Gefundene alte Briefe von Fremden lesen?

vom 04.04.2021, 18:10 Uhr

Manchmal kommen Menschen bei dem Unterfangen eine Wohnung oder einen sonstigen Hausrat aufzulösen, in den Besitz der Briefe von Fremden oder auch Familienangehörigen. Auch der Kauf einer Immobilie kann in Einzelfällen zu einem solchen Fund führen, wenn plötzlich auf dem Dachboden unter einer alten Planke die historischen Liebesbriefe der Vorbesitzer entdeckt werden oder zum Beispiel in einer alten Kiste im Keller noch ein Brief liegt.

Letzteres ist mir selbst mal passiert, also scheint es keine so rare Ausnahme zu sein. Nun gibt es ja Menschen, die so etwas überhaupt nicht interessiert, weil es die Post fremder Leute ist und sie keinen Bezug zu der Person haben, was dazu führt, das gefundene Gut ungelesen dem Müll zuzuführen. Andere wieder sind neugierig oder auch historisch interessiert und finden eine gewisse Faszination darin, den Inhalt eines solchen Briefes zu lesen, zumindest aber neugierig zu überfliegen.

Aus Erfahrung weiß ich, dass manche aber sogar die Post der eigenen verstorbenen Angehörigen ungelesen in die Altpapierkiste werfen. So unterschiedlich ist das. Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr auf einem solchen Weg in einer Immobilie die Post und Briefe fremder Leute finden würdet?

» Verbena » Beiträge: 4796 » Talkpoints: 1,98 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Das käme bei mir sehr auf den Zusammenhang an. Alte Feldpostbriefe von Opa aus dem Russlandfeldzug würde ich als Teil meiner Familiengeschichte ansehen und in jedem Fall versuchen zu entziffern. Alte Postkarten aus dem Italienurlaub in den 1980ern eher weniger. Und Briefe von Fremden, etwa vom Flohmarkt interessieren mich eigentlich nicht, egal, ob tot oder lebendig.

Oft sind alte Briefe auch schon verblasst, das Papier zerbröselt und die "deutsche Schrift" auch nicht immer leicht zu entziffern. Es müsste für mich also mindestens ein zusätzlicher historischer oder persönlicher Anreiz hinzukommen. Nur weil etwas relativ "alt" ist, finde ich es noch lange nicht gesondert faszinierend.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke, es kommt stark darauf an, wie neugierig man als Person ist und wie viel Wert man darauf legt, die Privatsphäre anderer zu respektieren. Ich persönlich würde wohl eine gewisse Neugier verspüren, die Briefe durchzuschauen, jedoch würde ich das nur tun, wenn ich das Gefühl habe, dass es ethisch vertretbar ist.

Wenn es sich um die Post von fremden Menschen handelt, würde ich diese wahrscheinlich dem Fundbüro oder der Polizei übergeben, damit sie von dort aus weitergeleitet werden kann. Ich würde nicht das Risiko eingehen, die Briefe zu öffnen und somit die Privatsphäre der Empfänger zu verletzen. Wenn es sich jedoch um die Post von Familienmitgliedern oder Freunden handelt, würde ich wahrscheinlich eine Ausnahme machen und die Briefe durchlesen. Hierbei würde ich jedoch darauf achten, dass ich niemanden verletze oder verärgere, wenn ich Informationen aus Briefen preisgebe, die vielleicht nicht für meine Augen bestimmt waren.

In jedem Fall würde ich versuchen, respektvoll mit der Situation umzugehen und die Briefe nicht einfach wegwerfen, da sie für die Empfänger möglicherweise von Bedeutung sind. Auch wenn ich mich dazu entscheide, die Briefe zu öffnen, würde ich sie anschließend sorgfältig aufbewahren, falls die Empfänger sie eines Tages zurückfordern sollten.

Letztendlich denke ich, dass es eine persönliche Entscheidung ist, ob man die Briefe lesen möchte oder nicht, aber es ist wichtig, dabei immer die Privatsphäre und den Respekt für andere im Auge zu behalten.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe noch nie einen alten Brief oder eine alte Postkarte gefunden, fände es aber sehr interessant, wie die Leute früher so geschrieben haben. Die Briefe müssten aber schon sehr alt sein, also nicht nur wenige Jahrzehnte. Vielleicht würden mich allerdings auch neuere Liebesbriefe interessieren, weil durchaus ein wenig Voyeur in mir steckt.

Neulich habe ich in einem Gebrauchtwarenkaufhaus ein Buch gekauft, in dem ein dünner Notizblock, eigentlich nur drei Blätter, versteckt war. Ich fand das sehr interessant. Die Notizen stammten von einer Person, die wohl 1970 von Schweden nach Deutschland gezogen ist. Es standen Termine für Ummeldungen darauf und eine schwedische Telefonnummer und die Telefonnummer und Namen eines Mannes, der wohl ein gebrauchtes Auto verkaufen wollte. Auf einer Rückseite waren das Rezept eines Kuchens und eine Einkaufsliste aufgeschrieben.

Rein objektiv gesehen mag das für das eigene Leben uninteressant und überhaupt nicht irgendeiner Erkenntnis dienlich oder hilfreich sein, aber es hat trotzdem eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt, warum auch immer.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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