechzeit abgelaufen ist, selbst wenn sich keiner weiter angemeldet hat. Es könnte ja auch immer jemand ungeplant vorbeikommen. Und große Kontrollen anfangen braucht man da auch nicht, wenn alle paar Minuten jemand kommt oder man eben nicht weiß ob es sich jetzt wirklich lohnt, weil ja noch jemand kommen könnte.

[Gio]

Ich wäre dagegen, den Elternsprechtag abzuschaffen. Viele Eltern würden gar nicht mit dem Lehrer in ein persönliches Gespräch kommen, wenn es diesen quasioffiziellen Termin nicht gäbe.

In der Regel wird es aber so gehandhabt, dass man sich da schon selber drum kümmern muss, dass man da hin geht.

Vielleicht verstehen wir unter Elternsprechtag etwas anderes. Bei uns war es so, dass ein- oder zweimal im Jahr ein Abend stattfand, an dem alle Lehrer in der Schule waren. Die Schüler bekamen vorab ein Blatt ausgehändigt, an dem die Eltern die gewünschten Termine eintragen konnten. Ich glaube, es waren immer so fünf bis zehn Minuten pro Schüler. Die Abende waren immer so gut besucht, dass man in der Zeit gar nicht fertig wurde. Bei Problemen ging man in die wöchentliche Sprechstunde. In der kurzen Zeit am Elternsprechtag konnte man größere Probleme eh nicht ansprechen.

Ich habe die Erfahrung aus Sicht von Lehrer (zwar nur befristet als Quereinsteiger für drei Jahre) und als Mutter mehrerer Kinder. Meine subjektive Erfahrung ist, dass beide Seiten froh um diesen Termin waren, und sei es nur, um Lehrer/Eltern, ohne dass schulische Probleme da waren, unter vier oder sechs Augen kennenzulernen. Aber das ist vielleicht von Schule zu Schule und von Bundesland zu Bundesland anders. Die wöchentlichen Sprechstunden fanden natürlich auch statt, meistens in den "Freistunden" der Lehrer.

Vielleicht verstehen wir unter Elternsprechtag etwas anderes. Bei uns war es so, dass ein- oder zweimal im Jahr ein Abend stattfand, an dem alle Lehrer in der Schule waren. Die Schüler bekamen vorab ein Blatt ausgehändigt, an dem die Eltern die gewünschten Termine eintragen konnten.

Naja es ist halt hier ein Tag, wo der Lehrer eben auch nach der Schule greifbar ist. Der Sprechtag geht dann zum Beispiel von 15:00 bis 18:00 und du kannst dich dann da eintragen. Und wenn nicht, dann eben nicht. Ist also keine Pflichtveranstaltung außer für den Lehrer, der dort anwesend sein muss. In der Grundschule bei uns triffst du da generell nur den Klassenlehrer. Bei meiner Frau am Gymnasium kann man zu jedem Lehrer an dem Tag gehen. Aber beim letzten Sprechtag kamen soweit ich mich entsinne drei oder vier Eltern zu meiner Frau und das war es.

Ist sicherlich auch ein wenig eine Einstellungsfrage der Eltern. Es gibt ja auch da Mauerblümchen, die förmlich eingeladen werden müssen und denen die Lehrer die Probleme vorbeten müssen und dann gibt es eben auch die Eltern, die einfach offensiv ihre Probleme ansprechen und dafür keine Sprechtage brauchen. Vielleicht sehe ich daher auch nicht so die Notwendigkeit, weil vor allem meine Frau zur zweiten Gruppe zählt.

Also an meinem alten Gymnasium ging der Elternsprechtag einen ganzen Tag und einen weiteren Nachmittag. Damit standen effektiv 12 Stunden zur Verfügung. Da musste man sich auch nirgendwo eintragen, man wartete eben vor dem Klassenzimmer, in dem der jeweilige Lehrer saß. Wenn da kaum jemand gekommen wäre, hätte man wohl kaum so viele Stunden eingeplant.

Bei den weiterführenden Schulen meiner Kinder ist das auch so. Und da wartet man vor den Klassenräumen auch oft. Ich finde den Elternsprechtag gut. Denn da kann ich eben auch die Lehrer kennenlernen, bei denen ich keinen Termin machen möchte, also eigentlich alle Lehrer. Und Lehrer können Eltern, die ständig unnötig Termine wollen, auf den Tag vertrösten.