KI-Überwachung in Badeanstalten die richtige Lösung?

vom 22.07.2023, 13:32 Uhr

Das Schwimmbad in Lipstadt hat sich als erstes in Deutschland dazu entschieden eine israelische KI-Software auszuprobieren. Inzwischen testen diese auch weitere Bäder in Deutschland.

Die KI-Software kann das komplette Becken mit Hilfe von Kameras bis zum Boden überwachen und kann dadurch mehr als ein Bademeister am Beckenrand sehen. Entdeckt die KI-Überwachung eine ungewöhnliche Situation, die nach einem Badeunfall aussieht, so wird das anwesende Personal per Smartwatch alarmiert. Die betreffende Stelle wird dem Bademeister als roter Punkt angezeigt. Das Personal überprüft dann die Meldung und gibt der KI Rückmeldung, ob es ein Fehlalarm war oder ob tatsächlich Hilfe nötig war. So lernt die KI auch für die Zukunft.

Ersetzen kann so eine KI natürlich keine Menschen, da letztendlich trotzdem die Bademeister Menschen aus dem Wasser retten bzw. eingreifen müssen. Die Software könnte allerdings die Badeaufsichten entlasten und sie bei der Überwachung unterstützen. Bisher funktioniert das System nur in Indoor-Schwimmbädern, soll aber auch in Freibädern getestet werden.

Was haltet ihr von so einer unterstützenden KI-Aufsicht? Findet ihr es gut, wenn Badebereiche durch Kameras überwacht werden? Denkt ihr, die KI-Software ist eine gute Lösung für den bereits herrschenden Personalmangel in Badeanstalten? Worin seht ihr Vor- und Nachteile einer solchen technischen Unterstützung?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Schlecht ist die Idee nicht, denn ich glaube, dass immer noch viele Leute denken, dass Ertrinken irgendwie laut und aufsehenerregend passiert. Sieht man ja auch immer so in Filmen. Aber oft können die Betroffenen selber gar nicht auf ihre Notlage aufmerksam machen und es kommt immer wieder vor, dass Menschen erst entdeckt werden wenn es zu spät ist. Und vorher hat niemand mitbekommen, dass sie in Not waren.

Ich glaube auch gar nicht, dass das unbedingt etwas mit Personalmangel zu tun hat. Auch ausreichend Personal kann seine Augen nicht überall gleichzeitig haben und wenn jemand sich vermeintlich ruhig verhält fällt er einfach weniger auf als Leute, die lärmend herum planschen, selbst wenn man als Bademeister wahrscheinlich entsprechend geschult ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Die einzige Gefahr, die ich sehe, ist die, dass die Bademeister unaufmerksamer werden. Das System kann ja auch mal ausfallen. Ansonsten finde ich es eine gute Sache. Man muss halt genau abwägen, was wahrscheinlicher ist, dass Leute ertrinken, weil das System ausfällt, oder ertrinken, weil es kein solches System gibt.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Angesichts der Tatsache, dass jedes Jahr etliche Menschen auch in Schwimmbädern ertrinken, ist wohl jede Hilfe nötig, die man kriegen kann. Die üblichen Fragen muss man natürlich vorher abklären, beispielsweise: Was kostet so ein Ding? Wenn sich eine Kommune dafür die Beckenreinigung nicht mehr leisten kann, scheidet so ein System von Vornherein aus.

Oder: Wie benutzer- und wartungsfreundlich ist der "rote Punkt", sprich, hat es eine Person mit durchschnittlichen IT-Kenntnissen in kurzer Zeit raus, wie das System funktioniert, oder sollte man wie so oft lieber IT-Spezialisten dafür einstellen?

Auch die generelle Zuverlässigkeit würde mich interessieren: Die Zahl der Fehlalarme spielt eine große Rolle, weil das Personal, das tatsächlich ins Wasser hechten muss, durch den Einsatz von KI ja nicht mehr wird. Ich stelle es mir durchaus recht anspruchsvoll vor, Becken, Umgebung und die piepsende Smartwatch parallel im Auge zu behalten und zusätzlich noch beurteilen zu müssen, ob die KI heute einen übereifrigen Tag hat oder tatsächlich jemand kieloben dümpelt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Wenn ich mir unsere Freibäder und Badestellen angucke, dann sieht das wie in der konventionellen Putenmast am Tag vor der Schlachtung. Sprich, da sieht man zwischen all den Körpern im Becken kaum Wasser und das Schwimmen ist sowieso unmöglich. Wenn da jemand in Richtung Grund sinkt, dann ist das kaum zu erkennen. Und wenn der Körper unter der Wasseroberfläche dümpelt, dann fällt das praktisch gar nicht auf.

Eine KI, die ohne sexuelle Interessen unter Wasser alles im Blick hat und die über Wasser Muster erkennt und fehlende Köpfe erkennt, wäre daher sicherlich sehr hilfreich.

Zumal, anders als Cloudy annimmt, die Schulung des Personals niedriger ist, als man glaubt. Da arbeiten Fachangestellte für Bäderbetriebe. Das ist eine dreijährige Berufsausbildung, die die Wartung der Anlagen, Wasserqualität, Marketing, Animation und vieles mehr einschließt. Aufsicht und Rettung sind nur ein kleiner Teilbereich. Der Bademeister ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den Schwimmmeister, das ist eine Aufstiegsqualifikation zur Leitung eines Bäderbetriebs wie der Elektromeister, Pferdewirtschaftsmeister oder Friseurmeister in anderen Berufen.

Die Beckenaufsicht im Freibad in den Sommermonaten erledigen in erster Linie Saisonkräfte. Dazu wird das Rettungsschwimmabzeichen in Silber benötigt, das alle drei Jahre erneuert werden muss. Wir haben das damals routinemäßig mit dem Abitur im Sportunterricht abgelegt, damit wir in den Semesterferien einen gut bezahlten Studentenjob annehmen konnten.

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Gerade in großen Schwimmbädern würde ich das als Ergänzung zum vorhandenen Personal schon sinnvoll finden. Man kann als Mensch ja nicht alles sehen und da man diese Technik auch vorher geprüft haben wird, denke ich schon, dass das einige Menschen retten kann, die sonst vielleicht nicht sofort bemerkt werden würden. KI ist sicherlich die Zukunft in vielen Bereichen und hier macht es wirklich Sinn.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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