Ausstellungen wie "Erzähl mir vom Tod" mit Kindern besuchen?

vom 01.11.2022, 17:27 Uhr

Im Edwin Scharff-Museum in Neu-Ulm kann man derzeit noch bis 03.03.2024
die Sonderausstellung "Erzähl mir vom Tod" besuchen.

Es handelt sich dabei um eine interaktive Ausstellung über das Thema Sterben bzw. den Tod. Die Mit-Mach-Ausstellung soll Besucher jeglichen Alters dazu anregen, sich mit diesem Tabuthema auseinanderzusetzen. In liebevoll gestalteten Themenräumen nehmen einzelne Aspekte das Thema auf.

Um eintreten zu können in diese "Welt" benötigt man erstmal einen Reisepass vom Diesseits ins Jenseits, den man im "Reisebüro" erhält. Fragen wie "Kann man die Zeit vergehen sehen?" bzw. "Wie lang ist ewig?" können zum Beispiel in der Zeitmaschine (einer übergroßen Sanduhr) für einen selbst geklärt werden. Die Themenreise führt weiter durch Räume die sich mit üblichen Gedanken bzw. Ängsten, Hoffnungen und Wünsche zum Thema Tod beschäftigen. Kinder können probeliegen im Sarg oder einen Unsterblichkeitstrank brauen, auch ein archäologisches Grab besichtigen.

Die Ausstellung kommt bei Groß & Klein sehr gut an. Kinder finden die Mit-Mach-Aktionen toll und sagen, das Thema Tod jetzt besser zu verstehen und weniger Angst davor zu haben.

Was haltet ihr davon Kindern und auch Erwachsenen das Thema Tod so näher zu bringen? Würdet ihr die Ausstellung als Familie besuchen, wenn es ähnliche Angebote in eurer Nähe gibt? Habt ihr vielleicht schon einmal eine solche Ausstellung besucht? Wenn ja, wie fandet ihr das als Erwachsene, wie die Kinder?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich weiß nicht, ob man das wirklich vergleichen kann, aber ich war vor 2 Jahren mit meiner Tochter in der Ausstellung Körperwelten. Da sieht man ja nun echte Tote und auch bei der vielen Kritik vor Jahren, fand ich es sehr interessant. Ich konnte dabei sogar beobachten, dass Kinder die Exponate einfach sehr neugierig und interessiert betrachtet haben.

Dabei war auch ein Themenbereich über Sexualität, wo auch der Geschlechtsakt gezeigt wurde. Besucher um die 20 Jahre haben sich dort sehr albern benommen. Kinder dagegen sind um dieses Exponat herum gegangen und haben es als einen natürlichen Vorgang wahr genommen, der auch zum Leben dazu gehört.

Warum sollte man nicht mit Kindern in eine Ausstellung gehen, die sich mit dem Sterben und dem Tod befasst? Es kommt doch eher darauf an, wie Eltern oder auch Großeltern mit dem Thema umgehen. Sind sie bereit auf Fragen offen zu antworten oder haben sie da eher Berührungsängste? Das wird wohl eher der Knackpunkt dabei sein, wie sehr sich die Eltern oder andere Familienmitglieder auf das Thema einlassen wollen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wenn das Konzept gut durchdacht ist, würde ich mich prinzipiell nicht mit Grausen abwenden, auch wenn mich persönlich das Thema Tod nicht gerade anzieht. Ich bin von Natur aus eher ernst veranlagt und neige zur Niedergeschlagenheit, und an den Himmel im christlichen Sinne glaube ich auch nicht. Aber es stimmt schon, dass auch Kinder mit dem Tod konfrontiert werden und natürlich Fragen und bestimmt auch Ängste haben. Da ist es sicher besser, sich aktiv damit auseinanderzusetzen als dem Thema ängstlich auszuweichen oder billige Lügen zu verbreiten.

Aber wie gesagt, es muss schon ein ordentliches Konzept dahinterstehen und die unterschiedlichen kulturellen, sozialen und auch spirituellen Konzepte zum Thema Tod wenigstens anreißen. Wenn man doch wieder nur bei den billigen Lügen landet, dass man Oma Briefe mit dem Luftballon in den "Himmel" schicken kann und dass man postmortem auf Wolken rum hüpft und durch die Lücken runterschauen kann, richtet das eher Schaden an als sonst was.

Die erwähnten "Körperwelten" finde ich in dieser Hinsicht auch alles andere als hilfreich oder thematisch gelungen. Es gibt sicher die unterschiedlichsten Jenseitsvorstellungen mit und ohne Religion, aber sicher keine, die sagt: Nach dem Tod wirst du ausgestopft und verbringst die Ewigkeit damit, als neckisch posierte Plastikfigur kichernden Zuschauern die Missionarsstellung zu demonstrieren. Da geht es eher um die menschliche Anatomie als um die Frage nach dem Jenseits, der Zeit und der Seele, und auch das in meinen Augen auf plumpe und krude Art.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



@Gerbera: Die Körperwelten habe ich als Beispiel genannt, dass Kinder sehr interessiert sind und in den meisten Fällen weder Berührungsängste haben, noch das gezeigte bekichern, die ich es bei den Leuten beobachten konnte, denen man mehr Verstand und vor allem Anstand zugetraut hat.

Die Körperwelten sind da eher gut, wenn man Kindern bestimmte Dinge, die sich im Körper abspielen näher bringen will. Denn die Ausstellung selbst ist sehr vielseitig aufgebaut. Und so kann eben auch eine Ausstellung zum Thema Tod gut unterstützen. Vor allem dann, wenn die Kinder schon dazu Fragen gestellt haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde das kommt immer auf das Kind an. Mit meiner Tochter würde ich das aktuell nicht besuchen. Was das Thema angeht ist sie momentan sehr sensibel und das würde ich ungern noch befeuern und sie dann zum weinen bringen. Wir reden darüber und versuchen ihr Angst zu nehmen. Ich würde also vorher schon schauen, ob das Angst nimmt oder noch befeuert, wenn das bei ängstlichen Kindern funktioniert, würde ich das auch mit ihr machen.

Generell sind Kinder sehr interessiert und man sollte ihnen das auch gönnen. Es wird oftmals nicht mehr richtig erklärt, aus Angst Kinder könnten verschreckt werden. Dennoch muss man einfach das Kind selber sehen. Ist ein Kind an solchen scheinbar gruseligen Sachen interessiert, dann sollte man dem auch nachgehen und es kinderecht erklären.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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