Handarbeiten bei Überschuss verkaufen oder verschenken?

vom 10.04.2019, 12:03 Uhr

Ich sehe immer wieder, dass auf Kleinanzeigenportalen auch Handarbeiten angeboten werden. Oftmals ist die Begründung angegeben, dass man eben etwas verkaufen muss, da man zu viel produziert und herstellt und eben keinen Platz mehr hat.Ich kenne auch einige handarbeitsbegeisterte Menschen, die direkt mehr herstellen, damit sie auch immer etwas auf Vorrat haben, dass sie dann auch mal bei Gelegenheit verschenken können.

Bei mir nimmt es bisher noch nicht Überhand, da ich nicht ausschließlich für mich nähe, sondern eben auch für andere. Die Sachen habe ich bisher dann verschenkt. Findet ihr es durchaus gut, wenn man Handarbeiten verschenkt oder verkauft, wenn es eben Überhand nimmt? Oder meint ihr, dass man sein Hobby dann doch etwas zurückschrauben sollte? Würdet ihr extra mehr Handarbeit betreiben, um immer einen kleinen Vorrat als Geschenkmöglichkeiten zu haben?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich kann schon verstehen, dass man Spaß an der Arbeit an sich hat oder am Ausprobieren verschiedener Techniken oder an verschiedenen Materialien und, dass das Ergebnis dann gar nicht so sehr im Vordergrund steht.

Was ich aber nicht verstehe ist, warum sich viele Leute dann dafür entscheiden so viel Kleinkram zu produzieren. Warum muss man dann zehn Paar Socken stricken, die man überhaupt nicht braucht? Oder eine ganze Kiste Loop-Schals nähen? Man könnte sich doch statt dessen ein richtig großes Projekt vornehmen, an dem man dann unter Umständen mehrere Monate sitzt. Aber am Ende hätte man dann eben einen Pullover oder eine Patchwork-Decke und könnte damit wirklich etwas anfangen.

Ich verschenke schon selber gemachte Sachen, aber nur wenn ich weiß, dass die Beschenkten damit auch wirklich etwas anfangen können. Und die Sachen sind dann auch speziell für die Personen angefertigt. Ich greife nicht in meine Mottenkiste und verschenke dann das, was mir gerade in die Finger kommt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich frage mich, wie besessen man von Handarbeiten sein muss, dass man von einzelnen Dingen so eine Masse produziert ohne dafür die geringste Verwendung zu haben. Das finde ich nicht normal und auch nicht sinnvoll. Da wäre es vielleicht besser, wenn man 1-2 Mal das gleiche macht und ansonsten nach Bedarf anfertigt und das dann verschenkt. Wenn einem so langweilig ist, dass man Massen produziert ohne zu wissen wohin damit, sollte man sich meiner Ansicht nach dringend ein anderes (zusätzliches) Hobby suchen. Das artet ja ansonsten in Exzess aus.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube man sollte nur so viel von einer Sache machen, dass man das dann auch los wird. Man kann das sicherlich auch verkaufen, aber dann wird man ja auch schnell gewerblich und dann hat man dann schon ganz andere Sachen zu beachten. Deswegen würde ich eher nur so viele machen, dass man es eben auch noch an das Umfeld verschenken kann und nicht dass man Unmengen von einer Sache zu Hause lagert. Das macht ja dann sicherlich auch irgendwann in der Herstellung keinen Spaß mehr.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde es schön, wenn Menschen die gerne Handarbeiten und nicht wissen wohin damit, diese dann verschenken. Meine Nachbarin zum Beispiel ist über 80 Jahre alt und wenn sie im Garten nichts zu tun hat oder das Wetter schlecht ist, strickt sie Socken. Sie hat schon ihre ganze Familie mit Socken versorgt und dass sind immerhin 4 Kinder, 4 Schwiegerkinder und 13 Enkelkinder.

Gerade ältere Menschen wollen oft nichts neues mehr lernen beziehungsweise ist es ihnen zu schwer, eine neue Strick- und Häkelanleitung zu lesen. Na dann sollen sie doch ihre Socken stricken, diese kann man doch immer brauchen.

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kann auch nicht so recht nachvollziehen, wie sich ein solcher Überschuss an Handarbeiten anhäufen kann, dass man verzweifelt versucht, die Teile loszuwerden. Ich nähe ja selber gerne und weiß, dass es unheimlich motiviert, wenn etwas nach den Vorstellungen gelingt. Manchmal ist man so im Flow, dass man nach einem abgeschlossenen Projekt gleich das nächste beginnt aber spätestens nach dem dritten Täschchen würde ich dann irgendwann die Lust daran verlieren, das gleiche zu nähen. Noch dazu habe ich auch nicht die Zeit, um ewig viele Nähereien am Stück zu produzieren. Ich bin froh, wenn ich mal ein Vorhaben mehr oder weniger ohne Unterbrechung schaffe, denn selbst relativ simple Werke sind schon zeitaufwändig, wenn man alle Stoffe abmessen, zuschneiden, verstärken, versäumen, bügeln, wenden und verzieren muss.

Kurzum - ich nähe auch mal Sachen doppelt und dreifach, aber dann auch in dem Gedanken, den Überschuss an bestimmte Personen zu verschenken. Würde ich ein Gewerbe betreiben, dann würde ich auch nur so viel produzieren, wie bestellt wurde oder wie ich relativ sicher loswerde, und erst dann neue Werke nachnähen, wenn der Bestand aufgebraucht ist. Für meinen Eigengebrauch und meine kreative Beschäftigung reicht mir stets ein Einzelstück. Lieber widme ich mich neuen Projekten, als die gleichen tausendfach zu wiederholen und am Ende auf dem Haufen sitzenzubleiben.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Mit dem ungefragten Verschenken wäre ich vorsichtig. Das mag verschroben klingen, aber etwas, was mir jemand schenkt, was er selbst gemacht hat, geht für mich gefühlt mit einer anderen Form der Verpflichtung einher als etwas, was irgendwo gekauft wurde. Ich erinnere mich an meine Oma, die wirklich alles absolut perfekt stricken konnte und uns jedes Jahr mit solchen Dingen beschenkt hat. Leider konnte ich mit einigen Sachen wirklich nichts anfangen, es war weder meine Farbe noch mein Stil, also lag es mit schlechtem Gewissen ewig im Schrank herum, ohne getragen zu werden.

Man sollte sich als der Schenker bewusst sein, dass das so laufen kann und die Sachen nur aus Pflichtgefühl angenommen werden. Unter dem Gesichtspunkt würde ich die Leute, die ich im Blick habe, vorher fragen, was sie sich so vorstellen könnten, welches Kleidungsstück, welcher Stil, welche Farbe. Möglicherweise sogar als geschenkte Auftragsarbeit. Aber irgendetwas an irgendjemanden zu verschenken, weil es gerade da ist, geht oft nicht gut.

Dann würde ich es lieber günstig verkaufen oder spenden. Allerdings bin ich selbst im Stricken und Häkeln immer so langsam gewesen, dass es nur für mich gereicht hätte, ich hätte nicht auch noch andere damit bedenken können. Diese Frage hat sich also nie gestellt.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Sicher kann man mehr von etwas produzieren, um dann etwas zu haben, was man verschenken kann. Aber ob das dann immer so gut ankommt, ist die andere Frage. Das kommt sicher darauf an, welche Handarbeiten man da gefertigt hat.

Wenn man aber einfach so viel Freude bei der Arbeit hatte, dass man zu viel gemacht hat, dann finde ich es schon verständlich, dass man die Sachen noch verkaufen oder vielleicht auch an interessierte Menschen verschenken möchte. Allerdings würde ich nach so einer Aktion zukünftig doch schauen, dass ich nicht mehr so viel Überschuss produziere.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich betreibe bereits seit vielen Jahren etliche halbwegs kreative Hobbys, die mir viel Spaß machen, und meiner Erfahrung nach ist es absolut kein Problem, "Überschuss" zu produzieren. Ich fertige allen möglichen Kram aus Freude am Tun, zur Entspannung und zum Ausgleich für meine kopflastigen Jobs und beherrsche die unterschiedlichsten Techniken und Materialien. Halbwegs zumindest, schließlich ist es ein Hobby. Und da ist es kein Problem, nach einer kreativen Phase etwa 20 "ganz nette" Halsketten herumliegen zu haben und sich zu fragen, wohin jetzt damit.

Nur weil etwas von Hand gefertigt ist und ich selber Spaß daran hatte, muss das Ergebnis nicht zwangsläufig irgendwie "besonders" sein. Ich habe einen ziemlich simplen Geschmack, was Farben und Muster angeht, und weiß zufällig, dass meine weibliche Verwandtschaft es eher einfarbig, geradlinig und "clean" mag. Deko und "Stehrümchen" aller Art hat sowieso jeder im Überfluss, und wer bastelt schon etwas wirklich "Nützliches"?

Von daher habe ich keine Lust, meine kreativen Auswüchse jemandem aufzudrängen, auch wenn ich genau weiß, dass die Person nur zu höflich ist, um abzulehnen. Zu einem auch nur ansatzweise angemessenen Preis zu verkaufen ist bei Handarbeiten auch so gut wie ausgeschlossen, und ich habe nach all den Jahren auch keine Lust mehr, mich auf irgendeinen Markt zu stellen, wo zwar jeder mein Zeug bewundert und "Ich hätte nie die Geduld dazu!" kräht, aber den Geldbeutel trotzdem zu lässt, obwohl ich gerade die Materialkosten als Preis veranschlagt habe.

Meine Lösung bisher war, mich auf irrwitzig komplizierte und langwierige Projekte zu stürzen, bei denen nach etlichen Arbeitsstunden ein kleines Dingsbums als Endergebnis herauskommt. Dafür findet sich immer noch ein Plätzchen oder ein Abnehmer, und Verkaufen würde sich sowieso nicht lohnen. Alternativ habe ich auch schon eine Kiste diverser Kreativprojekte für den Kirchenbazar gespendet, die dort für einen guten Zweck zum kleinen Preis verkauft wurden. So war ich den Kram los und musste mich nicht über schlechten Umsatz und dümmliche Kommentare ärgern.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn man verkauft, sollte man dabei auch bedenken, dass der Fiskus zuschlagen könnte. Die werden sich kaum mit der Begründung, dass man so viel Spaß an der Herstellung hat und einfach nur Platz braucht und deswegen verkauft. Da wird schnell eine Gewinnabsicht unterstellt und damit würde man auch gewerblich handeln. Mit dem Verkauf, vor allem, wenn es größere Mengen sind, sollte man also vorsichtig sein.

Auch mit dem Schenken ist das so eine Sache. An meinem alten Wohnort waren und sind Handarbeiten nach wie vor etwas verpönt. Und das, obwohl seit Jahren der Trend im DIY kaum mehr Grenzen kennt. Nun wohne ich ja seit über zehn Jahren in Sachsen und hier weiß man solche Dinge echt zu schätzen. Das geht soweit, dass ich fast nur noch Socken auf Bestellung stricke und da gibt es zu manchen Zeiten auch mehrere Wochen Wartezeit. Und das sogar im Sommer.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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