Kennt ihr jemanden, der durch Elektroschock geheilt wurde?

vom 03.06.2023, 18:53 Uhr

Mein Sohn erzählte mir heute von einem Freund, der eine akute Depression bekommen hatte. Depressionen müssen gar keine seelische Ursache haben. Es kann einen ganz plötzlich und schwer überfallen, obwohl familiär, beruflich und sonst alles in Ordnung ist. Dieser Freund ist anscheinend durch eine Elektroschocktherapie geheilt worden. Eine Depression ist eine schlimme Krankheit und nicht mit den depressiven Verstimmungen zu verwechseln, von denen manche Leute leichthin reden, wenn sie mal ein paar Wochen schlecht gelaunt oder wegen eines Todesfalls traurig sind.

Ich wusste gar nicht, dass diese uralte Methode noch angewendet wird. Ich habe mal gegoogelt und herausgefunden, dass sie sehr effektiv ist und praktisch keine Nebenwirkungen hat. Das hat mich sehr gewundert. Ich habe fast Lust verspürt, mir auch mal einen Schock durchs Gehirn jagen zu lassen. Ich bin zwar nicht krank, fände es aber sehr interessant, ob sich dadurch bei mir etwas ändert und was, rein aus Neugierde.

Kennt ihr jemanden, der schon einmal eine Elekroschocktherapie erhalten hat? Hat es die Krankheit geheilt? Würdet ihr sowas bei euch machen lassen, ohne vorher eine andere medikamentöse Therapie ausprobiert zu haben?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Nein, natürlich würde ich keine Eletrokonvulsionstherapie an mir vornehmen lassen, ohne vorher eine medikamentöse Therapie erhalten zu haben. Das ist medizinisch bei Depressionen auch absolut kontraindiziert. Erst wenn mindestens zwei Antidepressiva aus zwei verschiedenen Wirkstoffklassen nicht zu einer Verbesserung geführt haben, sehen die Leitlinien eine Anwendung vor. Wobei es nicht eine Anwendung ist. Die Behandlung umfasst normale mindestens acht Anwendungen, für die der Patient jedes mal in Narkose gelegt und beatmet werden muss.

Tatsächlich kenne ich nun niemanden näher, aber die rund die Hälfte der psychiatrischen Kliniken in Deutschland wendet das Verfahren an. Das gilt auch für die Klinik in der ich quasi aufgewachsen bin und bis heute viele Bekanntschaften mit dem Personal pflege. Da es bei etwa jedem Hundertsten genutzt wird, der wegen Depressionen stationär behandelt werden muss, trifft man dort häufig solche Patienten. Kurzfristig funktioniert es gut, langfristig gesehen sind die Ergebnisse unterschiedlich.

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Um Gottes Willen, natürlich würde ich das nicht machen lassen wollen, wenn es nicht lebensnotwendig wäre und absolut gar nichts mehr helfen würde. Man muss schon recht verzweifelt sein, um das Procedere über sich ergehen lassen zu wollen. Cooper hat ja eigentlich schon alles Relevante gesagt, auch dass es heute nicht mehr Elektroschock heißt. :wink: Ich hätte ganz sicher keine Lust, mir x Vollnarkosen geben zu lassen, auf einen Tisch geschnallt zu werden und mir Stromstöße durchs Hirn jagen zu lassen bis ich da rumkrampfe. Gruseliger Gedanke.

Tatsächlich kannte ich mal eine Frau, die das bei schwersten therapieresistenten Depressionen hat machen lassen. So nebenwirkungsfrei hat sie die Nachwirkungen übrigens gar nicht beschrieben. Zum Beispiel war sie für Stunden oder sogar Tage total verwirrt, sie wusste nicht einmal mehr, wie man Kaffee kocht. Ganz durcheinander muss sie gewesen sein. Dann war sie so euphorisch, dass sie mal eben Lust hatte, aus dem Fenster des Hochparterre zu springen. Ne, definitiv nicht so einfach wie hier dargestellt. Bei ihr war die Wirkung übrigens nur für wenige Tage anhaltend, danach war alles wie vorher.

» Verbena » Beiträge: 4803 » Talkpoints: 4,43 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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