Ist Nitrat belastetes Wasser eine tickende Zeitbombe?

vom 03.09.2014, 16:27 Uhr

Was haben Deutschland und Malta gemeinsam in Europa? Sie bilden das Schlusslicht der Nitratbelastung des Grundwasserreservoirs. Deutschland wurde bereits von der EU aufgefordert, zu handeln. Die Bundesrepublick muss bis Mitte September reagieren, sonst kann sie vor dem Gerichtshof der EU verklagt werden. Pro Liter wurden durchschnittlich an verschiedenen Messstellen 93 Milligramm Nitrat gemessen. Der EU-Grenzwert liegt bei 50 Milligramm je Liter. Trinkwasserbrunnen können in einigen Regionen nicht mehr genutzt werden, weil das Grundwasser zu hohe Nitratwerte hat. Besonders hoch sind die Werte dort, wo viel Vieh- und Landwirtschaft betrieben wird.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium bemüht sich, noch in diesem Jahr eine neue Düngemittelverordnung per Gesetz zu verabschieden. Grund für die Wasserbelastung, die Bauern düngen ihre Felder mit zu viel Mist, Gülle und Kunstdünger. Da der Boden nicht alle Nährstoffe aufnehmen kann, sackt der Rest ins Grundwasser. Dazu kommen noch die Reste der Biogasanlagen, die die Bauern auch auf Feldern entsorgen. Die bei intensiver Tierhaltung entstehende Gülle kommt auch in die Biogasanlagen. Alles zusammen ergibt das Nitrat im Grundwasser. Info.

Die Politik hat zwar das Problem erkannt, bekommt es aber nicht in den Griff. Der Bauer darf nur bis zu einer Obergrenze düngen. Darauf wurde bisher Stickstoff nicht angerechnet. Die Bauernlobby wehrte sich gegen ein neues Güllekataster. Auch die geplante Düngeverordnung beäugen die Landwirte kritisch.

Das Nitrit, was sich aus dem Nitrat bildet, kann hochkonzentriert bei Säuglingen zur Blausucht führen. Nitrat kann unter Umständen in Nitrosamine umgewandelt werden im Körper und so Krebs auslösen. Der Grenzwert liegt zwar bei 50 Milligramm je Liter, aber der empfohlene Richtwert wurde mit 25 Milligramm je Liter angegeben. Die enormen Nährstoffüberschüsse, die in den Boden gelangen, müssen reduziert werden.

Auch eine sofortige Maßnahme wird sich erst langfristig auswirken. Das aktuell ins Grundwasser gesickerte Nitrat ist eine tickende Zeitbombe. Nitrat verseuchtes Wasser aufzubereiten verursacht enorme Kosten, die wir bald anhand unserer Wasserrechnung spüren werden. Interessehalber habe ich heute bei meinem zuständigen Wasserwerk angerufen und mich nach den Nitratwerten im Leitungswasser hier erkundigt. Wir haben einen Superwert von 11,7 Milligramm pro Liter. Vielleicht wäre das auch für euch mal ganz interessant, euren Nitratwert im Leitungswasser zu erfahren. Oder kennt ihr den bereits?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Die Bauernlobby wehrte sich gegen ein neues Güllekataster. Auch die geplante Düngeverordnung beäugen die Landwirte kritisch.

Dass die sich wehren ist doch klar, versauen erst aus Gründen der Gewinnmaximierung die Böden und wenn dieses Vorgehen dann reguliert werden soll gehen sie auf die Barrikaden. Nach dem Verursacherprinzip sollten dann auch die Landwirte für die eventuellen Mehrkosten aufkommen und nicht die Wasserverbraucher.

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» info-hotline » Beiträge: 192 » Talkpoints: 123,70 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ja, da hast du schon recht. Ich nehme an, dass die Landwirte einfach die Augen zugemacht haben und trotzdem mehr gedüngt haben, als sie durften, mit dem Hinweis, wird schon nicht so schlimm werden. Jetzt dürfen wir alle diese Uneinsichtigkeit bezahlen. So scheint es überall im Leben zu sein. Als Einzelner kannst du nichts dagegen machen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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