Siezen im Ausland ein Zeichen des Respekts und der Rangfolge

vom 03.03.2021, 11:50 Uhr

Siezen und Duzen wird heute immer noch breit in Deutschland praktiziert. Während es in vielen Ländern der Welt diese Unterscheidungsformen gar nicht gibt, hat sie in Deutschland immer noch eine Tradition, welche nicht aus den Köpfen herauszubekommen ist. Das Ganze dient dazu, eine gesellschaftliche Rangfolge aufrechtzuerhalten sowie scheinbaren Respekt vor Menschen zu wahren und zu bewahren. Doch wie sinnvoll ist Siezen, beispielsweise auf Arbeit oder im teils deutschsprachigen Ausland wie Österreich oder der Schweiz, bedeutet das immer auch, dass man dann mehr Respekt untereinander hat?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die Unterscheidung zwischen mehreren Höflichkeitsebenen gibt es ja in vielen Sprachen. Zum Teil wird der Unterschied über eine formellere und informellere Anrede (so wie "du" und "Sie") gemacht, zum Teil gibt es auch andere sprachliche Ausdrucksmittel, über die man diese Unterscheidung kenntlich macht. Unterschiedlich ist die Art der Anwendung, und wie rasch man von der formelleren auf die informelle Redeform umsteigt.

Hier bei uns in der Arbeit hat sich die ungeschriebene Regel eingebürgert, dass wir Kollegen uns alle duzen, und auch die Team- und Referatsleiter werden geduzt. Nur der Chef der Gesamtabteilung wird gesiezt, und er siezt uns auch. Das entspricht auch ungefähr meinen Erfahrungen bei allen meinen bisherigen Arbeitgebern.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich werde von Leuten, mit denen ich nicht tagtäglich zu tun habe, lieber gesiezt. Es kommt aber natürlich auch auf die Unternehmensetikette an. In manchen Firmen, die kleiner sind oder ihren Sitz in anderen Ländern haben, duzen sich ja manchmal grundsätzlich alle. Ich mag das nicht so gerne. Siezen hat für mich nichts mit dem Markieren von unterschiedlichen Hierarchien zu tun, sondern mit Höflichkeit und Respekt.

Aber vielleicht ist das auch einfach Gewohnheitssache. In München musste ich mich auch erst daran gewöhnen, dass man in Sportgeschäften und in den Bergen mit Du angeredet wird.

Das englische und amerikanische You empfinde ich nicht als so privat wie das deutsche Du. Eigentlich kommt es ja auch vom Sie. Thou ist ursprünglich Du. Mein ältester Sohn hat oft mit Amerikanern zu tun. Da gibt es dann noch den Unterschied Vornamen mit You oder Mister Nachname und You, was dann wahrscheinlich eher unserem Sie entspricht.

Ich sieze auch meine Nachhilfeschüler, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Manche sagen dann, dass ich auch Du sagen kann. Dann mache ich das natürlich. Vielleicht kommt meine Angewohnheit daher, dass sich einer meiner Söhne, der Empfindlichste von allen, mal beschwert hat, dass er von einem Lehrer immer geduzt werde, das sei respektlos. Er war damals in der elften Klasse.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde das Siezen hat schon etwas mit Respekt zu tun und vor allem mit einem wohlerzogenen Umgang. Man duzt ja in der Regel nicht sofort darauf los, sondern zeigt erstmal Höflichkeit und benutzt Sie. Kennt man sich dann etwas besser oder bekommt es angeboten, kann man auch zum Du wechseln, wobei das angeboten wird vom Älteren oder vom Vorgesetzten. Es hat also auch etwas mit der Rangfolge zu tun.

Sprachlich ist es im Ausland doch eigentlich auch nicht anders, da man da durch Beiworte klarmacht, was man meint. So wird man immer in übersetzter Form Herr XY sagen und nicht nur X, wenn man die Person eigentlich siezen sollte. Das macht man da ja auch nicht und hat so seine Worte, mit denen man das klar macht. Nur weil es anders ist, begegnet man sich aber nicht mit weniger Respekt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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