Etwas verschenken, was der Beschenkte wissentlich nicht mag
Wenn man etwas verschenkt, sollte es dem Beschenkten ja in der Regel gefallen. Je nach Art des Geschenkes sollte es praktisch sein oder hübsch sein oder zum Beispiel auch dem Beschenkten schmecken.
Andererseits gibt es auch Geschenke, die man klassischerweise zu manchen Anlässen verschenkt, so was wäre beispielsweise Brot und Salz bei Einzug in eine neue Wohnung oder ein Haus. Auch an Silvester das kleine vierblättrige Kleeblatt ist ein Klassiker.
Nun hat meine Mutter neulich einem Bekannten zu einer beruflichen Beförderung eine Flasche Sekt geschenkt, dieses Geschenk zählt gewiss zu diesem Anlass auch zu einem Klassiker. Entweder man stößt zusammen an oder man verschenkt eine Flasche Sekt.
In dem Fall ist es aber so, dass die Person keinen Alkohol trinkt und da wir die Person gut kennen, dies auch alle wissen. War das Geschenk nun unpassend oder findet Ihr es in Ordnung, weil ein Anlass für eine Flasche Sekt sicherlich kommen wird. Zum Beispiel als Gastgeber bei der nächsten Feier oder beim nächsten Silvester?
Ich finde es sehr unpassend, eine Flasche Sekt zu verschenken, wenn man weiß, dass die Person keinen Alkohol trinkt. Selbst wenn das ein klassisches Geschenk für einen besonderen Anlass. Eine Schachtel Pralinen (ein in meinen Augen ebenfalls klassisches Geschenk) wäre da deutlich besser geworden, oder sogar nur eine Karte, bevor man eine Flasche Sekt trinkt, die der Beschenkte nicht mag. Die Flasche schenken, weil es demnächst einen Anlass geben könnte, ist genauso scheinheilig wie einer Person zwei Karten für ein Konzert beispielsweise zu schenken, auf das man selbst unbedingt möchte, selbst wenn die beschenkte Person den Künstler nicht mag, um selbst davon zu profitieren.
Ein weiterer Grund, wieso ich die Schenkerei unter Erwachsenen immer absurder finde, je älter ich werde. Nur weil "es sich so gehört" wird jemandem eine Buddel aufgenötigt, die dann bestenfalls herumsteht, bis sie vergammelt und weggekippt wird. Wer außer dem Sekthersteller soll bitteschön etwas davon haben?
Ich habe auch mit den Jahren mehr und mehr die Erfahrung gemacht, dass viele Erwachsene "Anstoßen" insgeheim hassen und auch da nur noch mitmachen, weil es sich "so gehört". Viele mögen oder vertragen keinen Sekt, besonders das billige Zeug, und als Frau im gebärfähigen Alter erntet man die entsprechenden "Ist was unterwegs?"- Blicke, weil man ja schlecht sagen kann, dass einem die Brühe etwa so schmeckt vie vergorener Badreiniger. Ich kann mich an kein einziges wirklich begeistertes Anstoßen mit Sekt erinnern, aber dafür an viele kaum angenippte Gläser oder die flehentliche Ansage "Für mich bitte ganz viel Orangensaft in den Sekt!"
Stereotype Geschenke wie besagter Alkohol, Pralinen oder Fresskörbe sind in meinen Augen schon schlimm genug. Vielleicht hat man in der DDR oder kurz nach dem Krieg große Augen davon gekriegt, aber heute finde ich, dass man sich Geschenke, die im Prinzip besagen: Mir fällt nichts ein, aber essen und trinken muss jeder! genauso gut sparen kann.
Ich finde es reichlich komisch einer Person ein Geschenk zu machen, bei dem man weiß, dass die Person das nie nutzen wird oder sich darüber freut. Mir wurde noch nie ein Sekt geschenkt, egal ob der Anlass entsprechend gewesen wäre, weil ich bis auf eine Sorte keinen Sekt trinke. Das weiß auch jeder und respektiert es. Einem Menschen Alkohol zu schenken, der keinen trinkt finde ich gemein, weil man ja nicht weiß aus welchen Gründen das so ist. So kann es ja an einer Suchterkrankung liegen oder an einem religiösen Glauben und dann ist das Geschenk eine Beleidigung und kein guter Ton, weil man es eben so macht.
Ich mache keine Geschenke, bei denen ich weiß, dass der Beschenkte das nicht mag. Für mich zählt da immer noch der Gedanke eine Freude machen zu wollen und nicht der Gedanke, dass man etwas schenken muss, weil ein bestimmter Anlass vorhanden ist.
Das würde ich eigentlich nicht machen. Ich weiß auch nicht, warum man eine Flasche Sekt verschenken muss, wenn man ganz genau weiß, dass das nicht bei der Person ankommt. Wenn man sich an die Geschenkklassiker halten möchte, kann man irgendwie trotzdem noch Blumen, Pralinen oder ähnliche Mitbringsel verschenken. Auf eine Flasche Sekt muss man sich nicht verkrampfen, wie ich finde.
Ich finde es taktlos, jemandem etwas zu schenken, was er wissentlich nicht mag. Gerade Alkohol ist nicht geeignet, wenn der Beschenkte keinen Alkohol trinkt. Vielleicht ist er ja trockener Alkoholiker und trinkt deswegen nicht. Ich habe zwar wahrscheinlich auch schon Geschenke gemacht, die der andere nicht mochte, aber nicht mit Absicht.
Ich kenne jemanden, der in einer Gruppe ist, die sich aus Spaß gegenseitig etwas schenken, was sie selber geschenkt bekommen haben und nicht mögen. Das geschieht aber aus einem Ulk heraus und da geht es nicht um ernsthafte Geschenke. Neulich zeigte er mir eine kitschige Kuckucksuhr aus buntem Kunststoff, die er abbekommen hat. Aber wie gesagt, das ist eine Spaßveranstaltung. Aber irgendwer muss ja diese Uhr als ernsthaftes Geschenk bekommen haben, vielleicht von einem Besucher aus China?
Ich finde das total daneben und je nachdem sogar unverschämt, wenn eben klar ist, dass die Person etwas sicher nicht mag und man das als Beschenkter eben auch weiß. Was soll das denn bringen? Wenn man nicht weiß, dass eine Person keinen Alkohol trinkt und diesen verschenkt, dann ist es zwar blöd gelaufen, aber eben nicht ganz so schlimm, da man etwas anderes angenommen hatte. Wenn so etwas aber klar ist, gehört sich das meiner Meinung nach einfach nicht und da sollte man lieber ein anderes Geschenk auswählen. Es ist ja auch nicht so, dass die Auswahl eines Geschenks so extrem begrenzt ist, als dass man da nicht etwas Passendes finden könnte.
Je nachdem kann man dann eben alkoholfreien Sekt besorgen oder etwas ganz anderes verschenken, wenn die Person den Geschmack von alkoholischen Getränken grundsätzlich nicht mag. Ich würde mich dann auch nie danach richten, was man eben verschenken "muss" und was man eben so macht, sondern danach gehen, was die Person freuen könnte und was ihr gefällt.
Brot und Salz bei einem Einzug zu verschenken, ist ja grundsätzlich in Ordnung, wenn man eben weiß, dass die Person auch Brot isst. Wenn man aber bedenkt, dass die Person möglicherweise von vielen anderen das gleiche bekommen wird und gar nicht so viel Brot in so kurzer Zeit aufbrauchen kann, bis das Brot schlecht wird, würde ich auch lieber etwas anderes verschenken.
Entweder ist der Schenker in so einem Fall komplett empathielos oder man könnte so ein Geschenk, von dem man weiß, dass es schlecht ankommen wird, auch negativ interpretieren: ich muss dir aus gesellschaftlichen Konventionen heraus etwas schenken, aber habe gar keine Lust, mir Gedanken darüber zu machen, also nehme ich das erstbeste, auch wenn alle wissen, dass du es nicht leiden kannst. Das ist ja fast schon passiv-aggressiv. Oder man hofft darauf, das Geschenk selbst nutzen zu können oder daran zu partizipieren.
Um noch eine positive Deutung zu finden: Vielleicht hatte die Schenkerin in dem Fall auch vermeintlich praktisch gedacht und den Gedanken gehabt, dass die Flasche eher für die anderen Anwesenden bei der Veranstaltung sein sollte und die "Gastgeberin" den Sekt an die Besucher ausschenken kann. Generell finde ich viele Geschenke und Anlässe auch eher anstrengend als glücksbringend, ich könnte eine ganze Reihe von Anekdoten zu dem Thema erzählen, wo etwas so richtig schiefging oder sogar zu kleineren Eklats führte.
Von mir aus kann man sich das auch sparen, wobei ich allerdings sagen muss, dass man mich persönlich mit den Standardgeschenken außerhalb von Alkohol, also Essen, Pralinen, Schokolade, Blumen und Süßigkeiten durchaus glücklich machen kann. Eigentlich mag ich solche Sachen sogar ganz gerne, weil es nichts ist, was dauerhaft dumm rumsteht. Und das Anstoßen mit Sekt zu gesellschaftlichen Anlässen habe ich auch immer schon gehasst. Anscheinend ist die Abneigung gegen Sektempfänge ja verbreiteter als man denkt.
Ich habe mal erzählt, dass ich privat nicht gern bastel. Ich mache das, aber ich mache es nicht gern. Das hat derjenige scheinbar zum Anlass genommen, mir Bastelmaterial zu schenken. Was auf vielerlei Art sinnfrei ist, weil ich ganz viel davon besitze.
Auch koche ich nicht gern und wenn, dann habe ich mein eigenes Rezeptebuch. Was bekomme ich also geschenkt? Ein Kochbuch. Beides war ziemlich sicher nicht schikanös gemeint, aber irgendwie dennoch unglücklich gewählt.
Ich halte nichts davon, etwas zu verschenken, wenn derjenige es nicht gebrauchen kann oder mag. Trinkt jemand keinen Alkohol, bekommt er keinen. Trinkt der aber gern Alternativen, dann kann man das verschenken. Mag jemand keine Blumen, dann bekommt er die auch nicht. Auch nicht zum Geburtstag.
Ich hasse zum Beispiel wie die Pest Schrottwichteln. Ich versuche mich ständig von sinnlosen Dingen zu befreien und dann bekommt man die nächste Sinnlosigkeit. Die neuste Schrottwichtel-Errungenschaft meines Mannes ist ein Hemdendampfbügeldings. Riesenhaft groß nimmt es gefühlt das ganze Bad ein und wie oft hat er dieses unheimlich nützlich Teil wohl benutzt? Korrekt, nie.
Natürlich mag ein Anlass kommen, zu dem der Beschenkte seinen Gästen Sekt ausgibt. Aber wenn man ein Geschenk macht, dann soll es doch dem Beschenkten selber gefallen und nicht seinen Gästen. Deswegen muss ich sagen, dass ich es nicht verstehen kann, wieso man jemandem eine Flasche Sekt schenkt, wenn man genau weiß, dass derjenige keinen Alkohol trinkt. Auf so eine Idee würde ich nicht kommen.
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