Aus der Schule Erlerntes nie wirklich gebraucht?

vom 27.08.2019, 18:32 Uhr

Immer wieder keimt in unserem Bekannten- und Freundeskreis die Frage auf, was uns die Schule eigentlich gebracht hat. Es gibt ja nun einmal eine Schulpflicht und ganz unterschiedliche Lernmaterialien für die Schulen sowie Themen.

Auffällig ist aber eines, ob Gymnasium, Gesamtschule, Real- und Hauptschule in unserem Freundeskreis vertreten ist, der größte Teil hat das Erlernte teils niemals angewandt. Den Dreisatz und das Prozentrechnen sind beispielsweise aus Mathe samt Multiplizieren, Dividieren, Subtrahieren und Addieren geblieben.

Aus Deutsch wahrscheinlich die Rechtschreibung und das flüssige Lesen übrig. Vielleicht auch noch ein wenig grammatikalische Geschichten. Aus Geschichte usw. bleibt natürlich auch immer etwas hängen. Da nehme ich mal all meine Schuljahre zusammen, komme ich zum Ergebnis, dass ich fast 90% nicht benötigt habe, vergessen habe und bis heute daher auch nie wieder gehört oder davon etwas gelesen habe.

Daher stelle ich mir schon die Frage, was man aus der Schule heute wirklich noch gebrauchen kann oder angewandt hat? Geht es Euch da nicht ähnlich oder habt Ihr vielleicht genau gegenteilige Erfahrungen sammeln dürfen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das Thema hatten wir ja schon mehrmals und da schwingt bei manchen immer der Glaube mit, dass sie ihre Zeit doch irgendwie verschwendet hätten. Nein, hat man nicht. Von der berühmten Allgemeinbildung mal abgesehen lernt man in der Schule vor allem auch wie man lernt.

Ja, ich habe nach dem Abitur auch nie wieder Textinterpretation geschrieben, aber ich habe Texte lesen, verstehen und auf das wesentliche zusammenfassen müssen. Und natürlich habe ich in 13 Jahren Schule auch gelernt wie ich mich am besten auf Klausuren vorbereite oder wie ich im Unterricht am effektivsten mitschreibe.

Aber auch wenn es nur um das Wissen geht könnte ich jetzt nicht sagen, was ich so gar nicht gebrauchen kann. Wie gesagt - Allgemeinbildung. Es ist ja nicht verkehrt wenn man sich mit verschiedenen Menschen über verschiedene Themen unterhalten kann und nicht komplett unwissend dasteht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Spontan würde ich jetzt sagen, dass ich die Vektorrechnung aus der Abizeit nie wieder gebraucht habe. Bei allen anderen Dingen müsste ich glatt nachdenken, was denn wirklich unsinniger Stoff gewesen ist. Aber insgesamt denke ich, dass man von jedem immer mal ein wenig Wissen wieder benötigt. Ok, Bruchrechnung ist im normalen Leben vielleicht auch nicht unbedingt nötig. :lol:

Aber fragen wir doch mal anders. Hat es uns geschadet, dass wir diverse Dinge lernen mussten? Ich denke mal nicht. Und wenn ich bedenke, dass ich vor guten 30 Jahren in der 10. Klasse in der mündlichen Biologieprüfung die Entwicklung des Menschen hatte und was da in diesen 30 Jahren die Wissenschaft alles entdeckt hat, dann bin ich doch froh, ein Grundwissen damals erlernt zu haben. Denn nur so kann ich die heutigen bekannten Zusammenhänge verstehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich gebe zu, dass ich auch eine derjenigen bin, die glauben, dass ich meine Zeit in der Schule komplett verschenkt habe. Das kann aber wirklich auch daran liegen, dass ich mir vieles im Nachhinein selbst beibringen musste, um einiges zu verstehen und überhaupt mal durchzunehmen. Auch scheint es an den Schulen zu liegen, weil ich wirklich in einigen Fächern kaum Unterricht hatte.

Die eine Lehrerin viel in Biologie 6 Monate aus. Vertretungen gab es, aber dann haben die mit uns „gemalt“ oder Sexualkunde gemacht. Dann gab es mal fein eine 5 in Biologie für die gesamte Klasse, wie auch immer man sowas bewerten kann, wenn die eigentliche Lehrerin nicht da war und der Unterrichtsstoff in Biologie nicht erfüllt wurde.

Physik hatten wir die Wahl der Qual. Die eine Klasse hat den Lehrer Nummer 1 gehabt, der sich nicht durchsetzen konnte. Und wenn ich sage, nicht durchsetzen, dann meine ich das so. Der andere war so, wenn wir am Ende der Stunde gesagt haben, dass wir uns „gemeldet“ haben, aber nicht dran genommen wurden, gab es ein Kreuzchen. Das 2 mal die Woche war dann mündlich bereits eine 2 bei dem, sodass wir schriftlich nicht mehr viel machen mussten. Und dann hat es auch gereicht, weiter vorne als Mädel zu sitzen, einen Ausschnitt zu haben und fertig.

Also Fächer, wo ich definitiv 0 von bis heute gebraucht habe oder gar behalten habe, wenn es mal Unterricht gab waren Spanisch ( das habe ich mir dann selbst beigebracht sowie Englisch auch ), Physik und Mathe. Biologie war mir egal, aber bis auf Erbgut kann ich da auch nichts mehr.

Aber Cloudy hat einen guten Anhaltspunkt. Vielleicht habe ich doch nicht alles umsonst gemacht. Vielleicht habe ich einfach gelernt, wie man lernt. Denn sonst könnte ich mir das Meiste ja auch nicht autodidaktisch beibringen, oder? Richtig lesen, das stimmt natürlich auch.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich würde ja unterscheiden zwischen Wissen, das man tatsächlich praktisch anwenden kann, wie z.B. Sprachfertigkeiten, mathematische Grundkenntnisse, Englisch und einige andere Basiskenntnisse, sowie Wissen, das ich vielleicht nicht konkret anwende, aber das mir implizit doch eine andere Sichtweise auf die Welt und das Leben vermittelt. Ich glaube halt, dass eine Beschränkung des Unterrichts auf "lebensnotwendiges" Wissen eine sehr eingeschränkte Weltsicht hinterlassen würde.

Im Rückblick muss ich sogar sagen, dass mir gerade die vermeintlich überflüssigen Fächer oft am meisten Freude gemacht haben, und das darin erlangte Wissen sorgt beispielsweise dafür, dass mir nie die Ideen für Hobbys und private Interessen ausgehen. Gerade vom Musik- und Kunstunterricht zehre ich heute noch, denn er hat mir die Türen geöffnet, um mich an klassischen Konzerten, Museen und Kunstausstellungen zu erfreuen. Oder beispielsweise das Fach Biologie: strenggenommen waren die meisten Wissensinhalte natürlich im Alltag nicht notwendig, aber sie haben mir ein besseres Verständnis für das Leben und dessen Zusammenhänge vermittelt. Ich möchte es keinesfalls missen wollen.

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» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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