Kann man Bayern wirklich Vorwürfe wegen Test-Pannen machen?

vom 13.08.2020, 20:14 Uhr

Die bayerischen Testzentren an Autobahnraststätten - an der Grenze zu Österreich, Donautal-Ost, Inntal-Ost und Hochfelln - und an den Flughäfen / Hauptbahnhöfen in München und Nürnberg waren in Bayern in Windeseile auf die Beine gestellt worden. Das Bayerische Rote Kreuz hatte zunächst die Organisation übernommen und nach dem Ansturm dann bemängelt dass mehr Vorbereitungszeit nötig gewesen wäre.

Bayern hat als erstes Bundesland Corona-Teststationen an Autobahnen eröffnet. Gerade dort war der Ansturm darauf sehr groß, es wurde nicht mit so vielen Interessierten gerechnet. Die Behörden im Freistaat hatten es deshalb nicht geschafft, mehr als 40 000 Reiserückkehrer rechtzeitig über ihre Testergebnisse zu übermitteln. Grund dafür waren unter anderem die handschriftlich ausgefüllten Formulare der getesteten Personen. Das habe für einen Rückstau in der Bearbeitung gesorgt.

Besonders ärgerlich ist dies deshalb, weil darunter auch knapp 1000 positiv getestete Menschen waren, die zum Teil über eine Woche auf ihr Ergebnis warten mussten und möglicherweise deswegen auch schon zahlreiche weitere Menschen angesteckt haben. 90 % davon konnten inzwischen informiert werden, aber bei gut 100 Leuten war dies bis heute nicht möglich.

Söder wurde nun ziemlich stark wegen dieser Corona-Panne kritisiert und es wurde ihm bzw. seiner Gesundheitsministerin Melanie Huml überstürztes Handeln vorgeworfen. Von einigen Politikern wurde unter anderem auch der Rücktritt von Frau Huml gefordert. Herr Söder hält dennoch an ihr fest. Er sagt:

Wir haben die letzten sechs Monate in Bayern eine Menge als Corona-Team in der Staatsregierung auf den Weg gebracht. Und wir haben viel geleistet, gerade auch Melanie Huml als Gesundheitsministerin.

Ich finde diese Haltung toll. Einen Rücktritt von Frau Huml halte ich für überzogen. Außerdem finde ich es gut, dass Bayern wenigstens Testzentren anbietet während andere Länder diesbezüglich hinterherhinken. Immerhin wurden die Menschen getestet und inzwischen auch benachrichtigt. So kann man zumindest noch mögliche Ansteckungsketten nachvollziehen während in anderen Bundesländern die Superspreader ja einfach ungetestet durchs Land laufen weil es gar keine bzw. nur wenige Testzentren gibt. Abgesehen davon wurde inzwischen ja reagiert und für bessere Bearbeitungsbedingungen gesorgt.

Wie seht ihr das, kann man der bayerischen Regierung tatsächlich Vorwürfe machen wegen dieser Bearbeitungs-Panne? Muss man für alle Eventualitäten gerüstet sein, auch für solche Anstürme auf die Testzentren?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde nicht, dass man da jemandem einen so großen Fehler vorhalten kann, dass ein Rücktritt nötig ist. Vielleicht haben die Verantwortlichen den Ansturm unterschätzt und überschätzt, was in einer gewissen Zeit geleistet werden kann. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Söder und Huml machen es wenigstens transparent, was da schief gelaufen ist und wie sie weiter vorgehen.

Man hat meiner Meinung nach die Arbeit, die mit solchen Massentests verbunden ist, unterschätzt. Vielleicht war das alles ein bisschen überstürzt, aber besser überstürzt als gar nicht. Es ist durch die Tests ja kein Schaden entstanden, der ohne Tests nicht gewesen wäre. Der einzige Schaden ist vielleicht ein Vertrauensverlust bei manchen Menschen.

Ich kann allerdings eine leichte Schadenfreude über Herrn Söder nicht unterdrücken. Der braucht ab und zu mal einen Dämpfer, damit er nicht allzu selbstherrlich wird. Aber er gesteht Fehler wenigstens ein. Das ist ja für manche Politiker nicht selbstverständlich, siehe sein Parteikollege Scheuer.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn ich sehe wie lasch in anderen Bundesländern agiert wird, dann ist diese Panne wohl das kleinere Übel. Man kann ja auch vorher nicht abschätzen wie viele Reisende da wirklich auf einen zukommen. Flugbuchungen sind da leichter kalkulierbar. Sicher waren die Teststationen schnell aufgebaut und sie sind überrannt worden. Aber wo wären denn die Zahlen, wenn alle Reisenden dort einfach so wieder ins Land gekommen wären?

Lieber so und mit einer Panne, als zum Beispiel Thüringen, wo nicht mal die Rückkehrer aus Bulgarien getestet werden, die in Erfurt landen. Bis die sich vielleicht bei ihrem Arzt melden, können sie vorher viele Leute anstecken, wenn sie den Virus mitgebracht haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ja kann man. Solche Pannen dürfen in solchen Situationen einfach nicht passieren. Es werden ja auch anderen Bundesländern oder gar Ländern andere Strategien als Pannen ausgelegt also warum sollte man Bayern nicht seine Test-Pennen auch mal als Vorwurf anlegen? Klar, jeder macht mal Fehler, aber dann behebt man sie. Einfach Gras drüberwachsen lassen würde ich nicht.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12530 » Talkpoints: 71,65 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wibbeldribbel hat geschrieben:Klar, jeder macht mal Fehler, aber dann behebt man sie. Einfach Gras drüberwachsen lassen würde ich nicht.

Es wurde ja auch überhaupt nicht vertuscht bzw. Gras drüber wachsen gelassen. Es wurde sofort zugegeben, dass man mit dem Ansturm nicht gerechnet hatte und nicht mehr hinterherkommt und es wurden ja auch gleich Gegenmaßnahmen getroffen. Das wurde sofort zugegeben und versucht zu erklären.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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